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Berufsorientierung im anderen Gewand Anhalt-Bitterfelder Schüler drehen Videos zur Jobfindung in der Region

Das Projekt „Enterbrainment Abi“ ist mehr als Durchschnitt. Seine Macher sprechen vom unterhaltsamen Lernen. Warum?

Von Ulf Rostalsky 02.07.2022, 14:00
Typische Interviewszene: Lilly Salina Reichert fragt Juliane Erbach.
Typische Interviewszene: Lilly Salina Reichert fragt Juliane Erbach. (Foto: Kehrer)

Bitterfeld/MZ - Ein Wort ruft nicht durchweg Begeisterung hervor. Berufsorientierung: Es ist Pflichtaufgabe in Sachsen-Anhalts Schulen. Aber es klingt auch langweilig, wirkt alt und reichlich angestaubt. Dabei ist Berufsorientierung so wichtig. Wer weiß denn schon, wie die Welt der Zukunft aussieht? Ganz egal, ob es um die eigene ganz kleine oder die wirklich große geht.

Spannendes Neuland: 250 junge Leute stehen vor und hinter der Kamera

Doch wie kann das Wichtige zum Spannenden werden? Sandor Mohasci, Chef der Leipziger Agentur commlab, hat mit seinem Team, den Mitarbeitern des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld als Projektpartner und einer ganzen Reihe an Schülern Neuland betreten. Sie haben die Welt der Berufsorientierung neu gestaltet. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld und das Land Sachsen-Anhalt unterstützten. Finanzen gab es aus dem Europäischen Sozialfonds. Herausgekommen ist „Enterbrainment Abi“. Oder wie Mohasci sagt: „Das ist einfach unterhaltsames Lernen.“

Denn mehr als 250 Schülerinnen und Schüler haben nicht nur 55 Unternehmen besucht. Sie haben auch direkt mit Unternehmenschefs und Mitarbeitern geredet, haben junge Facharbeiter und Lehrlinge befragt: Nach Ausbildungsmöglichkeiten, nach Anforderungen für den Beruf, nach Erfahrungen. Und das mit Mikro in der Hand, Kamera auf der Schulter, durchaus mulmigem Gefühl und schnellen Erkenntnissen.

„Also für mich ist der Platz vor der Kamera ganz sicher nicht der richtige“, erzählt Justin Giese aus Gröbzig, der in Zörbig bei FLP Microfinishing Praxisluft schnupperte und an einem von insgesamt 35 Videos über Berufe in der Region mitarbeitete. Karl Schulz aus der Bitterfelder Helene-Lange-Sekundarschule sieht das ganz anderes. „Warum nicht vor der Kamera? Mir hat das richtig viel Spaß gemacht“, erzählt er. Ebenfalls in der Hela lernt Lilly Salina Reichert. Sie hielt bei den Aufnahmen unter anderem beim Wolfener Spezialmaschinenhersteller Maba das Mikro und fragte nach dem Für und Wider eines Jobs im Chemiepark nach. Ein Angebot für sie selbst? Da hält sich die Schülerin bedeckt.

Sie muss auch nicht volle Begeisterung zeigen. Das ist Mohasci und Bildungszentrum-Geschäftsführer Steffen Rusetzki wichtig. „Jugend von heute eine Idee von morgen geben.“ Darauf komme es an, betonen beide. Gut möglich, dass die kleinen Videos Begeisterung für eine Sache wecken. Absolut nicht verkehrt, wenn genau das Gegenteil passiert und junge Leute den vermeintlichen Traumberuf ad acta legen. „Besser, als wenn sie nach drei Monaten völlig ernüchtert und gefrustet die Ausbildung abbrechen“, erklärt Mohasci und ist sicher, dass junge Leute heute durchaus neue Welten entdecken. Technik allein wäre es nicht. Der soziale Gedanke, Ökologie und Nachhaltigkeit bekommen immer mehr Raum.

Information aus erster Hand: In den Unternehmen wird Klartext geredet

Da scheint auch ein Beruf im Bereich der Abfallwirtschaft wieder möglich. Zumal der alles andere als einfach ist, wie die Filmemacher erfahren haben. Es braucht gute Noten in Naturwissenschaften. Das wurde ihnen ganz deutlich gesagt. Das haben sie im Film auch grafisch hinterlegt - begleitet von den Projektmitarbeitern Juliane Erbach (commlab) und Markus Hampel (Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld).

Informationen zum Projekt und den Filmen gibt es im Netz unter www.enterbrainment.online.