Auch weiter geht's mit voller Kraft
BITTERFELD/MZ. - Umgeschaut indes hat er sich lange vorher schon in Stadt und Land - um seine neue Heimat kennen zu lernen. Immerhin hat der gebürtige Berliner vor fast 13 Jahren in Sachsen-Anhalt sein zweites Zuhause gefunden - auch wenn es vorerst sein dienstliches war.
Seinen Ausbildungsweg kann man als klassisch bezeichnen: Schule, Abitur, Studium. Dass er sich für Jura entschieden hatte, war ihm wohl ein bisschen schon in die Wiege gelegt worden: Sein Vater war 30 Jahre Richter in Berlin.
Dort hatte Matthias Paterok dann auch das eigene Studium begonnen, doch schon ab dem zweiten Semester zog es ihn an die Universität nach Passau. "Ich wollte weg von zu Hause", sagt Paterok. "Selbstständiger sein." Und die Passauer Uni habe seinen Vorstellungen am besten entsprochen.
"Nach der Referendarzeit wiederum in Berlin habe ich mich dann in Sachsen-Anhalt beworben", erzählt er. "Und wurde genommen." Sein Werdegang führte den jungen Juristen damals zuerst ans Dessauer Landgericht. Als Staatsanwalt lernte er schon bald auch Bernburg kennen, weil das Amtsgericht dort zu seinem Einsatzbereich zählte. Später wurde er Präsidialrichter am Landgericht Dessau und auch Pressesprecher.
Klar, dass er da schnell vertraut wurde mit diesem Bundesland, das er von früher her weniger kannte. Aufgewachsen im westlichen Teil der heutigen deutschen Hauptstadt, war das Leben im Osten des Landes gleichzeitig eine gute Möglichkeit, auch die Menschen hier besser kennen zu lernen.
Vordergründig hergekommen war Paterok jedoch, um seine berufliche Laufbahn zu beschreiten. Er hatte noch viel vor, wollte jede Gelegenheit wahrnehmen, sich weiterzubilden, Erfahrungen zu sammeln. Eine fast unverzichtbare Maßnahme im juristischen Bereich ist dabei die so genannte justizinterne Erprobung. Die absolvierte Paterok zwei Jahre lang beim Oberlandesgericht in Naumburg.
Das sollte sich bald auszahlen. "Als beim Amtsgericht in Zerbst ein neuer Direktor gebraucht wurde, fiel die Wahl auf mich", sagt er nicht ohne Stolz. Das war dann schließlich auch Anlass für ihn, sich nach einer Wohnung in seiner zweiten Heimat umzusehen.
Mindestens genauso gefreut wie auf die Arbeit in Zerbst hat er sich darauf, in Bitterfeld der Chef zu sein. Natürlich ist eine neue Aufgabe immer auch eine neue Herausforderung, sagt er - mit neuem Umfeld und anderen Kollegen, neuen Partnern bei anderen Behörden. Sollte er jemals Bedenken gehabt haben, weiß Paterok heute, dann waren die völlig umsonst.
"Ich bin hier beim Bitterfelder Gericht wirklich sehr freundlich aufgenommen worden", betont der 40-Jährige. "Alle sind sehr offen und zugänglich und ich sehr zufrieden mit meiner Arbeit." Am 4. Juni hat Matthias Paterok sein Amt angetreten, die offizielle Amtseinführung war im Januar (die MZ berichtete).
Der Direktorenplatz indes ist nicht sein einziger Wirkungskreis. Matthias Paterok, selbst noch jung an Jahren, kümmert sich schon längere Zeit auch um den juristischen Nachwuchs. Er leitet die Arbeitsgemeinschaft für Referendare in Zivilrecht und nimmt in dieser Tätigkeit auch Prüfungen für das Staatsexamen ab - für die gesamten Landgerichtsbezirke Halle, Magdeburg und Stendal.
Außerdem - und das ist ein Bereich, der Paterok besonders am Herzen liegt - ist er als Richtermediator ausgebildet und als solcher auch schon tätig geworden.
"Bei der gerichtsinternen Mediation wird ein Konflikt, der bereits vor Gericht verhandelt wird, zurück an den Verhandlungstisch gebracht", so Paterok. "Dort wird dann versucht, das Problem außerhalb eines Verfahrens zu lösen."
Zunächst innerhalb eines Pilotprojektes am Oberlandesgericht Naumburg sowie an den Landgerichten Halle und Dessau-Roßlau erprobt, gehören seit Januar 2009
weitere Gerichte zu dem Projekt "Gerichtsinterne Mediation" - darunter auch das Bitterfeld-Wolfener Amtsgericht.
Darüber ist Matthias Paterok sehr froh - weiß er doch aus eigener Erfahrung von den möglichen Erfolgen dieses Projektes. "Die sind besonders dann zu erreichen, wenn die streitenden Parteien auch emotional miteinander verbunden sind", erklärt er, "wenn beispielsweise Familienmitglieder gar nicht mehr miteinander reden oder sich nur noch anbrüllen."
Dann gehe es oft nicht mehr um den Streitpunkt an sich, sondern um persönliche Befindlichkeiten. Ein hartes Fell muss so ein Mediator schon haben, eine solide juristische Basis sowieso - aber gepaart vor allem mit viel Einfühlungsvermögen. Er muss den Streit zurückführen können auf die eigentlichen Interessen. "Und wenn man dann erreicht, dass die Streitenden nach vielen Jahren wenigstens wieder miteinander reden, dann ist das schon ein großer Erfolg."
Bei all den Aufgaben, die der junge Gerichtschef zu bewältigen hat: Was ist da mit Freizeit, Familie? Matthias Paterok hat keinen Grund zu klagen - zumal seine Frau ebenfalls zu dieser Branche gehört und eine Rechtsanwalts-Kanzlei in Berlin betreibt.
So pendeln beide - je nach Terminplan und Vorhaben - zwischen ihren Wohnsitzen in Berlin und Dessau hin und her und verbringen so viel Zeit wie möglich miteinander. Und nutzen dabei oft auch die Gelegenheit, solche Ziele wie die Goitzsche, den Irrgarten oder andere Ausflugsziele in der näheren oder weiteren Umgebung anzusteuern.