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Dank Niedrigwasser Dank Niedrigwasser: Kraftwerk in der Mulde bei Raguhn ist abgeschaltet

Von Christine Färber 14.08.2018, 05:00
Zwei Turbinen arbeiten im Mulde-Wasserkraftwerk in Raguhn.
Zwei Turbinen arbeiten im Mulde-Wasserkraftwerk in Raguhn. André Kehrer

Raguhn - Jeden Tag hofft Henning Fastenau auf Regen. Und das aus gutem Grund: Das Wasserkraftwerk von Enercon unterhalb des Muldewehrs von Raguhn steht jetzt schon die siebte Woche still.

Für den Betreiber der Wasserkraftanlage heißt das: Einbußen. Und zwar in Ausmaßen, die sich wahrlich nicht in Cent-Beträgen bemessen, wie der Mann von der Betriebsführung des Enercon-Kraftwerkes in Bremen sagt.

An normalen Sommertagen speist das Kraftwerk in der Mulde rund 15.000 Kilowattstunden ins öffentliche Netz. Die Trockenheit und die die Verdunstung antreibende Hitze allein in den zurückliegenden sechs Wochen haben dafür gesorgt, dass rund 675.000 Kilowattstunden nicht erzeugt werden konnten.

Dass das Kraftwerk im Sommer unter Teillast fährt, ist sonst nichts Außergewöhnliches

Fastenau bleibt cool - was soll er auch anderes machen? „Da kann man nur auf einen guten Winter hoffen“, sagt er. Wenn er sich jetzt was wünschen könnte, wäre das ein längerer, konstanter Regen. „Bloß keine Wolkenbrüche!“, ruft er. „Weil die Böden jetzt nichts aufnehmen, strömt dann alles in die Mulde. Damit können wir auch nichts anfangen.“ Und an ein Horror-Szenario wie 2013 will er gar nicht denken. „Das Kraftwerk können wir absperren, ich erinnere mich aber an die Leute, die schwer von der Flut betroffen waren.“

Dass der Stromerzeuger im Sommer unter Teillast fährt, sagt der Experte, das sei nichts Außergewöhnliches. Auch, dass mal einen Tag lang beide Turbinen stillstehen, gebe es. Meist wird daher der Sommer genutzt, um das Kraftwerk zu inspizieren und Wartungsarbeiten durchzuführen. Aber was sich jetzt abspielt ... So eine Situation, sagt er, habe er noch nicht erlebt - übrigens seit 2009 ist die Anlage in Betrieb. „Im Unterwasser kommt man jetzt fast trockenen Fußes durch den Fluss.“

20 Kubikmeter Wasser pro Sekunde benötigt man im Fluss, damit eine Turbine richtig arbeitet

Der Wert, der in Bad Düben gemessen wird, liegt derzeit bei zehn Kubikmeter Wasserdurchfluss pro Sekunde. Hinzu kommt, so Fastenau, dass sich die Mulde vor Raguhn teilt und damit lediglich etwa sechs Kubikmeter Wasser pro Sekunde auf dem Wehr ankommen. Damit sei ein Betrieb der Anlagen unmöglich. Das aber sei nur der eine Aspekt, der andere sei der Naturschutz. „Der geht vor“, sagt er. „Der Sauerstoffeintrag im Wasser muss gewährleistet sein, die Fischtreppe muss funktionieren. Damit ist das Kontingent erschöpft.“

Damit das Wehr gleichmäßig überspült wird und der Naturschutz gewährleistet ist, werden mindestens acht Kubikmeter Wasserdurchfluss pro Sekunde gebraucht. Ganze 20 Kubikmeter benötigt man jedoch im Fluss, damit eine Turbine richtig arbeitet, erklärt er. Diese beiden riesigen Maschinen sind in der Lage, im Jahr etwa 9,2 Millionen Kilowattstunden Strom zu erzeugen. Das reicht aus, um etwa 2.000 Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang zuverlässig mit Strom zu versorgen. (mz)