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Doktor Liegerad Doktor Liegerad: Mediziner Karsten Schlösser aus Bitterfeld macht Hausbesuche auf drei Rädern

Von Andrea Dittmar 07.06.2020, 10:00
Karsten Schlösser versucht, seine Hausbesuche mit dem Liegefahrrad zu erledigen.
Karsten Schlösser versucht, seine Hausbesuche mit dem Liegefahrrad zu erledigen. André Kehrer

Bitterfeld - Autotür auf, Arzttasche rein, Tür zu - und schnell auf zum Patienten. Für Ärzte in ländlichen Regionen ist das Alltag. Auch für den Bitterfelder Mediziner Karsten Schlösser gehört das Unterwegs sein zum täglichen Geschäft. Nur liegt bei ihm die Tasche nicht auf dem Beifahrersitz, sondern er befestigt sie am Gepäckträger seines Liegefahrrads. Mit drei Rädern und Elektroantrieb macht er sich auf den Weg zu Hausbesuchen zwischen Bitterfeld und Wolfen.

Zu seinem besonderen Transportmittel kam der gebürtige Bitterfelder, als seine Handgelenke und die Halswirbelsäule Probleme machten. „Ich bin immer gern Rennrad gefahren und habe Fahrradtouren gemacht. Schon zu DDR-Zeiten war ich im Radwanderverein Bitterfeld, wir haben Ausflüge nach Prag oder zum Petersberg gemacht.“

Den Sport auf zwei Rädern aufzugeben kam also für Karsten Schlösser nicht in Frage. Nach einiger Suche fand er das dreirädrige Gefährt - ein Liegefahrrad mit nur zwei Rädern war ihm zu instabil. Eine glückliche Fügung, dass Karsten Schlösser jemanden fand, der solch ein Fortbewegungsmittel abgeben wollte.

Seiner eigenen Bequemlichkeit versucht der Allgemeinmediziner immer wieder beizukommen

In Marburg, wo er Medizin studiert hat, war das Liegefahrrad zuerst im Einsatz, später auch beim Pendeln mit der Bahn. Nach einer Scheidung zog es den 48-Jährigen vor sieben Jahren wieder in die alte Heimat – auch, um die Familientradition fortzuführen: Schließlich war schon seine Mutter hier eine bekannte Lungenfachärztin. Ihre alte Praxis im Familienhaus in der Schillerstraße 9 konnte Karsten Schlösser im Februar dieses Jahres übernehmen, nachdem die Nachfolgerin ausgezogen war. Und mit der Rückkehr stellte sich auch das private Glück wieder ein.

Für die täglichen Hausbesuche sei es natürlich verlockend, das Auto zu nehmen - aber seiner eigenen Bequemlichkeit versucht der Allgemeinmediziner immer wieder beizukommen. Er müsse an vieles denken: etwa die Tasche am Fahrrad zu befestigen oder den Helm mitzunehmen. Auf dem Liegerad sind dann auch schon mal Touren über 26 Kilometer zu Hausbesuchen kein Problem - Elektroantrieb sei Dank.

Bei schlechtem Wetter lässt er allerdings das Rad stehen und steigt doch ins Auto

Bei schlechtem Wetter lässt er allerdings das Rad stehen und steigt doch ins Auto, zum Beispiel, wenn er zu einem Termin nach Karlsfeld fährt. „Nur mit dem Fahrrad die täglichen Wege zu erledigen ist unmöglich, aber so oft es geht, das ist das Ziel.“ In Bitterfeld, Greppin oder Wolfen sei es nicht so selten, den Doktor mit dem Elektroantrieb anzutreffen. Auch mit einem elektrisch angetriebenen Renault Twizy ist Karsten Schlösser unterwegs, hinten die Arzttasche, vorn der Mediziner. Zwei Sitze hat der Elektroflitzer. Der steht, wenn er nicht gerade im Einsatz ist, auch vor der Praxis.

Die Rückkehr in heimische Gefilde hat der Arzt jedenfalls weder bei der Arbeit noch persönlich je hinterfragt. Auch wegen seiner Rad-Leidenschaft. „Die Gegend hier ist wunderbar zum Radfahren. Auch privat bin ich auf dem Liegefahrrad unterwegs und nehme meinen Hund mit“, berichtet er. (mz)