Fast zehn Tonnen schwerer «Sea King» überfliegt Wolfen
BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Das hat ein Mann angekündigt, der es genau wissen muss: Kapitänleutnant Thomas Graunke, Diplom-Ingenieur und Technischer Offizier beim Marinefliegergeschwader (MFG) 5, das an der Kieler Förde stationiert ist. Für den 44-Jährigen ist dieser Überflug so etwas wie ein Gruß an seine Heimatstadt. Graunke kommt aus Wolfen, hat die Wilhelm-Pieck-Oberschule besucht und bei der PGH "Gute Fahrt" Kfz-Schlosser gelernt, bevor er zum Maschinenbau-Studium nach Löbau gegangen ist. Nun kann er bereits auf 25 Dienstjahre bei der Marine zurückblicken. In der Technischen Gruppe des MFG 5 ist er zuständig für die Einsatzbereitschaft nicht nur des Helikopters, der am Donnerstag von Kiel über Berlin und Leipzig nach Tannheim fliegt, sondern für insgesamt 21 Sea King-Maschinen.
Die Hubschrauber sind weltweit zur Seenotrettung im Einsatz und dabei Teil des Such- und Rettungsdienstes SAR (search and rescue).
"Die SAR-Hubschrauber sind so etwas wie Krankenwagen auf See - robuste Maschinen, die auch noch bei Windstärke 10 Menschen bergen können", sagt Graunke. Ob es sich um einen Herzinfarkt auf einem Luxusliner oder um einen Verletzten auf einem Fischkutter, einen Krankentransport von Helgoland nach Hamburg oder um einen Unfall auf einer Bohrinsel handelt - die Marinehubschrauber starten auch unter schwierigen Wetterbedingungen, bei denen andere Rettungsdienste passen müssen. Ausgerüstet mit Nachtsichtgeräten, Schlingen, Körben und anderen Spezialgeräten können die in England gebauten Sea Kings innerhalb von 15 Minuten starten, um Hilfe zu bringen.
Für die jeweilige Rettungs- und Einsatzausrüstung ist Thomas Graunke mit seinen Technikern zuständig. Mitunter sind dabei knifflige Aufgaben zu lösen. Für den Transport eines Babys mit einem Inkubator musste zum Beispiel das Elektrosystem verändert werden. Die Kieler Marineflieger waren nicht nur an spektakulären Rettungsaktionen in Nord- und Ostsee beteiligt, sie halfen auch nach der Tsunami-Katastrophe in Indonesien und in anderen Ländern.
Bei den Einsätzen ist Thomas Graunke meist nicht mit an Bord. Doch am Donnerstag, wenn der Hubschrauber Bitterfeld-Wolfen überfliegt, sitzt er mit in der Maschine und wird seine Heimatstadt, in der seine Eltern, die drei Schwestern und seine Lebensgefährtin leben, von oben sehen. Obwohl er die Stadt schon vor Jahrzehnten in Richtung Küste verlassen hat, ist eine enge Bindung geblieben. "So schön es in Schleswig-Holstein auch ist, ich kann mir vorstellen, nach meiner Dienstzeit nach Wolfen zurückzukommen", sagt er.
Doch diese Entscheidung liegt noch in weiter Ferne. Jetzt widmet sich der Kapitänleutnant voll und ganz seinem Auftrag bei der Marine. Einen Eindruck davon können sich Besucher am 26. Juni 2010 beim Tag der offenen Tür des MFG 5 in Kiel-Holtenau verschaffen. Dabei besteht Gelegenheit, nicht nur die Sea Kings, sondern auch viele andere Luftfahrzeuge aus zehn Nationen zu besichtigen, die am SAR-Treffen teilnehmen, für das Graunke mitverantwortlich ist.
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