An der Autobahn 9 Die Dritte an der Tankstelle: Nadine Forstner setzt in Köckern West eine Familientradition fort
Köckern West ist seit Jahrzehnten in den Händen der Familie Forstner. Jetzt kümmern sich bereits Enkelin Nadine und ihr Team um die Reisenden an der A9.

Köckern/MZ - Erst Johanna und Toni (eigentlich Anton), dann Adelheid und Johannes, jetzt Nadine und künftig vielleicht Arne? Bloß nicht so voreilig, mahnt Nadine Forstner. Jetzt ist erstmal die dritte Generation dran. Die „Zapfhahnübergabe“ fand an der Tankstelle Köckern West nie mit großem Tamtam statt. Es bleibt ja schließlich in der Familie. Der Name Forstner und die heutige Bundesautobahntankstelle Köckern West wird meist im gleichen Atemzug genannt.
„Die Tankstelle bestimmt unser Leben. Ich kenne es nicht anders.“ Sie ist und bleibt Forstners zweites Zuhause. Von ihrem Haus in Köckern ist der Arbeitsplatz zu sehen, wenn man den Hals ein weinig streckt. Wer kann das schon. Die A 9 hat für die Forstners einen besonderen Charme. Die Geräusche bleiben, auch die Erinnerungen. Nadine Forstners Vater machte sich in Kindertagen schnell einen Namen auf der Autobahn 9. Mit seinem Dreirad trat er damals auf der Schnellstraße in die Pedalen. Der Verkehr ließ es zu. Und man nahm sich Zeit. Johannes Forstner wurde hier sogar getauft, verrät die Tochter.

Wenn es sich Nadine Forstner so recht überlegt, wäre die Familientradition fast unterbrochen worden
„Ich bin hier quasi groß geworden, half bei den Eltern als Schülerin in den Ferien aus. Damals wurde noch an den Zapfsäulen abkassiert“, erinnert sie sich. Mal mehr, mal weniger. Über Spritpreise gab es immer Gesprächsstoff. Lange vor ihr mussten Forstners Kunden für Diesel: 1,40 DDR-Mark, VK (Vergaserkraftstoff) 88 Oktan: 1,50 DDR-Mark, 94er: 1,65 DDR-Mark berappen. Die Autofahrer, die jedoch aus dem Westen herüberkamen, waren mit 33 bis 44 Pfennig je Liter dabei - Westgeld versteht sich. Was waren das für Zeiten.
Wenn es sich Nadine Forstner so recht überlegt, wäre die Familientradition fast unterbrochen worden. Denn ihr Herz schlug für die Martin-Luther-Universität und die Altgermanistik. Dort klärte sie Studenten auch über mittelalterliche Wundarznei auf.

„Ich habe ein Super-Team auf das ich mich rund um die Uhr 100 Prozent verlassen kann“
„Klar, man wägt vieles miteinander ab. Ich bin alleinerziehende Mutter. Die Sicherheit und das Wohl meines Sohnes sind mir ganz wichtig. Und deshalb fiel meine Wahl auf die Tankstelle“, erklärt Nadine Forstner ihre Entscheidung. Die hat sie nicht bereut. „Ich habe ein Super-Team auf das ich mich rund um die Uhr 100 Prozent verlassen kann“, betont die 43-Jährige. Die Arbeit an der Tankstelle ist anders als an der Uni. Die Vielseitigkeit mache den Job aus.
Aber es sind auch die Begegnungen am „Highway“, die Nadine Forstner nicht mehr missen möchte. Boxer Henry Maske kehrte hier schon öfter ein, auch Entertainer Frank Zander machte Rast. Vielleicht gefällt der Job auch Arne. Der Sohn der Chefin ist erst 13. „Schau’n wir mal“, ob irgendwann eine vierte Generation Forstner Reisende in Köckern West begrüßt.