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Auf dem Wasser zu Hause Auf dem Wasser zu Hause: Friedersdorf feiert 90 Jahre Wassersport auf der Mulde

Von Ulf Rostalsky 14.09.2019, 12:00
Vier Sportler freuen sich auf den 90. Geburtstag des WSC Friedersdorf: Siegfried Grumbach, Gabi Max, Henry Szostak und Günter Thiele (v. l.).
Vier Sportler freuen sich auf den 90. Geburtstag des WSC Friedersdorf: Siegfried Grumbach, Gabi Max, Henry Szostak und Günter Thiele (v. l.). André Kehrer

Friedersdorf - Wenn es ins Boot geht, ist die Welt in Ordnung. „Wir sind auf dem Wasser zu Hause“, sagen drei Männer, die ihren Anteil an der Geschichte des Wassersportclubs (WSC) Friedersdorf haben. Henry Szostak ist seit 33 Jahren in Sachen Kanu-Rennsport unterwegs. Siegfried Grumbach setzt seit 47 Jahren auf Wassersport. Und Günter Thiele kann seit sieben Jahrzehnten nicht vom Hobby lassen.

Er feiert in zwei Wochen seinen 90. Geburtstag und ist Ehrenmitglied im WSC. „Ein anderer Name als Club hätte mir besser gefallen“, plaudert er und nimmt es, wie es ist. In einer Gemeinschaft muss man sich manchmal unterordnen. Dann funktioniert es. Das meint Thiele. Das sehen Grumbach und Szostak nicht anders. Und Gabi Max? Sie ist die erste Präsidentin in 90 Jahren Wassersport auf der Mulde und dem Stausee. Sie darf sich über das Lob der Männerrunde freuen. „Gabi macht das gut, bevorzugt keinen.“

Heute zählt der WSC Friedersdorf 215 Mitglieder

Der WSC Friedersdorf hat sich gemausert. Heute zählt er 215 Mitglieder, die in den Abteilungen Kanu-Rennsport, Segeln, Wasserwandern, Drachenboot sowie Allgemein- und Freizeitsport aktiv sind. „Die meisten Sportler sind im Kanu unterwegs“, weiß Präsidentin Max und könnte in loser Folge die Namen erfolgreicher Aktiver nennen. Am Ende sind es einige, die Pate stehen für Sternstunden des Vereinslebens.

Gerhard Mohs war der erste Kanute, der es von der Mulde in den Sportclub schaffte. Ricardo Bebber wurde DDR-Spartakiadesieger. Mit dem Mannschaftskanadier wurde 1954 und 1955 bei DDR-Meisterschaften am Siegersteg festgemacht. Und Brigitte Schmidt schaffte es im Mix-Wettbewerb des Kanuslaloms in den 1950ern sogar zu Weltmeisterehren. Auch heute sind die Erfolge nicht von der Hand zu weisen. Wassersportler aus Friedersdorf sind weiter in der Spur.

Das war allerdings nicht immer so. Denn der WSC ist ein spätes Kind. Er wurde erst 1991 gegründet und ging aus der BSG Chemie Bitterfeld hervor, die ihre Zelte mehr oder weniger freiwillig am Muldestausee aufgeschlagen hatte. 1976 war das. Henry Szostak redet nicht drumherum.

Die Mulde wurde wegen des Braunkohlebergbaus verlegt und die Bootshäuser verschwanden

Der Umzug war bereits der zweite Tiefpunkt im Vereinsleben der Wassersportler. Denn ihm ging der Abschied vom eigentlichen Domizil an der Mulde voraus. 1929 wurden die „Muldefreunde“ Bitterfeld ins Vereinsregister eingetragen. Ein Bootshaus entstand in Reichweite der Bitterfelder Papierfabrik. Genutzt wurde es später von der SG Einheit. Nach dem Krieg legte sich auch die BSG Chemie ein Haus zu.

Alles war gut. Bis die Papierfabrik das Muldewehr nicht mehr brauchte und die Trainingsbedingungen wegen des niedrigen Wasserspiegels immer schlechter wurden. Schließlich wurde die Mulde wegen des Braunkohlebergbaus verlegt und die Bootshäuser verschwanden. Zum dritten Tiefpunkt wurde die Wende. Das Vereinsgelände in Friedersdorf musste gekauft werden. „Ein langer und schwerer Prozess“, blickt Siegfried Grumbach zurück.

Und heute? „Wir sind zufrieden. Wir können ordentlich Geburtstag feiern.“ (mz)

Kanuten sind damals auf der Mulde unterhalb von Schloss Pouch unterwegs.
Kanuten sind damals auf der Mulde unterhalb von Schloss Pouch unterwegs.
WSC Friedersdorf / Repro: André Kehrer
Das alte Bootshaus stand nahe der Bitterfelder Papierfabrik an der Mulde.
Das alte Bootshaus stand nahe der Bitterfelder Papierfabrik an der Mulde.
WSC Friedersdorf / Repro: André Kehrer
Wasserwandern vor Jahrzehnten
Wasserwandern vor Jahrzehnten
WSC Friedersdorf / Repro: André Kehrer