Ehepaar zieht einen Schlussstrich Ehepaar aus Bitterfeld-Wolfen zieht einen Schlussstrich: Rauballs gehen in den politischen Ruhestand

Bitterfeld - Gudrun und Werner Rauball haben lange mit sich gerungen und am Ende eine finale Entscheidung getroffen: Das Ehepaar, das im Bitterfelder Ortschaftsrat und im Bitterfeld-Wolfener Stadtrat zusammen die Fraktion „Kommunal.Sozial“ bildet, wird bei den Kommunalwahlen am 26. Mai 2019 nicht mehr antreten. Das hat der frühere Bitterfelder Bürgermeister anlässlich seines 70. Geburtstags am Mittwoch offiziell verkündet und mehrere Gründe für den gemeinsamen Entschluss genannt.
„Einerseits spielen persönliche Überlegungen, etwa das Alter, eine Rolle“, sagt Werner Rauball. Andererseits seien auch politische Entwicklungen ausschlaggebend gewesen. „Wir haben das Vertrauen in den Oberbürgermeister und den Stadtrat verloren.“ Denn häufig seien eigene Vorschläge pauschal abgeschmettert und sachliche Hinweise als Provokation aufgefasst worden.
Dass er den Einzug in den Stadtrat noch einmal geschafft hätte, daran hegt Werner Rauball keine Zweifel
Ein weiterer wichtiger Punkt: „Bevor wir unseren Entschluss fassten, haben wir zunächst das Gespräch und Mitstreiter gesucht. Doch am Ende haben wir nicht die personelle Unterstützung gefunden, die wir uns gewünscht hätten.“ So wäre eine vernünftige Besetzung der Gremien und die fundierte Auseinandersetzung mit den vielfältigen Stadtthemen nicht zu stemmen gewesen.
Dass er den Einzug in den Stadtrat noch einmal geschafft hätte, daran hegt Werner Rauball keine Zweifel. Schließlich, so sagt er, habe er 2014 mit über 2.000 Stimmen das stärkste Ergebnis im gesamten Stadtgebiet eingefahren.
Ob er dieses Resultat noch einmal erreicht hätte, ist zwar schwer abzuschätzen. Was man aber sagen kann, ist: Die Beurteilung von Werner Rauball ist unter den Stadtratsmitgliedern in den vergangenen vier Jahr weit auseinandergegangen. Spitzt man die Extreme zu, so kann man sagen: Während die einen ihn als scharfzüngigen Kritiker der Verwaltung schätzen, bezeichnen ihn andere - salopp ausgedrückt - als Nervensäge. Darauf angesprochen, sagt Werner Rauball: „Ich bin ein überzeugter Kommunaler und akzeptieren nicht alles, was von oben kommt. Daher sage ich, wenn ich anderer Auffassung bin.“
„Wenn man nur noch zu zweit im Stadtrat agiert, ist alles deutlich schwerer“
Das hat nicht nur die frühere Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos), sondern auch das ehemalige Fraktionsmitglied Marko Roye (Die Linke) zu spüren bekommen. Rauball, der 2014 auf der Linken-Liste zur Kommunalwahl angetreten war, sprach sich als Vorsitzender seiner damaligen Fraktion gegen Roye als Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl 2016 aus und plakatierte seine Unterstützung für einen parteilosen Einzelbewerber im ganzen Stadtgebiet.
Ein Affront. Nachdem Rauball im Frühjahr 2017 dann zuerst den internen Machtkampf bei den Linken verlor und wenig später zusammen mit seiner Frau aus der Fraktion austrat, gründeten beide zusammen „Kommunal.Sozial“. Seither habe man sich - so wie es der Fraktionsname sagt - vor allem kommunalen und sozialen Themen gewidmet. „Aber wenn man nur noch zu zweit im Stadtrat agiert, ist alles deutlich schwerer“, räumt Rauball ein.
Auch daher sei die bevorstehende Wahl ein guter Zeitpunkt, um einen Schlussstrich unter die Kommunalpolitik zu ziehen und sich anderen Dingen - etwa den Enkeln oder der Vereinsarbeit - zu widmen. „Dennoch werden wir in unserem politischen Ruhestand ein wachsames Auge auf das Geschehen im Ortschafts- und Stadtrat werfen“, sagt Werner Rauball abschließend. (mz)