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Bitterfeld Bitterfeld: Hafen könnte zum Hafen werden

29.07.2011, 15:56

BITTERFELD/MZ. - "Der Bitterfelder Hafen ist ein Kurosium, da dort keine Boote anlegen können", informierte jüngst die Leipziger Volkszeitung ihre Leser. Auch das ZDF hat nach MZ-Informationen Interesse daran gezeigt, über einen Hafen zu berichten, der zwar den Namen Stadthafen trägt, aber eigentlich gar keiner ist. Doch das sei beim Bau der Wasserfront durchaus bekannt gewesen. Das sagt Eckbert Flämig, ehemaliger Baudezernent der Stadt Bitterfeld, unter dessen Regie die Wasserfront gebaut wurde. MZ-Redakteurin Uljana Wuttig-Vogler sprach mit ihm.

Lassen sie uns zunächst einen Blick zurückwerfen. Wer hat die Pläne für die Wasserfront entworfen?

Flämig: Die Wasserfront war ein Projekt der Expo. Deren Gestaltung war 1998 weltweit ausgeschrieben worden. Acht interdisziplinär zusammengesetzte Teams mit Teilnehmern aus mehreren Ländern Europas nahmen daran teil. Preisträger wurde das Projektteam von Gilles Vexlard aus Paris. Es hatte sich für eine sehr markante Ufergestaltung in sehr strengen geometrischen Formen entschieden. Die Planung ausgeführt hat dann das Berliner Büro Seebauer, Wefers und Partner. Mit dem Hafen sollte symbolisiert werden, dass der See ein Teil der Stadt ist. Zudem ließ die Abbruchkante des ehemaligen Tagebaurestlochs keine andere Bebauung zu, da Spundwände nur in gewachsenen Boden Halt finden. So entstand ein Gebilde, das wie ein Hafen aussieht und das wir auch immer so genannt haben.

Und sollte er auch als solcher genutzt werden?

Flämig: Das hatten wir damals schon aus finanziellen Gründen nicht vordergründig im Blick, da das den finanziellen Rahmen von 17 Millionen Euro gesprengt hätte. Zudem waren uns die Bedingungen vor Ort bekannt, die das bis heute nicht zulassen. Das ist zum einen eine Stromleitung der Deutschen Bahn und zum anderen der Wind. Besagte Leitung verläuft über den Hafen. Und unter Starkstromleitungen dürfen laut Schifffahrtverordnung keine Schiffe anlegen. Hinzu kommt der Ostwind, der gegen das Becken drückt und für starken Wellengang sorgt, was ein Anlegen unmöglich macht. Deshalb müssen Wellenbrecher gebaut werden.

Könnte der Hafen denn nicht trotzdem als Hafen genutzt werden?

Flämig: Sicherlich. Aber selbst, wenn der Mast entfernt würde und Wellenbrecher gebaut, würde es an der entsprechenden Infrastruktur fehlen.

Inwiefern?

Flämig: Um einen Hafen betreiben zu können, braucht es eine landseitige Versorgungsinfrastruktur für die Bootsbesitzer. So müssen beispielsweise Parkplätze entstehen, wo die Autos und die Bootsanhänger abgestellt werden können, ein Gebäude mit Wasch- und Sanitäranlagen geschaffen werden und anderes mehr.

Könnten diese Einrichtungen nicht am Hafen gebaut werden?

Flämig: Aus meiner Sicht nur bedingt, da der Platz dort nicht ausreichen würde, das Areal großzügig zu gestalten. Für die Parkplätze könnte beispielsweise das Gelände der ehemaligen Molkerei und des Stadtbades genutzt werden. Dann könnten auch gleich zwei Schandflecke verschwinden. Für das Gelände des Stadtbades existiert bereits ein Bebauungsplan. Wenn man die Fläche, die für die Wohnbebauung vorgesehen ist, ein wenig reduzieren würde, könnte an der B 100 eine Parkdeckanlage entstehen. Die wäre insofern wichtig, weil im Bereich des Leinehofes, wo die Neubi baut, nur ein Parkplatz und kein Parkhaus, wie ursprünglich geplant, entsteht. Um das Parkdeck sozusagen stadtmäßig fein zu machen, konnten darauf drei Baukörper mit Wohnungen entstehen. Die gefahrlose An- und Abfahrt zum Parkdeck könnte über das ehemalige Molkereigelände erfolgen. Vorher müssten die Ruine aber abgerissen werden.

Wie aber sollen die Parkdecknutzer die B 100 überqueren, um nicht in Gefahr zu geraten?

Flämig: Vom Parkdeck aus könnte ein Gang aus Glas über die B 100 führen, der keinerlei Auswirkungen auf die geplante Verkehrsregelungen hätte.

Wann könnte denn dieses Projekt umgesetzt werden?

Flämig: Wenn es gelingt, das Stadt und potenzielle Investoren eine kluge Kooperation eingehen, dann innerhalb der nächsten fünf Jahre.