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Flaute an der Steckdose Flaute an der Steckdose: Ladestationen für E-Autos in Bitterfeld-Wolfen kaum genutzt

Von Tim Fuhse 14.02.2019, 06:00
Die Ladesäule auf dem Gelände des Autohauses Otto Grimm war die erste ihrer Art in Bitterfeld-Wolfen.
Die Ladesäule auf dem Gelände des Autohauses Otto Grimm war die erste ihrer Art in Bitterfeld-Wolfen. André Kehrer

Bitterfeld-Wolfen - Ein wenig verlassen wirkt Bitterfeld-Wolfens Pionier tatsächlich. Die beiden Parkflächen vor der hüfthohen grünen Säule auf dem Gelände des Autohauses Otto Grimm in der Zörbiger Straße sind an diesem bewölkten Vormittag leer geblieben.

Schilder am Bordstein zeigen einen Wagen mit Kabel und Stecker. Seit fast fünf Jahren können Autofahrer ihre Elektrofahrzeuge hier mit Strom „betanken.“ Bislang geschieht das eher selten. „Es sind vielleicht fünf bis zehn Autos im Monat“, schildert Toralf Herbst, der wenige Meter weiter als Verkaufsberater im Autohaus arbeitet. Vor allem am Wochenende hänge ab und zu ein Wagen an der Steckdose.

Erste Station in Bitterfeld-Wolfen im Frühjahr 2014 eröffnet

Eine Million Elektroautos wollte die Bundesregierung ursprünglich bis 2020 auf deutschen Straßen sehen, um die Energiewende voranzutreiben. Jüngst musste das Ziel um zwei Jahre verschoben werden. Denn massentauglich ist die Technologie noch nicht geworden.

Auch nicht auf dem Grimm-Gelände, wo die Stadtwerke im Frühjahr 2014 Bitterfeld-Wolfens erste „E-Tanke“ errichtet haben. Mittlerweile betreibt das städtische Unternehmen vor Ort drei Ladestationen. Dazu kommen mehrere Säulen, die von anderen Anbietern unterhalten werden.

Drei bis vier Autos zapften derzeit monatlich an jeder Säule der Stadtwerke

Überall gleicht sich das Bild: „Es sind wenige Ladevorgänge pro Monat“, sagt Thomas Glauer, Prokurist bei den Stadtwerken. Drei bis vier Autos zapften derzeit monatlich an jeder Säule - „normal im Hinblick auf dieses sich erst entwickelnde Thema.“

Dass die Ladestationen zunächst nur spärlich genutzt werden würden, sei den Stadtwerken bewusst gewesen. „Das ist ein Punkt, wo man in Vorleistung geht, in die Zukunft investiert“, erläutert Glauer. Die magere Ausbeute wird dafür vorerst akzeptiert. Immerhin: Seit Anfang des Jahres nehmen die Stadtwerke an den einst kostenlosen Ladesäulen erstmals Geld von Autofahrern. Knapp 40 Cent kostet die Kilowattstunde.

Der Ertrag hält sich bislang gleichwohl in Grenzen. „Sicherlich sind wir nicht zufrieden“, sagt der Prokurist. Aber es gebe vor Ort schlichtweg noch sehr wenige Elektrofahrzeuge.

Genauer gesagt: 58. So viele Elektroautos sind laut Verwaltung derzeit im Landkreis Anhalt-Bitterfeld zugelassen. Dazu kommen 438 Hybrid-Fahrzeuge, die neben anderen Kraftstoffen auch Strom tanken können. Im ganzen Bundesland sind es nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts gerade einmal 964 Elektroautos, dazu immerhin 6.332 Hybridwagen.

Energieversorger enviaM will in diesem Jahr vier weitere öffentliche Säulen errichten

Nichtsdestotrotz: Die Strom-Tankstellen mehren sich auch vor Ort. Das Chemieunternehmen Miltitz Aromatics richtet Ende des Monats nach eigenen Angaben in Wolfen eine Ladestation für die Belegschaft ein. Energieversorger enviaM will in diesem Jahr vier weitere öffentliche Säulen errichten: in Bitterfeld und Sandersdorf-Brehna sowie zwei in Muldestausee.

Seit rund einem Jahr betreibt das Unternehmen zudem bereits eine Strom-Tankstelle in der Bitterfelder Niels-Bohr-Straße. „Hier gab es bis einschließlich Januar 2019 zirka 174 Ladevorgänge“, so Sprecher Maxi Rudolph. Man gehe aber davon aus, dass die Säulen in Zukunft besser angenommen werden.

Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen: „Wir wollen das Thema anschieben“

Das wünschen sich auch die Stadtwerke. „Wir wollen das Thema anschieben“, sagt Thomas Glauer. Man könne vor Ort Infrastruktur für Elektroautos schaffen, so seinen Teil beisteuern. Für dieses Jahr sind weitere Ladestationen geplant, unter anderem am Bitterfelder Bahnhof. Und auch auf der Straße gehen die Stadtwerke mit gutem Beispiel voran: Zu seinem Fuhrpark zählt das städtische Unternehmen auch vier E-Autos.

Bis an der „E-Tanke“ beim Autohaus Otto Grimm reger Betrieb herrscht, werden wohl noch einige dazu kommen müssen. (mz)

Ein Elektroauto-Symbolbild markiert die Parkbucht vor der Ladesäule.
Ein Elektroauto-Symbolbild markiert die Parkbucht vor der Ladesäule.
André Kehrer