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Bitterfeld Bitterfeld: Kleine Missionare wieder unterwegs

Von IRIS LADEMANN 04.01.2011, 16:56

BITTERFELD/MZ. - Im Gemeinderaum der katholischen Herz-Jesu-Kirche von Bitterfeld wird es plötzlich still. Auf dem Bildschirm sind Kinder zu sehen, die mit fehlenden Gliedmaßen gelernt haben zu leben, mit Armstümpfen malen, Fußball spielen mit Prothesen und sogar wieder lachen können. Im Kommentar heißt es dazu, dass es Verletzungen sind, die übrig gebliebene Landminen aus dem Bürgerkrieg verursacht haben. "Und genau diesen Kindern wollen wir in diesem Jahr in erster Linie mit unserer Sternsingeraktion helfen", erklärt Gemeindereferentin Monika Wiedenmann. Deshalb lautet das Leitwort, mit dem die Sternsinger seit Dienstag bis Samstag im Altkreis Bitterfeld und darüber hinaus unterwegs sind, "Kinder zeigen Stärke". In der Khmer, der Sprache, die in Kambodscha gesprochen wird, bedeutet das "Kmäng kmäng bong-hein kom lahng".

Mit ihrem Motto wollen die Sternsinger gemeinsam mit den Trägern der Aktion, dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend, deutlich machen, dass auch Kinder mit einer Behinderung in den so genannten Entwicklungsländern immer wieder Stärke zeigen. "Doch ohne Hilfe von außen haben die behinderten Kinder keine Chance", unterstrich die Gemeindereferentin. Denn die Hälfte der Beeinträchtigungen, die zu Behinderungen führen, sei eine unmittelbare Folge von Armut und könne vermieden werden. "Mit den Spenden, die die Sternsinger sammeln, wollen wir helfen, diese Situation zu verbessern", so noch einmal die Gemeindereferentin.

Marie-Theres, Melissa, Maximilian, Leon, Raya und all die anderen Kinder, die sich im Gemeinderaum am Dienstag versammelt hatten, um noch einmal die Sternsingerlieder zu üben, bevor sie den Segen Gottes in die Häuser tragen und Geld sammeln, sind vor allem davon beeindruckt, wie die behinderten Kinder es verstehen, mit den Schwierigkeiten umzugehen und fast schon mit Selbstverständlichkeit ihre Situation meistern.

Bevor die Kinder in verschiedenen Gruppen auf ihre Mission gehen, müssen sie sich natürlich erst einmal einkleiden. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Kronen und Turbane sowie Umhänge für die drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar und dem Sternenträger liegen bereit. Maximilian, ein Junge aus Schlaitz, hat seine eigene Garderobe dabei - die eines "richtigen" Königs. Der Mantel aus rotem Samt mit "Zobel-Pelz" abgesetzt, die Krone aus dem gleichen Material mit Gold bestickt, schreitet der Zehnjährige hoheitsvoll dahin. Diesmal darf er der Kaspar sein. "Manchmal", verrät der Kleine, "trage ich das Kostüm auch zu Fasching - als König."

Das katholische Altenpflegeheim "St. Marien" gleich nebenan gehört zu einer der ersten Stationen. Dort werden Kaspar, Melchior, Balthasar, Sternträger und das übrige Gefolge von den Bewohnern schon erwartet. Zum Schluss ihres Besuches, der mit dem Anbringen des Segensspruchs endet, der so viel bedeutet wie "Christus segne dieses Haus", geht Melchior, in Person von Johannes, mit der Spendenbüchse herum. "Und was ist das größte Geheimnis der Sternsinger?", will Antje Bernhardt, unterstützendes Gemeindemitglied, in diesem Zusammenhang von den Kindern wissen. "Es wird niemals verraten, wie viel jemand spendet", sagt wie aus der Pistole geschossen die zwölfjährige Joana. Denn für jemandem, der wenig Geld hat, seien fünf Euro viel, für andere, die mehr Geld haben, eher wenig. Doch was zähle, sei, dass überhaupt gespendet werde, damit man jenen helfen kann, die Hilfe brauchen. "Im vergangenen Jahr sind im gesamten Bistum Magdeburg immerhin 190 000 Euro zusammen gekommen, bundesweit waren es sogar 40,6 Millionen Euro", sagt die Gemeindereferentin zusammenfassend.