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Eine schräge Tasse für Stefan Raab

Von CHRISTINE KRÜGER 27.05.2009, 17:26

ROITZSCH/MZ. - "Firo", der quasi in jede Picknick-Tasche passt - und dazu ist er auch entwickelt worden, hat mehrere Designerpreise und international begehrte Awards bekommen.

Mit dem guten Stück, das aus technischer Keramik hergestellt ist, kann man im offenen Feuer kochen ohne dass das Fleisch ankohlt. Sein Geheimnis: Der Ofen, der zum Teil im Feuer liegt, wird wie eine Schublade bedient: Die kleinen Koch- und Essgefäße sind beweglich auf einer Schiene im Inneren befestigt, so dass das Essen auch quasi in Schieflage in Form bleibt. Und schließlich werden die im doppelten Sinne brandheißen Näpfchen mit der dazugehörigen Besteckkonstruktion (vorn Gabel, hinten Löffel) aus dem Ofen gehoben. Wärmeisolierende Taschen sorgen letztlich dafür, dass auch der langsamste Esser noch ein warmes Stück Fleisch in seinem Näpfchen hat.

Das Feuer als Herausforderung

Genau so stellt sich die junge Designerin nämlich einen romantischen, gesellig-gemütlichen Abend am faszinierenden Feuer vor. Und daher hat sie sich ein solches Thema für ihre Diplomarbeit gewählt. "Das Thema Feuer war von vornherein klar", sagt sie. "Zum Grillen, also Arbeiten mit der Glut, gibt es ja alles. Aber zum Lagerfeuer... Da ist noch vieles offen. Die größte Herausforderung war für mich, eine möglichst gleichmäßige Temperatur halten zu können." Zwei dicke Skizzenbücher hat sie mit ihren Ideen gefüllt. Bis endlich "Firo" fertig war. Doch hapert es mit der industriellen Fertigung. Andrea Nimtschke ist nach wie vor auf der Suche nach einer Firma, die das innovative Öfchen in Serie fertigt. Sie weiß, dass gerade das schwierig ist, denn die Liste der Anforderungen an die Produzenten ist lang.

Da hat sie schon manche Erfahrung gesammelt. Die Designerin, die nach ihrem Studium an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle seit 2006 selbständig ist, arbeitet inzwischen mit verschiedenen Porzellanmanufakturen in Deutschland zusammen, die ihre Entwürfe produzieren. Und das sind schon außergewöhnliche Stücke: eine Tasse, deren Henkel sich nach innen wölbt, ein Eierlikörbecher, der gefüllt aussieht wie ein aufgeschlagenes Ei, eine Tasse mit individuellem spiegelverkehrt gedrucktem Spruchband, das sich in der goldenen Untertasse spiegelt und anderes mehr. "Es ist schwierig, ein Produkt auf den Markt zu kriegen", weiß sie, "man muss herausstechen mit seinem Entwurf und viel Glück haben, dass eine Firma gerade sowas sucht." Denn nur ganz wenige, hat sie erfahren, probieren aus, sind risikobereit.

Aber sie weiß auch: "Man muss was machen, was bisher noch keiner gesehen hat - wegen der Aufmerksamkeit." Beispielsweise ein Snack-Gefäß-Teller-Set für Entertainer Stefan Raab entwerfen - Porzellangefäße mit den kleinen Hörnern, dem typischen Raab-TV-total-Logo. Andrea Nimtschke lacht verschmitzt und holt es hervor. "Er hatte immer so eine hässliche blaue Tasse auf seinem Schreibtisch stehen. Da hab ich eine neue für ihn entworfen", erzählt sie. "Und der kann man sogar noch ein Fell überziehen - Giraffe oder Kuh oder was weiß ich." Inzwischen hat sie Raab auch die Tasse geschickt. Man kann gespannt sein, wann diese im Fernsehen zu sehen ist.

Andrea Nimtschke hat sich inzwischen einen Namen gemacht. Und das Gefühl ist toll, sagt sie, wenn eine Firma auf sie zurück greift. Wie die in Süddeutschland ansässige Manufaktur Mahlwerck, die von ihrer Innen-Henkel-Tasse oder der Spiegelverkehrt-Tasse namens "Cioccolina" ganz angetan ist. Allerdings, gibt sie zu, ärgert sie sich auch, wenn Firmen ihre Vorschläge so lange ändern, bis sie in das gerade laufende Sortiment passen. "Ich hab mir schließlich was dabei gedacht."

Nur durch Zufall zum Design

Arbeiten mit Porzellan, sagt sie, macht ihr "total Spaß". "Es liegt mir, dreidimensional zu arbeiten." Dabei wollte sie ursprünglich Kommunikationsdesign studieren. Nur ein Zufall brachte sie in die Klasse Keramik / Glasdesign. Und dabei ist sie geblieben. Dem Grafikdesign übrigens widmet sie sich heute ebenfalls.