1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Brand in Bitterfeld-Wolfen: Brand in Bitterfeld-Wolfen: Hitze verzögert die Ermittlungen bei Poly Chem

Brand in Bitterfeld-Wolfen Brand in Bitterfeld-Wolfen: Hitze verzögert die Ermittlungen bei Poly Chem

Von lisa garn 05.08.2015, 19:25
Der Gebäudekomplex von Poly-Chem, in dem Produktion und Büroräume untergebracht waren, ist komplett zerstört worden.
Der Gebäudekomplex von Poly-Chem, in dem Produktion und Büroräume untergebracht waren, ist komplett zerstört worden. Michael Maul Lizenz

Greppin - Der Tag nach dem Großbrand im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Das Gebäude der Firma Poly-Chem ist komplett zerstört, in der rußgeschwärzten Fassade klaffen riesige Risse, die Stahlträger sind verbogen, die Anlagen unbrauchbar. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund zehn Millionen Euro.

Unternehmens-Chef Jörg Dietrich will dennoch am Standort festhalten und plant einen Neuanfang. „Es ist zwar alles noch ganz frisch, aber wir wollen so schnell wie möglich weitermachen und die Arbeitsplätze erhalten. Jetzt erst recht.“ Zunächst würden eine Bestandsaufnahme erstellt und versicherungstechnische Fragen geklärt. „Und dann müssen wir die Ärmel hochkrempeln.“ Zu den Ursachen für das Feuer könne er nichts sagen. „Wichtig ist, dass keine Personen schwer verletzt wurden und auch die Umwelt nicht zu Schaden gekommen ist.“ Diese Gefahr habe aus seiner Sicht allerdings zu keiner Zeit bestanden.

Auch für die Polizei bleibt die Brandursache vorerst unklar. Dass eine Verpuffung Auslöser war, wie am Dienstag vor Ort zunächst vermutet worden war, konnte sie am Mittwoch nicht bestätigen. „Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, was dort passiert ist“, sagte Polizeisprecher Ralf Moritz. „Wir prüfen, ob es sich um einen technischen Defekt handelt oder ob es um einen fahrlässigen beziehungsweise vorsätzlichen Umgang mit Stoffen geht. Für eine vorsätzliche Brandstiftung gibt es aber derzeit keine Anhaltspunkte.“

Ermittlungen sind momentan nur bedingt möglich. Das Gebäude in Greppin kann wegen der noch immer herrschenden enormen Hitze nicht betreten werden. Zudem könnte es einsturzgefährdet sein. Nun soll sich ein Statiker ein Bild vom Zustand machen. Moritz: „Frühestens Ende dieser Woche können wir am Brandort selbst ermitteln.“

Der Brand war am Dienstag gegen 17 Uhr in dem Gebäude der Firma an der Farbenstraße ausgebrochen. In dem mehrstöckigen Komplex sind Produktion und Büroräume untergebracht. Das Unternehmen stellt im Drei-Schicht-Betrieb unter anderem Klebstoffe sowie Spezialchemikalien her und beschäftigt rund 50 Mitarbeiter.

Das Feuer entwickelte sich in kürzester Zeit zu einem Großbrand, dessen Rauchwolke kilometerweit zu sehen war. Die Feuerwehr forderte die Bevölkerung in Greppin und Bitterfeld auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Zudem wurden im gesamten Chemiepark Verbindungen geschlossen, durch die Chemikalien für die Unternehmen fließen.

Fünf der Mitarbeiter waren zum Zeitpunkt des Brandausbruchs noch vor Ort, konnten sich aber retten, so der Bitterfeld-Wolfener Stadtwehrleiter Uwe Wagner. „Es hieß, dass noch eine Person im Haus sein könnte. Das hat sich zum Glück nicht bestätigt.“ Während des Einsatzes bestand Explosionsgefahr. „Im Gebäude gab es mehrere kleinere Detonationen.“ Es sei auch Gefahr von einem Tanklager neben dem Haus ausgegangen. „Solche Behälter halten nur einen gewissen Druck aus. Neben der Brandbekämpfung lag unser Hauptaugenmerk also darauf, das Tanklager zu kühlen, um Schlimmeres zu verhindern.“

Zwei Menschen wurden verletzt. Ein Mitarbeiter erlitt eine Rauchgasvergiftung, ein Feuerwehrmann einen Schwächeanfall. Nach Angaben Wagners hat die Rauchwolke zu keiner Zeit Menschen oder Umwelt in der Umgebung gefährdet. „Messungen des ABC-Erkundungsteams zu Schadstoffen in der Luft haben keine gefährlichen Werte ergeben.“ (mz)

Die Rauchwolke war kilometerweit zu sehen.
Die Rauchwolke war kilometerweit zu sehen.
  Lizenz