Auftritt beim Sachsen-Anhalt-Tag Auftritt beim Sachsen-Anhalt-Tag: Bei Wolfenern sind Wiederholungen verboten

Wolfen - Hoch auf dem kleinen Wagen will am Samstag Wolfens wohl musikalischste Familie den Sachsen-Anhalt-Tag aufmischen. Als „Brass for Five“ spielen Gerd Arnold und seine Patchworkfamilie Dixieland, Evergreens der 20er und 30er Jahre sowie Schlager aus den 50ern und 60ern. Das Sextett, verstärkt durch Torsten Deckner aus Weimar, ist Teil des Fanfarenorchesters Wolfen und weiß genau, worauf es sich beim Landesfest einlässt.
„Wir waren schon im vergangenen Jahr in Wernigerode dabei“, sagt Arnold. Das habe Spaß gemacht, eine Wiederholung beim Fest im eigenen Landkreis lag deshalb auf der Hand. Darum habe man auf den kleinen vereinseigenen Wagen Bänke montieren lassen. „Darauf sitzen wir und spielen, denn sonst würden wir uns gegenseitig nicht hören“, so Arnold. Der Wagen wird von einem Kleinbus gezogen, an dessen Steuer Herbert Rost sitzt. Er ist ebenfalls Musiker im Fanfarenorchester, schlägt dort die großen Trommeln. Doch bei „Brass for Five“ spielt er in Köthen den Fahrer, Filmer und Essensbeschaffer.
Entstanden ist das Mini-Ensemble 2008 aus einer Notsituation. „Unser Fanfarenorchester hatte einen Auftritt, aber es fehlten viele Mitspieler“, erinnert sich Decker. So musste man in der kleinen Besetzung antreten. „Das hat Spaß gemacht und neue musikalische Möglichkeiten eröffnet. Und so entstand dieses Sextett innerhalb des Orchesters.“
Arnold spielt Helikontuba
Arnold spielt Helikontuba und Bariton-Saxophon, seine Frau die erste Trompete, deren Tochter Mandy Winkler Flügelhorn, Sohn Sebastian Winkler Tenorhorn und Sohn Pascal Arnold die zweite Trompete. Sechster im Bunde ist Torsten Deckner, ebenfalls mit dem Tenorhorn. Doch lebt er inzwischen in Weimar und kann deshalb nur sporadisch mitspielen. Den Sachsen-Anhalt-Tag aber lässt er sich nicht entgehen.
„Wenn Torsten mitspielt, tauscht Sebastian das Tenorhorn gegen die Snare-Drums ein“, erklärt Familienoberhaupt Arnold. „Dann klingt unser Sound gleich noch viel besser.“ Doch müsste man dann als Sextett nicht „Brass for Six“ heißen? „Nö“, sagt Arnold. Brass bedeute ja Blech. „Und wir haben auch als Sextett fünf Blechblasinstrumente - und die Drums.“
Als Familienensemble lassen sich die Proben natürlich einfacher organisieren. Und geprobt wird permanent. „Jeden Samstag, aber auch an Brückentagen wie nach Himmelfahrt“, betont Arnold. Denn das Repertoire ist riesig. Rund 40 Titel werden „Brass for Fibe“ allein am Sonntag während des Umzugs spielen.
Wiederholungen sind verboten
Da können selbst Superstars wie Madonna oder Coldplay in ihren Konzerten nicht mithalten. Wiederholungen sind verboten. Aber warum? Schließlich stehen doch immer andere Zuhörer an der langen Umzugsstrecke. „Das stimmt. Aber vor und hinter uns laufen ja auch Zug-Teilnehmer, die uns zuhören. Und die wollen wir nicht langweilen, indem wir Lieder doppelt spielen.“
Lustig wird das Repertoire auf jeden Fall. Die Olsenbanden-Titelmusik soll ebenso erklingen wie Chris Barbers „Ice Cream - News Cream“, Armstrongs „When The Saints Go Marching In“, der Muppets-Song oder Schlager wie „Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln gehen“. Und damit die Festbesucher auch wissen, wer sie da so gut unterhält, tragen die Wolfener Musiker zum blauen Hemd eine weiße Weste mit dem roten Aufdruck „Brass for Five“ und - für den Drumer - „One for Five“.
Aus dem Altkreis Bitterfeld wollen zahlreiche Teilnehmer den Festumzug bereichern. So wird der Naturfanfarenzug Wolfen für schmissige Klänge sorgen, zu denen Landrat Uwe Schulze (CDU) die Fahne des Landkreises tragen wird. Auf stolze Traditionen verweisen - auch optisch - unter anderem der Traditionsverein Bitterfelder Bergleute, der Förderverein „Irrgarten“ Altjeßnitz sowie der Tanz- und Trachtenverein Salzfurtkapelle.
Auch Vereine, die sich der nahen Umgebung und ihrer Geschichte widmen, ziehen im bunten Umzug mit. Dazu gehören beispielsweise der Heimat- und Geschichtsverein Brehna und der Heimatverein Priorau. Musikalisches liefern die Schalmeienkapelle Plodda und Brass für Five vom Fanfarenorchester Wolfen.
Wagenrennenatmosphäre der Römerzeit will Ben Hur mit Gefolge aus Zschepkau verbreiten. Auch Mitglieder des Amateurtheaters Wolfen und vom Förderverein der Sonnenlandschule Wolfen werden am Samstag mit durch die Straßen von Köthen ziehen.
Doch bei aller Vorbereitung: ein Sonntagsausflug wird der Auftritt in Köthen nicht. „Wir haben ja in Wernigerode Erfahrungen gesammelt und hatten dort echt zu tun.“ Ein trockener Mund wäre für die Blechbläser da fatal. Deshalb ist auch reichlich Selters und Cola mit an Bord. „Und eine Flasche Radler. Die geht einmal rum auf dem Wagen - nur zum Lippenbefeuchten.“
