Cösitzer Schloss Cösitzer Schloss: Herrschaftlich im Park eingebettet
CÖSITZ/MZ. - Wie eine schützende Hülle umgibt ein Baugerüst momentan das Cösitzer Schloss. Das dreiflügelige Ensemble, das über Jahrzehnte im Dornröschenschlaf gefangen schien, ist erwacht. Eigentlich wurde es in den zurückliegenden Monaten eher von den unterschiedlichsten Baumaschinen, Bohrhämmern und Stemmeisen wachgerüttelt. Doch dem Gebäude scheint diese rüde Art der Schönheitskur gut zu bekommen. Denn inzwischen hat sich das historische Gemäuer Stück für Stück herausgeputzt und fiebert seinem ganz großen Auftritt entgegen. Im Juni soll es soweit sein. Dann wird sich der einstige Herrensitz derer von Bussche-Lohe und Wuthenau wieder in alter Schönheit präsentieren, die so lange im Verborgenen lag - hinter bröckelndem Putz, kaputten Fenstern und Dachsteinen, Feuchtigkeit, die vor allem im Parkett des Erdgeschosses ganze Arbeit geleistet hat.
Bewohnt war das in seinen Grundfesten vor 120 Jahren erbaute Schloss bis 1945. Bei Nacht und Nebel musste der heute 80-Jährige und wieder in Cösitz wohnende Hans-Ulrich von Trotha, ein Nachfahre der Familie von Trotha, die zum Uradel des Saalekreises gehört und ihren Ursprung im 11. Jahrhundert hat, gemeinsam mit seiner Familie den angestammten Wohnsitz verlassen, wie er erzählte. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Vertriebene und Flüchtlinge im Schloss eine Bleibe auf Zeit. Dafür wurden die relativ großen
Räume geteilt und Wände eingezogen - was nach deren Entfernung heute insbesondere in der Deckentäfelung tiefe Spuren hinterlassen hat, die nur sehr schwer zu beseitigen sind. Jahre, die getragen waren von wenig Geld für Investitionen. Versprechungen und enttäuschte Hoffnung folgten.
"Nun haben wir es gemeinsam doch noch hinbekommen." Der Ortsbürgermeister von Cösitz und CDU-Landtagsabgeordnete Herbert Hartung, der die Sanierung des Schlosses von Anfang an nach Kräften unterstützt hat, freut sich über jeden Fortschritt am historischen Gemäuer, das nach seiner Sanierung Wohnraum für Behinderte und Nichtbehinderte bieten wird. "Wenn alles fertig ist, wird es eine große Einweihungsfeier geben", wirft der Angesprochene, Burchard Führer, Eigentümer und Bauherr, einen Blick voraus.
Noch nicht vergessen sind allerdings die Steine, die aus dem Weg zu räumen waren, um dem Schloss wieder sein ursprüngliches Aussehen zurückzugeben und einer Nutzung zuzuführen. Gestorben ist auch die einstige Idee, ein Landsanatorium zu errichten, in dem jungen, krebskranken Menschen betreutes Wohnen ermöglicht werden sollte. "Dafür wäre ein Fahrstuhl nötig gewesen, was aber wegen des Denkmalschutzes nicht umgesetzt werden konnte", fasst Hartung den monatelangen Kampf darum in einem Satz zusammen. Denn nach vorn wolle man jetzt schauen.
Die im Entstehen befindlichen elf Wohnungen - zwischen 75 und 105 Quadratmeter - sind auf Erdgeschoss und erste Etage verteilt. Über sechs Zugänge - fünf historische und einen, der im Ostflügel gegenwärtig neu geschaffen wird - kann man die einzelnen Wohnungen künftig erreichen. "Auch für die Bauleute war diese Form der Sanierung eine Herausforderung", ist sich Burchard Führer sicher, dessen Unternehmen, die Führergruppe, überwiegend in Pflegeheime investiert und auch das ehemalige Gelände der Bundeswehr in Dessau-Alten gekauft hat, wohin Führer auch den Sitz seines Unternehmens, der Hallensia Seniorenpflege GmbH, vergelegt hat. Finanziert wird das Millionenobjekt zu etwa zwei Dritteln über das EU-Förderprogramm Leader zur Entwicklung des ländlichen Raumes.
Nach einigen Vorarbeiten begann die eigentliche Sanierung, die für die Bauleute in diesem dreiteiligen Gebäudekomplex so manche Überraschung bereithielt - im vergangenen Herbst. So musste die rückwärtige Wand des Hauptgebäudes, weil völlig desolat, komplett entfernt und neu hochgezogen werden. Zwischenböden waren dabei weggebrochen, die ebenfalls wieder in den Originalzustand versetzt werden mussten.
"Nachdem das Dach komplett neu eingedeckt und Berge von Unrat und Schutt abtransportiert waren, konnte mit den eigentlichen Arbeiten vom Keller bis zum Dach begonnen werden", blickt Architekt Klaus Schrader zurück, dessen Büro sich neben den ganz "alltäglichen" Projekten auf die Denkmalpflege spezialisiert hat. Viele reparaturbedürftige Kirchen tragen bereits die Handschrift des Köthener Ingenieurbüros "DS Architects", für das auch Schrader tätig ist.
In den Kellergewölben, die vermutlich einige Jahrhunderte älter sind als der obere Teil des Schlosses, ist die gesamte Technik untergebracht. "Es mussten nicht nur sämtliche Medien neu verlegt werden, sondern es war auch eine Heizungsanlage zu installieren", sagt der Architekt. Denn bis dato sei das Schloss über Kamine und Öfen beheizt worden. Was sowohl Führer als auch Schrader traurig stimmt, ist, dass der historische Parkettfußboden im Erdgeschoss nicht erhalten werden konnte, weil der Schwamm schon ganze Arbeit geleistet hatte. Um aber den romantischen und teilweise verspielten Stil mit seinen holzgetäfelten Decken zu erhalten, werde auf den Betonboden wieder Parkett aufgebracht, meint Führer.
In der ersten Etage wiederum ist alles noch im Original erhalten und muss nach Beendigung der Bauarbeiten nur noch abgeschliffen und versiegelt werden. Auch in diesem Bereich wurden einige Zwischentüren zugemauert, die an anderer Stelle wieder neu entstanden. "Wir haben übrigens alle historischen Türen aufarbeiten lassen. Wenn alles fertig ist, werden diese wieder eingesetzt, so dass der herrschaftliche Eindruck erhalten bleibt", sagt Führer, der sich dem Charme dieses Schlossensembles inmitten einer weitläufigen Parkanlage nur schwer entziehen kann.