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Ein Weg mit Hindernissen Ein Weg mit Hindernissen: Seit Jahren gibt es Ärger um Zustand einer Straße in Raguhn

Von Tilo Krippendorf 21.10.2019, 12:04
Der Weinberg wurde schon mehrmals notdürftig aufgeschottert. Doch der Regen spült immer wieder große Schlaglöcher aus.
Der Weinberg wurde schon mehrmals notdürftig aufgeschottert. Doch der Regen spült immer wieder große Schlaglöcher aus. André Kehrer

Raguhn - Manche Wege sind lang und steinig. Das gilt auch für den Weinberg in Raguhn. Die Sackgasse beginnt an der Hauptstraße in der Nähe des Bahnübergangs und endet nach rund 650 Metern.

Das Wort „Straße“ ist für den Weinberg allerdings kaum angebracht, denn die Anwohner rumpeln hier seit Jahrzehnten mit ihren Autos eher über einen Feldweg. Hunderte Pfützen zieren den Weg am Freitag. Wie tief sie sind, lässt sich nur erahnen. Nun will die Stadt die Straße endlich sanieren, doch viele Anwohner sträuben sich.

„Ich bin vor 80 Jahren hier geboren worden und habe mein ganzes Leben hier gewohnt. Aber so schlecht wie jetzt war der Zustand noch nie“, erzählt eine Seniorin, die ihr Fahrrad den Berg hinaufschiebt. In der Zeitung will sie nicht namentlich erwähnt werden, erzählt aber, dass sie vor eineinhalb Jahren zu Fuß auf einer vereisten Pfütze stürzte und sich das Sprunggelenk brach. „Seitdem traue ich mich nicht mehr, Fahrrad zu fahren.“

Seit Jahrzehnten geht es um die Frage, wie der Weg in eine echte Straße verwandelt werden könnte

Der miserable Zustand des Weinbergs ist in der Stadt längst bekannt. Seit Jahrzehnten geht es um die Frage, wie der Weg in eine echte Straße verwandelt werden könnte - und darum, wer dieses Kunststück bezahlt. In dieser Woche beschäftigte sich der Ortschaftsrat von Raguhn mal wieder mit dem Thema, das in der Prioritätenliste inzwischen ganz nach oben gerutscht ist. Auch bei den Anwohner hat ihre Straße inzwischen hohe Priorität - Dutzende kamen zur Sitzung.

In einer Beschlussvorschlage sollten die Räte über den „grundhaften Ausbau“ beraten. Die Stadt Raguhn-Jeßnitz hat 300.000 Euro für den Bau eingestellt - nach Ansicht vieler ein viel zu geringer Betrag. Doch die Stadt setzt auch auf die Beteiligung der Anlieger an den Baukosten, und das nicht zu knapp. „Auf der Grundlage der vorläufigen Kostenannahme werden voraussichtlich Einnahmen aus Erschließungsbeiträgen in Höhe von 270.000 Euro erwartet“, heißt es in der Vorlage.

Soll heißen: die Anwohner sollen per Beitrag nachträglich 90 Prozent der Kosten übernehmen. Doch genau darum dürfte nun heftig gestritten werden. „Wir möchten, dass unsere Straße endlich gemacht wird, aber nicht zu einem solch hohen Preis“, erklärt Anwohner Jürgen Peters.

Der Ärger mit dem Weinberg hätte für die Stadt schon längst günstig erledigt sein können

Nach Ansicht der Anwohner müsste ihre Straße gar nicht neu „erschlossen“ werden, immerhin gebe es Wasserleitungen, Abwasserleitungen und Straßenbeleuchtung. Es würde also lediglich eine Anliegerstraße ausgebaut, was einen erheblichen Unterschied ausmacht. Dann würden nur 60 Prozent Straßenausbaubeiträge fällig. Da aber in Sachsen-Anhalt derzeit ein politischer Streit um die Beiträge tobt und diese vielleicht bald ganz abgeschafft werden, plädieren viele dafür, nun noch mal mit dem Ausbau zu warten.

Die Anwohner wollten sich an diesem Samstag versammeln, um sich über das weitere Vorgehen abzustimmen. Am 28. Oktober will dann die Stadt über Details eines Baus informieren. Ortsbürgermeister Steffen Berkenbusch (SPD) sagte nämlich im Ortschaftsrat: „Wir haben bisher noch keine konkreten Angebote für die Baumaßnahme. Es könnte also sein, dass es für alle Beteiligten noch wesentlich teurer wird.“

Der Ärger mit dem Weinberg hätte für die Stadt derweil schon längst günstig erledigt sein können. Denn vor zehn Jahren hatte die Deutsche Bahn angeboten, einen Teil des Weinberges im Zuge des Neubaus des Bahnübergangs in Raguhn zu sanieren. Das Angebot hatte der Stadtrat damals allerdings abgelehnt - aus Sorge um zunehmenden Lärm durch Lkw-Fahrten. Nun werden allerdings die Anwohner laut. (mz)

So berichtete die Mitteldeutsche Zeitung m September 2012 über den Weinberg.
So berichtete die Mitteldeutsche Zeitung m September 2012 über den Weinberg.
MZ