Fans von HFC und FCM? Fans von HFC und FCM?: Fußball-Graffiti sorgen für Frust - Belohnung ausgelobt

Thalheim - Für den Thalheimer Marcel Urban ist jetzt Schluss mit lustig. „Die Schmierereien erreichen in Thalheim den Höhepunkt“, sagt er. 50 Euro ist dem Kreistagsmitglied (CDU) die Sache wert, dass die Graffiti-Schmierer auf frischer Tat ertappt werden. Das hat er unlängst auf Facebook veröffentlicht. Und das Echo ist groß. Zwei Thalheimer legen jeweils 50 Euro drauf.
Seit mindestens zwei Jahren, sagt er, sind illegale Graffiti ein großes Thema im Ort. „Das ärgert uns. Vermehrt sind Einwohner an mich herangetreten, um etwas dagegen zu unternehmen.“ Telekom-Kästen und Buswartehäuschen sind beschmiert, Straßenschilder beklebt. Und fast immer sind es Buchstaben-Kombinationen, die auf Fußball-Fans schließen lassen: HFC, 1. FCM.
Massiver Vandalismus in Zörbig
Auch einige Kilometer weiter gibt es Leute, die sich unbändig ärgern: Im Stadtbild von Zörbig finden sich genau die gleichen Graffiti. Und nicht nur das. In den letzten Tagen, sagt Bürgermeister Matthias Egert (CDU), zeigen sich Spuren von massivem Vandalismus. So wurden Bänke zerstört - am Brunnen, am Wall, im Breitscheid-Park. Einige wurden in den Teich geworfen, andere zertreten, die Fundamente aus der Erde gerissen. Im Stadtbad, an der Wassermühle und anderswo - Zerstörungswut.
„Die Polizei ist eingeschaltet“, so Egert. In Bitterfeld und auch in Köthen, sagt Hauptkommissar Michael Däumich vom Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld, sind ebendiese Graffiti bekannt. Schmierereien - und die meist mit Bezug zum Fußball - seien ein ständiger Begleiter, so der Polizist. „Es ist ganz schwierig, jemanden zu greifen. Die Sprüher machen das meist nachts. Aber es ist uns trotz allem schon öfter gelungen, jemanden zu überführen. Meist auf Zeugenaussagen hin. Deshalb sind wir an jedem Hinweis und jeder Zeugenaussage sehr interessiert. “
Nicht nur die Polizei. Marcel Urban strebt sogar an, 500 Euro zusammenzubekommen, damit die Leute noch besser hinschauen. Die zustimmenden Kommentare, die er auf seinen Facebook-Eintrag bekommt, mehren sich. Für Marko Bussler zum Beispiel sind es keine Unbekannten, wie er schreibt. „Ihr wisst doch ganz genau, wer es war. Das Gleiche ist mit den Bänken an der Thalheimer Uhr - früher habe ich da gesessen und heute ist alles weg, weil die eigene Jugend es zerstört.“ Doch bis dato konnte noch niemand auf frischer Tat ertappt werden. „Und bis dahin gilt die Unschuldsvermutung“, erklärt der Thalheimer Ortsbürgermeister Uwe Bruchmüller (CDU).
Doch auch ihm reicht’s. Er hat die Stadt Bitterfeld-Wolfen aufgefordert, bei der Polizei Anzeige wegen Sachbeschädigung zu erstatten. Gegen Unbekannt. Oder hat er eine Ahnung, wer zumindest in Thalheim dahinterstecken könnte? „Ich habe mit demjenigen gesprochen, den ich vermute“, sagt er. „Es geht nicht darum, jemanden hochzuziehen, sondern darum, dass es aufhört. Dass die Werte geachtet werden. Und sie sollen putzen, den Dreck wegmachen, den sie hinterlassen.“
So sieht es auch Bürgermeister Egert in Zörbig. Mehrere tausend Euro sind nach seinen Worten in seiner Stadt durch den neuerlichen Vandalismus erstmal dahin. „Und ganz viel ehrenamtliches Engagement“, stellt er fest. Auf rund 200 Millionen Euro übrigens summieren sich jährlich die durch illegale Graffiti verursachten Kosten. Das stellt eine Studie des Deutschen Städtetags fest.
Thalheims Ortsbürgermeister will ein Gegengewicht setzen
Bruchmüller will’s gegen Schmierereien noch auf einem anderen Weg versuchen. Ein Gegengewicht setzen. Zum Beispiel will er die neu installierten Schaltkästen im Ort mit der Jugendgruppe des Heimatvereins und anderen jungen Leuten künstlerisch gestalten.
„Ich habe schon mit ihnen gesprochen“, sagt er. Die Bühne am Festplatz übrigens wurde auf diese Art mit der Malerin Anke Schön-Erhart aus Holzweißig über das Projekt „Demokratie leben“ so gestaltet. Die dürfte nun unangetastet bleiben. Denn für echte Sprayer ist „crossen“ tabu. (mz)