Erfahrungen aus Friedersdorf mit Flüchtlingsunterkunft Erfahrungen aus Friedersdorf mit Flüchtlingsunterkunft: "Man darf nicht alle über einen Kamm scheren"

Friedersdorf - Am Ortsrand von Friedersdorf leben seit über 20 Jahren Asylsuchende in einer Gemeinschaftsunterkunft. Aus aktuellem Anlass hat sich MZ-Mitarbeiter Stefan Schröter mit dem dortigen Ortsbürgermeister Karsten Döring (CDU) über die Erfahrungen im Ort mit den derzeit rund 260 ausländischen Unterkunfts-Bewohnern unterhalten.
Viele Roitzscher Einwohner lehnen die geplante Unterkunft in ihrem Ort ab, unter anderem aus Angst vor Übergriffen. Sind diese Sorgen berechtigt?
Döring: Wir haben in Friedersdorf all die Jahre keine nennenswerten Probleme mit den Flüchtlingen gehabt. Das haben wir am Montag auch noch mal im Ortschaftsrat festgestellt.
Und was ist mit den Befürchtungen vor Übergriffen und der Kriminalität?
Döring: Übergriffe auf Einwohner sind in Friedersdorf nicht bekannt. Ein Anstieg bei Diebstählen oder Einbrüchen, der auf Flüchtlinge zurückzuführen wäre, ebenfalls nicht. Wenn kleinere Gesetzesverstöße festgestellt wurden, dann hat man die Übeltäter bestraft. So mussten in den vergangenen Jahren mehrfach Ausländer im Bauhof soziale Dienste leisten.
Wie sind allgemein Ihre Erfahrungen mit den über 200?Flüchtlingen?
Döring: Ich habe nicht den Eindruck, dass sie das Dorfbild ändern. Man sieht ab und zu ein paar Ausländer durch die Straßen laufen, sie in Muldenstein oder Friedersdorf einkaufen gehen. Manche sind inzwischen in Vereinen integriert, spielen Fußball in Friedersdorf oder Mühlbeck und Gräfenhainichen.
Was würden Sie den Roitzschern mit auf den Weg geben, wenn im April die ersten Flüchtlinge in die dort geplante Unterkunft ziehen?
Döring: Ruhe bewahren. Längst nicht alle Asylsuchenden, die herkommen, wollen randalieren oder – wie in Köln – übergriffig werden. Man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Viele sind einfach froh, dass sie eine neue Bleibe bekommen. Es muss nicht alles gut laufen in Roitzsch, vieles hat dabei auch der Betreiber in der Hand, wie er sich um die Menschen kümmert. Selbstverständlich erwarte ich, dass sich alle an unsere Gesetze halten. (mz)
