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Beruf Beruf: Bitterfeld bildet Bestattungsfachkräfte aus

Von michael maul 06.02.2013, 18:19

bitterfeld/MZ. - Sie kommen aus Cottbus, Dresden, Halle, aus Brandenburg, Thüringen, dem Saarland oder vom Darß. Nur um 21 Monate lang in Bitterfeld die Schulbank zu drücken. Denn die Umschulung, die sie anstreben, gibt es nur hier. Die Bitterfelder Firma Planen und Bauen (PUB) ist deutschlandweit der einzige Ausbildungsfachbetrieb für die Umschulung zur Bestattungsfachkraft. Am Mittwoch erhielten dort zehn Umschüler ihre Abschlusszeugnisse. Ob gelernter Koch oder Arbeitslose - sie haben die Chance genutzt, sich zur Fachkraft qualifizieren zu lassen. Und alle sind bereits vermittelt.

Einen der kürzesten Anfahrtswege hatte Kerstin Bielo aus Leipzig. "Ich habe nach langer Arbeitslosigkeit über eine Zeitungsannonce von dieser Umschulung erfahren und sofort zugesagt", erzählt die 51-Jährige. Für Bielo war das die Möglichkeit, noch einmal völlig neu anzufangen und endlich wieder in einem Beruf arbeiten zu können. Hatte sie Berührungsängste? "Keinesfalls" sagt sie. Die Arbeit mit den Hinterbliebenen und auch den gestorbenen Menschen bereite ihr keine Probleme.

Das sieht die 31-jährige Yvonne Arndt aus Wernsdorf ähnlich. Für sie sei es eine Bauchentscheidung gewesen. Schon vor dem Umschulungsstart habe sie Praktika in Bestattungsunternehmen absolviert, da sei das Angebot in Bitterfeld gerade recht gekommen. "Das ist ein neuer Lebensabschnitt und eine interessante Herausforderung in meinem Leben", sagt sie.

Vom Darß hat es den 40-jährigen Michael Stahn nach Bitterfeld verschlagen. Der gelernte Koch wollte sich beruflich noch einmal umorientieren. Schon in der Schulzeit habe er gelegentlich bei einer befreundeten Bestatterfamilie ausgeholfen und ersten Eindrücke gesammelt. "Ich gehe gern mit Menschen um", beschreibt Stahn sein Engagement in seinem neuen Beruf. Durch eine ordentliche Trauerkultur habe man sogar die Möglichkeit, den gestorbenen Menschen noch einmal die Ehre zu erweisen. Die Frage, ob die Schicksale der Menschen für ihn ein Hindernis oder gar Problem wären, verneint Michael Stahn.

Für die zehn Frauen und Männer war der Mittwoch ein erster Höhepunkt in ihrem neuen Berufsleben. 21 Monate lang haben sich die Umschüler auf ihre Prüfung vor der Handwerkskammer theoretisch und praktisch vorbereitet. Dass dies nicht einfach ist, erläuterte Uwe Marczok, der Bereichsleiter Ausbildung bei PuB. "Da wir bundesweit der einzige Betrieb sind, ruht eine große Verantwortung auf unserer Schulter", so Marczok. "Unsere Umschüler müssen sich bei der Erledigung von Behördenwegen für die Hinterbliebenen, in rechtlichen Fragen, in Betriebswirtschaft, der Anatomie des Menschen und beim Halten von Trauerreden auskennen." Zudem erfordere der respektvolle Umgang mit Hinterbliebenen ein Höchstmaß an Einfühlungsvermögen.

"Außergewöhnliche Voraussetzungen braucht man für diesen Beruf aber nicht", erklärt Geschäftsführer Rolf Kiy. Ein Hauptschulabschluss, möglichst schon ein Praktikum in dieser Richtung oder eine nachgewiesene häusliche Pflege seien nützlich. Das Wichtigste sei aber der Wille, diesen Dienst am Menschen, ob Hinterbliebener oder Gestorbener, mit Hingabe zu erfüllen.