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Bitterfeld Bitterfeld: Kinderschach in der Villa Sonnenkäfer

Von ulf rostalksy 07.08.2013, 18:38
Damian ist am Zug. Beim Kinderschach in der Kita „Villa Sonnenkäfer“ beobachtet ihn Tanja Plug.
Damian ist am Zug. Beim Kinderschach in der Kita „Villa Sonnenkäfer“ beobachtet ihn Tanja Plug. Thomas Ruttke Lizenz

wolfen/MZ - Schach in jeder Kindertagesstätte Mitteldeutschlands. Das wäre ein Traum, sagen Freunde des königlichen Spiels. Tanja Pflug und Gerhard Köhler haben zu seiner Verwirklichung den ersten Zug getan. Im Verein „Kinderschach in Mitteldeutschland“ machen sie sich stark für das Brettspiel, das Konzentrationsfähigkeit und logisches Denken fördern soll - und Bitterfeld ist ganz vorn dabei.

„Wir wollen hier keine künftigen Weltmeister produzieren“, betont Pflug. Doch verhehlt die leidenschaftliche Schachspielern nicht, dass der Sport in Deutschland frischen Wind und Nachwuchs verdiene. Das Projekt „Kinderschach in Mitteldeutschland“ soll dafür sorgen. In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen wird inzwischen in 20 Kitas von 300 Mädchen und Jungen Schach gespielt. Das Projekt nimmt Fahrt auf - und dafür sorgen längst nicht mehr nur Erwachsene. In Bitterfeld-Wolfen hat die „Villa Sonnenkäfer“ in der Kraftwerkssiedlung die Pionierrolle übernommen.

„Die Ältesten sind voll bei der Sache“, sagt Kita-Leiterin Annette Eiserwag - und überlässt sie einem Trio die Bühne: Malik und Damian sitzen am Brett, vor sich die schwarzen und weißen Figuren. Die Fünfjährigen kennen sich aus. Sie bewegen Läufer, lassen Pferde springen, schützen Damen und stürzen Könige. Jonas beäugt das Geschehen und greift ein: „Nein, so nicht.“ Klar, das Spiel hat System. Ein Läufer darf eben nur diagonal bewegt werden. Die Jungen sind konzentriert, beobachten, korrigieren, helfen. Neben der Förderung von logischem Denken und Konzentrationsfähigkeit geht es auch um den Umgang mit Sieg und Niederlage, um korrektes Verhalten und Entscheidungen.

Gerhard Köhler ist seit seiner Jugend leidenschaftlicher Schachspieler und bei der Partie von Malik und Damian interessierter Beobachter und Ratgeber. „Ich habe beim Schach gelernt, Entscheidungen zu treffen. Das hilft mir heute noch.“ Als Geschäftsführer des Fotodienstleisters Orwo Net muss er entscheiden, die Konsequenzen verantworten und auch bei Fehlschlägen Etikette bewahren. Vieles gleiche dem Schach, das für seine Anhänger ein Stück Schule fürs Leben ist.

Malik, Damian und Jonas sind aber nicht auf sich allein gestellt. Schach ist in der „Villa Sonnenkäfer“ Teil des normalen Tagesangebots und wird von Erzieherin Kathleen Gebhardt vermittelt. Lehr- und Anschauungsmaterial sowie Figuren und Schachbretter gibt es jede Menge. Die Grundausstattung stellt der Verein „Kinderschach“ zur Verfügung. Für Ideen muss allerdings die Erzieherin sorgen. Geschichten begeistern. Es geht um Armeen in Schwarz und Weiß, um Schlachten, die geschlagen werden. „Mit dem Kopf, mit den Gedanken.“ Die Kinder sind begeistert, hören zu, konzentrieren sich.

Hektik? Fehlanzeige. Und wenn die Hände mal schneller wollen, als der Kopf zu denken vermag, gibt es einen Trick. „Einfach mal auf die Finger setzen, schauen und überlegen.“ Tanja Pflug hat das als erfahrene Schachspielerin selbst öfter praktiziert und an den Sohnemann weitergegeben. Der ist vier und spielt leidenschaftlich gern. „Gut, er hat schachbegeisterte Eltern.“ Malik, Damian und Jonas sind Tanja Pflugs Spross schon auf den Fersen. Die ersten Ideen für Weihnachten machen die Runde. Ein Schachspiel für Zuhause steht an vorderster Stelle. Weit vor Computerspielen.