Diamantene Hochzeit Diamantene Hochzeit: Glücklich in neuer Heimat
Zörbig/MZ. - Das Gärtnern ist dem heute 86-jährigen Oswald Hering, der am Donnerstag gemeinsam mit Ehefrau Henriette das Fest der diamantenen Hochzeit im Kreis der Familie feiern konnte, gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Denn schon der Vater besaß am Geburtsort des diamanten Bräutigams, im Wartegau, im heutigen Polen, eine Gärtnerei. Dort lernte die 80-jährige Jubelbraut auch ihren Oswald kennen und lieben. "Wir wohnten nicht weit auseinander", erzählt sie, "und hatten uns deshalb schon öfter gesehen." Dann, an einem eiskalten Dezembertag des Jahres 1941, "es war ein Sonntag", erinnert sich Henriette Hering noch ganz genau, "hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten will". Sie habe gleich Ja gesagt. Die Verlobungszeit dauerte gerade Mal sechs Wochen. Am 31. Januar 1942 wurden die Herings getraut. Noch im gleichen Jahr erblickte Tochter Inge das Licht der Welt. Oswald Hering war schon einberufen. Zwei Jahre später musste die gesamte Familie ihre angestammte Heimat Richtung Westen verlassen. In Zörbig fanden sie ein zweites Zuhause. Als dann unmittelbar nach Kriegsende auch Oswald Hering unversehrt aus amerikanischer Gefangenschaft zurückkehrte, war die Familie endlich wieder komplett.
Anfangs arbeitete der Firmengründer des Zörbiger Gärtnereibetriebes Hering und Söhne bei der Zörbiger Gartenfirma Kuhn. Ein Jahr später - Sohn Benno war gerade geboren - pachtete der Gärtnereimeister ein Stück Land in Löberitz, was er bis 1953 bearbeitete. Doch bereits 1951, damals 29-jährig, legte Oswald Hering den Grundstein für die eigene Scholle.
Auf dem einem Hektar Land in Zörbig an der Bitterfelder Straße wurde der Bau eines kleinen Häuschens als erstes in Angriff genommen. Denn auch Tochter Edith hatte bereits das Licht der Welt erblickt. "Heute ist es unser Büro", wirft der Sohn des Firmengründers und heutige Chef ein. Benno Hering, der 1971 das Zepter aus den Händen des Vaters übernahm, erinnert sich, dass es damals in Zörbig sieben Gärtnereien gab. "Übrig geblieben sind nur wir", fügt er hinzu. Dass der Betrieb als solcher überlebt hat, sei auf den Zusammenhalt in der Familie zurückzuführen, ist sich die Mutter sicher. Denn nicht nur die eigenen drei Kinder "stecken" heute im Geschäft, sondern auch die Ehepartner und zwei von fünf Enkelkindern. Paul und Maria, die beiden Urenkel, könnten später ebenfalls in das Geschäft einsteigen. Doch so weit will das Jubelpaar noch nicht denken. Henriette und Oswald Hering freuen sich ganz einfach darüber, dass Mühe und Kraft nicht umsonst waren, dass das Geschäft nun bereits die dritte Generation erfasst hat. "Und noch immer sind alle ganz in unserer Nähe", sagt die Jubelbraut glücklich. Denn auch die kleine Wohnung der Herings befindet sich unmittelbar neben dem gläsernen Verkaufsraum, in dem es das gesamte Jahr über grünt und blüht. Ab und an werden einige Sammlerstücke des Firmengründers auch zu Dekorationszwecken benötigt. Doch seine kleine Grammophon-Sammlung, die das Wohnzimmer schmückt, nimmt eine Tabu-Stellung ein. Denn Oswald Hering liebt nicht nur Blumen, sondern ist auch ein großer Musikliebhaber.