Ackerland auf roter Liste Erst kämpften Anhalts Bauern gegen die Dürre, jetzt machen die Nitrate auf den Ackern Probleme
Warum sie dennoch guter Hoffnung sind.

Salzfurtkapelle - 183 Mitglieder aus 140 Agrarbetrieben bewirtschaften im Gebiet des Bauernverbandes Anhalt 58.000 Hektar Land. Allerdings sind ihnen auf einem Drittel davon die Hände in Sachen Düngen weitgehend gebunden. Es sind sogenannte rote Gebiete. Der Boden ist nitratbelastet. „Wir dürfen dort nach der Düngemittelverordnung nicht ran“, sagt Thomas Külz, Vorsitzender des Verbandes.
Das Problem: Die Ursache für die hohe Nitratkonzentration auf 22.500 Hektar Land kann niemand genau erklären. Die Verordnung legt die Schuld in die Hände der Bauern, die womöglich durch jahrelanges Einbringen von künstlichem und natürlichem Dünger für die hohen Werte sorgten. „Aber stimmt das? Das kann doch noch andere Ursachen haben“, sagt Külz. Die Debatte um die Verordnung und das Düngen hat auf jeden Fall den erstmals online ausgerichteten Kreisbauerntag mit geprägt.
„Wir haben uns Beistand gesichert. Fachleute werden klären, was mit dem Boden ist“
Fest steht, dass die Bauern nicht mehr wortgewaltig demonstrieren oder wie im Jahr 2020 im Traktorenkonvoi gen Berlin rollen wollen. „Wir haben uns Beistand gesichert. Fachleute werden klären, was mit dem Boden ist“, erklärt der Anhalter Bauernchef. Die Rede ist von einem Gutachten, das zeigen soll, ob Nitrate nicht auch auf anderem Wege als über die Düngung in den Boden gelangten.
Die Bauern haben Geld gesammelt für die Untersuchung und hoffen auf Aufklärung. Sollten sie Schuld haben, stellen sie sich der Verantwortung. Das sagen die Landwirte deutlich.
2020 fiel die Ernte zwar etwas besser als im Jahr zuvor aus, leicht war das Jahr dennoch nicht
Der Fachmann und auch der geübte Laie kann jetzt bereits sehen, auf welchen Flächen weniger oder gar nicht gedüngt worden ist. Es wächst einfach weniger. Und das nach mehreren Trockenjahren, die die Bauernschaft belastet haben.
2020 fiel die Ernte zwar etwas besser als im Jahr zuvor aus. Leicht war das Jahr dennoch nicht. Zur Trockenheit gesellten sich Spätfröste und eine gebietsweise extreme Mäuseplage. Verluste - etwa bei der Wintergerste - waren nicht von der Hand zu weisen. Und klar: Den Bauern ging es deshalb richtig ans Geld. „Einige Betriebe leben heute erst einmal nur von den Banken“, erklärt Thomas Külz und zählt weitere Problemfelder auf.

Lage in der Schweinehaltung ist katastrophal, die Abnahme von Fleisch deutlich zurückgegangen
Die Lage in der Schweinehaltung ist katastrophal. Die Abnahme von Fleisch ist deutlich zurückgegangen, der Export nach Asien eingeschlafen. „Und der Milchmarkt dümpelt vor sich hin. Der Preis ist betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellbar.“ Auch das gemeinsame Auftreten von Betrieben habe nicht den großen Erfolg gebracht.
Also alles negativ für Anhalts Bauern? So weit geht der Verbandschef nicht. Zwar vermisse er analog der Kohle- eine Bauernmilliarde zur Unterstützung. „Dann machen wir noch mehr Blühwiesen, keine Frage.“ Aber alles in allem sei die Saat des Frühjahrs gut aufgegangen. Und das, obwohl es schon wieder wenig Niederschläge gebe. Und auch die Tiere entwickeln sich prächtig. (mz)