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Englische Forscher im Solar Valley Englische Forscher im Solar Valley in Thalheim: Was passierte nach dem Solarboom?

Von Detmar Oppenkowski 07.03.2019, 13:35
Andrea Brock und Andrew Hook sind aus dem englischen Sussex angereist, um zu den sozialen Auswirkungen nach der der Solarpleite im Thalheimer Solar Valley zu forschen.
Andrea Brock und Andrew Hook sind aus dem englischen Sussex angereist, um zu den sozialen Auswirkungen nach der der Solarpleite im Thalheimer Solar Valley zu forschen. André Kehrer

Thalheim - Andrea Brock und Andrew Hook sind auf Spurensuche. Die beiden Sozialwissenschaftler sind im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes aus dem englischen Sussex ins deutsche Thalheim gereist, um die Frage zu klären, was die sozialen Schattenseiten der Energiewende sind.

Zum Hintergrund: Als es in den Nullerjahren einen Solarboom gab und Q-Cells wie Phönix aus der Asche stieg, wurden Tausende Arbeitsplätze im Solar Valley in Thalheim geschaffen. Nachdem die Produktion nach Asien verlagert und das Unternehmen an Hanwha aus Südkorea verkauft wurde, ist nur noch ein Bruchteil der Mitarbeiter dort beschäftigt. „Uns interessiert nun, was die genauen Auswirkungen dieser Entwicklung vor Ort sind“, so Andrew Hook.

Um die Frage zu beantworten, waren die beiden Forscher für mehrere Tage in und um Thalheim unterwegs und sprachen mit vielen Menschen. Dazu gehörte auch Thalheims Ortsbürgermeister Manfred Kressin. Er hatte damals die Weichen für die Ansiedlung der Solarindustrie in der Region gestellt.

Die verpasste Chance, einen „globalen Player im Osten zu etablieren“

Doch was hat er den Gästen von der Insel genau erzählt? „Ich habe den Werdegang der ganzen Geschichte geschildert - angefangen von der großen Euphorie bis hin zur Produktionsverlagerung.“ Auch über die verpasste Chance, einen „globalen Player im Osten zu etablieren“, habe er gesprochen. „Dennoch hat Hanwha Q Cells die Bereiche Forschung und Entwicklung weiterhin in Thalheim. Das darf man nicht unterschlagen“, sagt Kressin.

Eine Stimme von vielen, die die Wissenschaftler in den vergangenen Tagen eingefangen haben. Zu welchem Zwischenfazit kommen sie nun? „Unsere Vorstellung war, dass die sozialen Auswirkungen des Niedergangs der Solarindustrie viel dramatischer sind“, sagt Andrew Hook. Und Andrea Brock meint: „Aber was beispielsweise die Arbeitslosenquote oder den Lebensstandard anbelangt, haben wir nicht das vorgefunden, was wir erwartet hätten.“

Erste Ergebnisse werden noch in diesem Jahr publiziert

Durch die - wenn man so will - Feldstudie habe man gesehen, dass das Gesicht der Region nicht nur von der Photovoltaik, sondern beispielsweise auch von der Kohle oder der Chemie geprägt ist. „Die hiesige Geschichte ist ein dickes Buch, in dem die Solarindustrie nur zwei Seiten ausmacht. Das hat uns überrascht“, umschreibt Hook weitere Erkenntnisse.

Auch diese sollen in die Studie einfließen. Erste Ergebnisse werden noch in diesem Jahr publiziert. Der Name des gesamten Projektes, das im Jahr 2017 startete und noch bis 2020 läuft, lautet „INNOPATHS“. Das steht für „Innovation Pathways, Strategies and Policies for the Low-Carbon Transition in Europe“ und bedeutet so viel wie Innovationspfade und Strategien für den Übergang zu niedrigen Kohlenstoffdioxidemissionen in Europa. An dem von der Europäischen Union finanzierten Projekt nehmen 15 Forschungsinstitute in acht Ländern teil. Eines davon ist die Universität von Sussex in Großbritannien. (mz)