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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Zum 500. Geburtstag ein besonderes Geschenk

Von IRIS LADEMANN 24.07.2011, 15:27

STUMSDORF/MZ. - Im Glockenturm der Stumsdorfer Kirche, in dem eigentlich eher die Enge regiert, herrscht auf der oberen Ebene unerwartet viel Platz. Denn einst läuteten hier drei Glocken. Nun gibt es nur noch eine, die zu besonderen Anlässen ertönt. Und diese hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Aus Stahlguss gefertigt, weil die historischen Bronzeglocken sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, könnte diese Glocke von 1923 jederzeit wegen Materialschwäche versagen, so jedenfalls die Einschätzung von Ortschronist Hermann Linge, der sich vor dem Hintergrund seines technischen Sachverstandes mit dieser Problematik seit Jahren eingehend befasst und vielfach schon Reparaturen übernommen hat. An seiner Seite auch immer das Mitglied des Kirchenspiels Zörbig, Dieter Heck.

So auch jüngst zur Übergabe eines Fördermittelchecks der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, mit deren Hilfe eine 500 Jahre alte Bronzeglocke wieder zum Klingen gebracht werden soll. Superintendent Christian Beuchel vom Evangelischen Kirchenkreis Wittenberg hatte diesen im Gepäck. "Und die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld hat 20 Prozent des geförderten Betrages übernommen, damit die volle Summe der beantragten Höhe überreicht werden kann", sagt Vorstandsmitglied Axel Koß und erklärt, dass es bei der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, die 1995 als Kulturstiftung aller Sparkassen Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsens und Sachsen-Anhalts gegründet wurde, auch ein spezielles Glockenförderprogramm gibt. Besondere Klangschönheit und überregionale Bedeutung gehören zu den Auswahlkriterien, meint er.

Dem Schritt des Bewahrens soll nun der des Benutzens folgen, meint Linge hocherfreut über den Geldsegen. Er erzählt, dass diese Glocke aus der Riedaer Kirche stammt, die schon seit Jahrzehnten baufällig und inzwischen einsturzgefährdet ist. "Daher wurden im Januar 1976 die beiden mittelalterlichen Bronzeglocken dieser Kirche durch Mitglieder der Kirchengemeinden Werben und Stumsdorf vom Turm geholt." Ein Glocke sei im Gotteshaus von Werben zum Einsatz gekommen - als Ersatz für die gesprungene Vorgängerin -, und die andere sei in der Riedaer Kirche verblieben. Dort habe diese zu ebener Erde im Kirchenschiff ein eher tristes Dasein geführt. "Nach der Bildung des Kirchenspiels Zörbig 2003 setzten Bemühungen ein, die in Rieda verbliebene und auf 1511 datierte Glocke zu bergen und so vor Verlust, Brand oder Dacheinsturz zu bewahren", blickt Heck zurück.

Noch im gleichen Jahr habe ein Glockensachverständiger das mittelalterliche Stück begutachtet und eine anderweitige Nutzung vorgeschlagen. Besagter Gutachter habe daraufhin die Stumsdorfer Kirche besichtigt. Und nachdem er den Glockenstuhl gesehen hatte, sei er der Meinung gewesen, dass nach geringen Umbauarbeiten des hölzernen Jochs die Bronzeglocke aus Rieda eingebaut werden könnte.

Die "Überführung" erfolgte 2007. Und Linge kommt noch einmal auf die Phase des Bewahrens zurück. "Bis jetzt hat diese Glocke zwar gut gesichert aber immer noch nicht läutend in unserer Kirche gestanden." Doch für ihn sowie für alle übrigen Kirchengemeindemitglieder habe insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Glocke in diesem Jahr auf ihr 500-jähriges Bestehen verweisen kann, der Wunsch bestanden, sie wieder auf den Turm zu heben und zum Klingen zu bringen. Doch dafür fehlte bisher das Geld. Man habe einen Antrag bei der Stiftung gestellt, der positiv beschieden worden ist, so dass nichts mehr im Wege stehe, das Projekt umzusetzen. Auch für den fehlenden Klöppel reiche das Geld noch, freuen sich Linge und Heck am Ziel ihrer Wünsche.