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Stadtgeschichte Der Zörbiger Saftjunge soll als sein eigener Zwilling zurückkehren

Ein kleines Kind erinnert an die süßen Seiten Zörbiger Geschichte. Mehrfach wurde die Figur zerstört. Jetzt kamen Studenten zum Zug.

Von Ulf Rostalsky 20.06.2021, 12:00
Immer wieder wurde die Sandsteinplastik zerstört, repariert und wieder aufgestellt. Nun soll auf dem Zörbiger Markt mancherlei anders werden.
Immer wieder wurde die Sandsteinplastik zerstört, repariert und wieder aufgestellt. Nun soll auf dem Zörbiger Markt mancherlei anders werden. (Foto: André Kehrer)

Zörbig - Dreimal wurde der aus Sandstein geschaffene Zörbiger Saftjunge von seinem Sockel auf dem Marktbrunnen der Kleinstadt gestoßen. Dreimal wurde er zu neuem Leben erweckt. Jetzt soll er zurückkehren in seine Heimat und dort möglichst lange stehen.

„Der Betonguss war grundsätzlich erfolgreich“, teilt Daniel Landenberger mit. Er ist Professor an der Hochschule Anhalt und hat den Zörbigern mit seinen Studenten unter die Arme gegriffen. Zunächst wurde der originale Saftjunge im 3D-Verfahren gescannt. Dann wurde eine Gussform hergestellt. Jetzt ist die Kopie aus Beton fertig.

Das steinerne Wahrzeichen der Stadt erinnert an die große Geschichte der Zuckerrübenverarbeitung und Saftherstellung

Ob sie wirklich gelungen ist und die Oberfläche der Figur tatsächlich der porösen Struktur des 1957 im Zörbiger Steinmetzbetrieb Scholz verwendeten Sandsteins nahekommt, wird sich zeigen. „Ich sage nur, die ersten Bilder sehen vielversprechend aus“, erklärt Zörbigs Bürgermeister Matthias Egert (CDU), der die Wiederkehr des Saftjungen wie sein Vorgänger Rolf Sonnenberger zur Chefsache gemacht hat. Passt wirklich alles, wird die Figur zeitnah zurückgeholt und aufgestellt.

 Der Guss des neuen Zörbiger Saftjungen ist gelungen.
Der Guss des neuen Zörbiger Saftjungen ist gelungen.
(Foto: Landenberger)

Der Saftjunge gehört zu Zörbig. Das steinerne Wahrzeichen der Stadt erinnert an die große Geschichte der Zuckerrübenverarbeitung und Saftherstellung. Dass der süße Saft schmeckt, ist kein Geheimnis. Der Junge leckt genüsslich an seinem Finger, den er vorher in den Becher mit Rübensaft getaucht hatte.

„Der Saftjunge und sein Schicksal bewegen die Zörbiger“

Jahrelang stand die Sandsteinfigur auf dem Marktbrunnen. Dann geriet sie in den Fokus von Vandalen. 2004 wurde sie zerstört. Vom Sockel gestoßen wurde sie auch am Himmelfahrtstag 2017. Beide Male gelang es dem Steinmetz Arnd Scholz, die Bruchstücke wieder zu dem Kunstwerk zusammenzufügen, für das sein Vater Hartmut einst Modell gestanden hatte. Als die Figur Anfang 2018 wieder vom Sockel gestoßen wurde und dabei in Dutzende Einzelteile zerbrach, stand eine Sache fest: Ein nochmals zusammengeklebter Saftjunge würde auf dem Brunnen kein langes Leben haben. Zu instabil wäre das Gebilde.

Deshalb machte sich der damalige Bürgermeister Rolf Sonnenberger stark für eine Kopie des Saftjungen und setzte auf Unterstützung. „Der Saftjunge und sein Schicksal bewegen die Zörbiger. Das ist ein sehr emotionales Thema für uns“, erklärte er damals. Statt Geschenken zum Amtsabschied bat er um Spenden für den Saftjungen. Und er hoffte, dass angehende Ingenieure dem Zörbiger Wahrzeichen neues Leben einhauchen würden.

Die Figur kommt im Doppelpack zurück

Das ist jetzt offenbar gelungen. Die Figur kommt im Doppelpack zurück: als Betonabguss und im Original. Dass die Replik auf dem Marktbrunnen platziert wird, ist klar. Aber wohin soll das Original? Bürgermeister Matthias Egert hat klare Pläne.

„Das Original bekommt einen Platz in unserem Museum“, sagt der Rathauschef. Wie genau der Saftjunge im gerade im Umbau befindlichen Haus präsentiert werden soll, lässt er offen. Fest steht jedoch, dass die aus vielen Bruchstücken zusammengesetzte Sandsteinfigur vor Beginn der Bauarbeiten schon einmal im Museum im Schloss zu sehen war. Dort erinnerte sie mit an die Industriegeschichte der Kleinstadt. (mz)