Der ganz besondere Lack aus Wolfen Der ganz besondere Lack aus Wolfen: Köthener Firma zieht in einstiges UHU-Gebäude

Wolfen - Im Falle eines Falles klebt UHU wirklich alles - dieser Slogan galt für Wolfen nicht sehr lange und für das Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) schon gar nicht. Denn hier hielt UHU nichts zusammen. Das leergezogene Gebäude war nur noch ein Klotz am Bein. Einer, der dem TGZ maßgeblich die Bilanz verhagelte.
Das ist Geschichte. Der Klotz am Bein hat sich zu einem Batzen Geld gewandelt. Das TGZ hat das Gebäude an das Unternehmen VPL Coatings GmbH, das bislang in Köthen ansässig ist, verkauft. Geschäftsführer Marc Konersmann hat jetzt den Schlüssel und das Sagen. Mehr als 6,5 Millionen Euro wird VPL am Standort Wolfen investieren, um ganz spezielle Lacke produzieren zu können.
„Wir stellen hier umweltfreundliche Lacksysteme für die Metallverpackungsindustrie her“, erklärt Konersmann. Im Klartext sind das passgenau nach Kundenanforderung angefertigte Lacke für Verpackungen der Pharma-, Kosmetik-, Lebensmittelbranche und der Industrie. „Unsere Produkte unterliegen einer enorm strengen Prüfung“, sagt Konersmann. „Das ist klar, wenn sie für Pharma- und Lebensmittelverpackungen verwendet werden.“
Ab kommendem Jahr werden die Speziallacke „made in Wolfen“ sein
Der Manager, der nach eigenen Worten 33 Jahre in Großunternehmen wie Dow Chemicals, Akzo Nobel und anderen gearbeitet und dabei viel gelernt hat, hebt rote Coladose und schwarze Deosprayflasche, blaue Cremschachtel, gurkengrüne Konservendose und farblose Metalldeckel hoch - alle bedruckt mit den Speziallacken, die ab kommendem Jahr „made in Wolfen“ sein werden.
Denn die nagelneue Produktionsanlage hier im einstigen UHU-Gebäude, dessen Fassade Konersmann übrigens im ursprünglichen Stil erhalten will, soll mit einem genauso nagelneuen Verfahren schon im Juli die ersten Verpackungsmittellacke ausspucken. 2.500 Tonnen sollen gleich noch im ersten Jahr hergestellt werden.
21 Mitarbeiter werden dann bei VPL in Wolfen in Lohn und Brot stehen - in der Verwaltung ebenso wie in Forschung und Entwicklung und der Produktion.
2011 in Köthen zunächst als reine Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft gegründet
Derzeit werden die Lacke für VPL in der DAW Produktionsstätte Köthen, ehemals Lacufa, hergestellt. Doch VPL packaging Coatings, das 2011 in Köthen als zunächst reine Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft gegründet wurde, will auf eigenen Füßen stehen. Und selbst produzieren, forschen und entwickeln. Das sollte zunächst in Köthen passieren, doch das Projekt erwies sich für den dortigen Standort als ungeeignet. Ein glücklicher Umstand führte so letztlich zu einem „glücklichen Termin“ in Wolfen, wie TGZ-Chef Steve Bruder es ausdrückt.
Kunden von VPL finden sich weltweit. Vor allem die Getränkeindustrie ist ein Zugpferd. Konersmann führt ein Beispiel an, nach dem ein einziger Kunde drei Millionen Getränkedosen abfüllt - pro Tag. Hier ist VPL dabei. „Wir wollen mit den Großen auf dem Markt mitspielen“, sagt er. Er hoffe auf eine schnelle Erhöhung der Kapazität, das Unternehmen habe einen Wachstumsplan für die kommenden fünf Jahre.
„Wir sind schnell, effektiv, zuverlässig, bieten beste Qualität. Und wir sind flexibel. Diese Nische können die Großen nicht besetzen, in der werden wir gedeihen.“ Und mit Sicherheit spielt da auch die bereits laufende Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten mit der Fachhochschule Anhalt eine nicht zu unterschätzende Rolle. (mz)
