1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. «Fliegender Traualtar»: «Fliegender Traualtar»: Pilot will Trauzeuge bei Hubschrauber-Hochzeiten werden

«Fliegender Traualtar» «Fliegender Traualtar»: Pilot will Trauzeuge bei Hubschrauber-Hochzeiten werden

Von detmar oppenkowski 31.01.2013, 13:11

Roitzsch/oppin/MZ. - Liebe fliegt in der Luft. Doch bevor die angehenden Eheleute sich auf Wolke Sieben das Ja-Wort geben können, muss Marco Ruschel die einmotorige "Robinson R 44" zunächst gen Himmel abheben lassen. "Delta, Hotel, Foxtrott, Charlie, Zulu", meldet der Pilot das Kennzeichen der Helikopters "D-HFCZ" an den Tower in Oppin und erhält sogleich die Starterlaubnis.

Während die Rotorblätter geräuschvoll durchdrehen, setzt sich nun auch die Standesbeamtin die Sprech-Funk-Kopfhörer auf und beginnt die Trauzeremonie. "Einander zu haben und zu halten, von diesen Tag an, in guten wie in schlechten Zeiten, in Armut und Reichtum, in Krankheit und Gesundheit, zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod uns scheidet", wiederholt das Pärchen das Ehegelübde. Mit dem Tausch der Ehreringe wird dann der Bund fürs Leben besiegelt - in 600 Metern Höhe und mit einem Rundumblick über die Goitzsche.

Noch ist die beschriebene Szene fiktiv. Doch das Roitzscher Unternehmen "Helikohn" will diese Idee möglichst bald Wirklichkeit werden lassen.

"Den Hubschrauber haben wir, der Pilot ist startklar - jetzt müssen wir uns nur noch mit den Standesämtern verständigen", sagt Annet Grothe. "Und wir brauchen eine Braut, die sich traut." Im Auftrag der Firma Kohn ist Grothe für die Disposition des Hubschraubers verantwortlich. "Ob Heiratsantrag, Verlobung oder eben die Eheschließung - über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos."

Das trifft auch auf das geografische Einsatzgebiet zu. Zwar stehe der Helikopter jahreszeitlich bedingt noch in einer Halle auf dem Flugplatz Oppin. Aber es sei vorgesehen, dass er im Frühjahr nach Roitzsch verlegt wird. "Doch Pärchen müssen nicht unbedingt hier heiraten, denn die Maschine kann fast überall starten und landen."

Und so wäre es denkbar, dass sich die Hochzeitsgesellschaft beispielsweise auch auf der Halbinsel Pouch treffen könnte und das Brautpaar von hier aus in die Luft startet und über die Goitzsche kreist.

Allerdings wendet die Standesbeamtin der Gemeinde Muldestausee, Yvonne Naumann, folgendes ein: "Für eine standesamtliche Hochzeit braucht es Dokumente und einige Unterschriften." Das alles in der Luft zu erledigen, stelle sie sich schwierig vor. "Zumal die Traustätte gewidmet sein muss und Standesbeamte nur innerhalb ihres Zuständigkeitsgebietes die Eheschließung vollziehen können." Befände sich der Hubschrauber außerhalb dieses Bereichs, besäße die Ehe keine Gültigkeit. Daher schlägt sie einen Kompromiss vor. "Am besten wäre es sicherlich, wenn die Eheurkunde im Standesamt unterzeichnet wird und die Zeremonie anschließend in der Luft stattfindet."

Dieser Akt würde dann nicht von einem Standesbeamten, sondern von einem Theologen oder freien Redner vollzogen. So oder so, für die Eltern, Schwiegereltern und die Brautgesellschaft bliebe dennoch kein Platz, da der fliegende Traualtar nur über vier Sitze für Braut, Bräutigam, Piloten und den Redner verfügt.

Um dennoch an dem schönsten Moment im Leben zweier Menschen teilhaben zu können, denkt man laut Annet Grothe darüber nach, die Hochzeit in der Luft mit Bild und Ton auf die Erde zu übertragen.

Dabei steht dann auch wieder Pilot Marco Ruschel im Rampenlicht, denn er muss nicht nur den Hubschrauber fliegen, sondern fungiert zugleich als schwindelfreier Trauzeuge. Nach etwa 20 Minuten endet dann die himmlische Trauung mit dem wichtigsten Satz: "Sie dürfen die Braut jetzt küssen."