Barockmusiker wird zum Paten
BITTERFELD/MZ. - Für eine Namensgebung ist jetzt auch die Zeit in Bitterfeld reif. Denn die Musikschule begeht in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.
Ab dem großen Festkonzert am 9. Mai wird die Einrichtung dann Musikschule Bitterfeld "Gottfried Kirchhoff" heißen. "Der Stellenwert einer Musikschule mit Namen ist einfach höher", sagt Cornelia Toaspern. Die Musikpädagogin hat zusammen mit ihren Kollegen, seit ihrem Amtsantritt als Schulleiterin 2002, nach einem passenden Namen gesucht und ihn endlich gefunden.
Mit Gottfried Kirchhoff haben die Bitterfelder zwar einen vergleichsweise unbekannten Komponisten als Paten ausgewählt, der regionale Bezug sei aber wichtig, meint Toaspern. Das hat die Auswahl auf zwei Personen beschränkt - Thomas Selle, der 1599 in Zörbig geboren wurde, und Gottfried Kirchhoff, dessen Geburtsort 1685 Mühlbeck war. Die Entscheidung fiel auf den Mühlbecker, der als Kirchenmusiker in Quedlinburg und Halle wirkte. "Er ist eben der Region treu geblieben", erzählt die Musikschulleiterin. Selle verbrachte dagegen die meiste Zeit seines Schaffens in Hamburg. Den Beschluss hat die Leitung der Schule natürlich nicht alleine gefasst. Das ganze Lehrerkollegium aus zehn festen und 34 freien Mitarbeitern sowie der Elternbeirat waren beteiligt. Außerdem ist auch geschaut worden, wie die Schüler den Komponisten aufnehmen. "So hat das - denke ich - eine breite Akzeptanz", erklärt die Musikpädagogin. Für Kirchhoff sprachen aber auch noch andere Fakten. Er ist in der Region populärer und hatte in seiner Zeit eine viel interessantere Stellung. "Der Mühlbecker war in der großen Zeit des mitteldeutschen Barock eine Art Bindeglied zwischen Bach und Händel", meint Toaspern. Und es konnten eben nur wenige von sich behaupten beide musikalischen Großmeister der Epoche gekannt zu haben.
"Kirchhoff hat sich aber auch um pädagogische Dinge gekümmert und viel Schulmusik geschrieben, was ja auch mit unserer Arbeit zusammenfällt", berichtet die Leiterin der Musikschule. In der Tat standen Werke des Musikers schon im Lehrbuch, das Leopold Mozart für seinen Sohn Wolfgang Amadeus angelegt hatte. Natürlich bedeutet das nicht, dass die knapp 900 Musikschüler zukünftig nur noch Werke des Namensgebers spielen werden. Aber eine Anregung, sich intensiver damit zu beschäftigen, ist es schon. Das fängt schon in dieser Konzert-Saison an.
Selbstverständlich werden auf dem großen Festkonzert mehrere Werke von Kirchhoff gespielt. "Ein Klavierstück, der erste Satz einer Violinsonate und ein Chorsatz werden von ihm zu hören sein", erzählt die Schulleiterin. Für Juni ist dann noch ein Konzert in Mühlbeck in Planung. Es soll zu Ehren Kirchhoffs auch eine Gedenktafel an der Musikschule geben. Allerdings ohne Bild, weil es von ihm einfach keins gibt. Solche Dinge sind aber auch nicht der Hauptsinn der Namensgebung, findet Frau Toaspern. "Es ist sinnvoller, wenn über lange Zeit mit dem Werk und Wirken der Komponisten gearbeitet wird", sagt sie. Was am Ende auch dessen Bekanntheit steigern könnte. "Mit Musikschulen kann man regionale Größen gut präsentieren", bekräftigt die Schulleiterin.