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Fast wie die Heinzelmännchen aktiv

Von SILKE UNGEFROREN 06.05.2009, 17:00

WOLFEN/MZ. - Doch als die Mädchen und Jungen am Nachmittag wieder in ihrer Einrichtung eintrafen, erkannten sie das Außengelände nicht wieder. Alles neu und schön und grün, statt Beton ein riesen Areal zum Spielen, Lernen und Entspannen. Mit Sandkasten und Matschkuhle, mit Kräutergarten, Sträuchern und neu gepflasterten Wegen. Waren hier Heinzelmännchen am Werk?

So fleißig wie jene Wesen waren die Akteure, die hier seit früh "gewütet" haben, allemal. Doch Heinzelmännchen waren es nicht, und heimlich kamen sie ebenfalls nicht. Es waren rund 50 Mitarbeiter der Heraeus Quarzglas GmbH vom Standort Greppin, die hier gemeinsam mit anderen Firmen einen Natur-Kinder-Garten errichteten.

Wie es dazu kam, erzählt Kita-Leiterin Jeanine Lamm gern. Weil die integrative Einrichtung für behinderte und nichtbehinderte Kinder seit einigen Monaten flexiblere Öffnungszeiten von 5.30 bis 20.30 Uhr anbietet, wurde die Sozialbeauftragte des Heraeus-Stammsitzes in Hanau auf sie aufmerksam. Und als Heidi Ranke der Kita einen ersten Besuch abgestattet hatte, war ihr klar: Hier werden wir helfen. Kurze Zeit später schon flatterte der erste Scheck ins Haus: Von der Geschäftsführung der Heraeus Holding GmbH in Hanau wurden 3 000 Euro zur Verfügung gestellt.

"Für den Umbau unserer Küche samt neuer Einrichtung", sagt Jeanine Lamm begeistert. "Dort entsteht jetzt ein Kinder-Restaurant, wo nicht nur gemeinsam gegessen, sondern auch gekocht und gebacken werden kann - auch zusammen mit den Eltern." Die Sanierung läuft auf Hochtouren, und wenn alles fertig ist, dann können die frischen Zutaten für das Essen auch gleich aus dem neu entstandenen Kräutergarten geholt werden.

Dass das Projekt "Außengelände" ebenfalls in Angriff genommen wurde, entstammt einer Idee von Christian Nasarow, dem Werkleiter bei Heraeus in Greppin. "Wir wollten spontan eine Aktion starten", erklärt er gegenüber der MZ. "Einen Tag der Gemeinschaft, wie er bei amerikanischen Firmen zum Alltag gehört. Als Team-Event für unsere Belegschaft, wo sich alle auf Augenhöhe begegnen - ob aus der Geschäftsleitung oder aus der Produktion." Und so wurde es dann Mittwoch auch realisiert.

Ganz allein haben die Leute von Heraeus aber nicht gewirkt. "Wir gewannen viele Unternehmen der Region und auch die Stadt, die uns schon bei den Vorarbeiten und auch jetzt bei der Umsetzung geholfen haben", freut sich Nasarow. Außerdem wurden alle Zulieferer angeschrieben und um Mithilfe gebeten - ob mit Geld oder anders. So stehen 18 Firmen mit 4 800 Euro Geldspenden und elf Unternehmen mit über 10 000 Euro an Sachleistungen zu Buche. Mit der Arbeit der Heraeus-Mitarbeiter, die für diesen Tag vom Unternehmen freigestellt wurden, kommen weitere 9 000 Euro hinzu.

Dass man sich für die Kita der Lebenshilfewerk Anhalt gGmbH entschloss, begründet Nasarow: "Wir wollten trotz der wirtschaftlichen Gesamtsituation in die Zukunft investieren - und das sind nun mal die Kinder."

Für das sechsköpfige Erzieherteam und seine 48 Schützlinge zwischen zwei und sechs Jahren wurde damit ein Traum wahr, "an den ohne diese Aktion in den nächsten zehn Jahren nicht zu denken gewesen wäre", so Jeanine Lamm dankbar. Nicht nur im Hinblick darauf, dass hier sehr viel Wert gelegt wird auf das Lernen und Spielen in der Natur und auf ökologischer Basis. Und es gibt noch einen weiteren Gewinn: die entstandene Partnerschaft zu Heraeus und auch zu Hanau, denn mit dem dortigen Familienzentrum haben die Wolfener bereits Kontakte geknüpft.