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Die "Trüffel-Rente" Die "Trüffel-Rente": Familie Edler plant mit Plantage in Roitzsch die Altersvorsorge

Von Sylvia Czajka 16.10.2019, 09:10
Jasmin Kölbel ist mit zwei Jahren die Jüngste bei der Pflanzaktion.
Jasmin Kölbel ist mit zwei Jahren die Jüngste bei der Pflanzaktion. André Kehrer

Roitzsch - Eichen, Buchen, Schwarzkiefer, Haselnuss - das wird Ines Edlers „Altersvorsorge“. Die Roitzscherin lacht. Noch ist vom finanziellen Reibach nichts zu sehen. Aller Anfang ist schwer. In diesem Falle zieht’s nach getanem Buddeln erstmal im Kreuz. Ines Edler und ihre Helfer sehen es sportlich: Sie sind dabei, die Grundlage für eine Trüffel-Plantage in Roitzsch zu legen.

Nicht für irgendeinen, sondern der Burgundertrüffel soll auf einem Hektar unterirdisch heranwachsen. So ist der Plan, sagt Ines Edler.

500 Setzlinge liegen bereit. Ihrem Aufruf zum privaten „Einheitsbuddeln“ auf einem Teil des Geländes der ehemaligen Zuckerfabrik folgten Freunde und Bekannte, Nachbarn, die an die Idee der 50-Jährigen fest glauben. Wie Giesela Mölau zum Beispiel. Sie ist Vorsitzende des Roitzscher Heimatvereins.

Natürlich zähle auch der Umweltgedanke

„Risikofreudigkeit sollte belohnt werden“, sagt sie. Natürlich zähle auch der Umweltgedanke. Es gebe wieder eine grüne Oase mehr im Ort, und es sei genau die richtige Jahreszeit zum Pflanzen. „Ich lass’ mich jedenfalls gern überraschen.“ Genau wie Ramona Kölbel. Die reiste aus Jeßnitz mit tatkräftiger Unterstützung an. Töchterchen Jasmin (2) hatte alle Hände voll zu tun.

Irgendwann will Ines Edler ihr Mittagessen mit Trüffelbutter veredeln. Wenn alles klappt. Erntezeit ist übrigens nicht von heute auf morgen. Geduld ist gefragt. In zehn Jahren rechnet die Trüffelliebhaberin mit den ersten „Früchten“ ihrer Arbeit.

Wie jeder Pilz brauche auch der Trüffel einen Baum, an dessen Wurzeln er sich ansiedeln kann, um eine Symbiose einzugehen, erläutert Ines Edler. All das brauche Zeit, viel Zeit. Um das Einmaleins über den Trüffelanbau zu erfahren, reiste sie bis an den Bodensee.

Dort lernte sie Bettina Koberstein kennen. Jene Frau, die gut betrüffelt das Leben genießt. Ob Burgunder- oder Perigord-Trüffel - Bettina Koberstein weiß, wovon sie spricht.

Kilopreis: etwa 400 Euro für den Burgunder- und 800 bis 1.000 Euro für Perigord-Trüffel

Mit den erdigen Kostbarkeiten sollte man sparsam umgehen. Die Edelpilze seien sehr geschmacksintensiv. Und sind zudem nicht für einen Apfel und ein Ei zu haben. Kilopreis: etwa 400 Euro für den Burgunder- und 800 bis 1.000 Euro für Perigord-Trüffel müsse man schon auf den Tisch legen, um in den Genuss zu kommen. Aber die Kenner wissen, schon wenige Gramm machen jedes Gericht besonders.

Doch bevor man das edle Naturprodukt verzehren kann, gibt es viel zu tun. Pilze wachsen nicht immer, weiß jeder Sammler. Und die Suche nach den Delikatessen erfordert zudem noch eine wahre Spürnase. Der Lagotto Romagnolo soll sie haben. Bei ihm stecke der Erfolg bereits im Namen. Er ist der Trüffel-Hund. Bettina Koberstein hat gleich drei rassige Vertreter davon. Die haben das richtige Gespür. Aber jeder andere Hund könne zum Trüffelhund avancieren. Es sei irgendwie auch eine Charakterfrage, erklärt Bettina Koberstein. Der auserwählte Vierbeiner sollte verspielt und verfressen sein. Das seien gute Voraussetzungen.

Bevor die Suche beginnen kann, heißt es erstmal für die Edlers hegen und pflegen

Doch bevor die Suche beginnen kann, heißt es erstmal für die Edlers hegen und pflegen. Ines Edler wird es nach ihrer Arbeit tun. Sie ist Lebensmittelchemielaborantin. Bis zur Rente ist noch eine Weile hin. Aber der Grundstein sei gepflanzt. Es gibt eine Brachfläche weniger. „Klimawandel geht uns schließlich alle an“, sagen die Roitzscher.

Wenn zudem noch eine kleine „Trüffel-Rente“ herausspringt, niemand wäre abgeneigt. Trüffelsahne oder -butter - die Edlers wären zufrieden. Zumal ja Familienzuwachs geplant ist. Ein Lagotto Romagnolo wird dann auch seine Nase in den Boden der ehemaligen Zuckerfabrik stecken. Dann hat auch die Trüffeljagd in Roitzsch begonnen. (mz)

Beim Trüffelverzehr geht es nicht nur um den Genuss, sondern auch um die Gesundheit. So kann man nachlesen, dass diese edlen Pilze neben ihren kulinarischen Qualitäten durchaus auch mit Nährstoffen glänzen.

Besonders ihr Gehalt an Eiweiß und Ballaststoffen ist bemerkenswert hoch; außerdem punkten Trüffel mit einem relativ hohen Anteil an Eisen (3,5 g/100 g).

So soll die exklusive Ernte aussehen: Burgundertrüffel.
So soll die exklusive Ernte aussehen: Burgundertrüffel.
imago images / imagebroker
Ines Edler und Tochter Leonie hoffen auf reiche Ernte in etwa zehn Jahren.
Ines Edler und Tochter Leonie hoffen auf reiche Ernte in etwa zehn Jahren.
André Kehrer