Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: «Wir lächeln auch ohne Smiley»
BITTERFELD/MZ. - Kinder kleben sich Smiley auf das Schulheft, Verliebte zieren mit ihm ihre Briefchen und eine SMS kommt heute sowieso kaum noch ohne ihn aus. Smiley soll jetzt zu noch größeren Ehren kommen. Die kleine gelbe, grienende Kugel soll von den Eingangstüren der Restaurants, Kneipen und Imbissbuden lachen. Oder auch nicht. Es kommt darauf an, wie die hygienischen Zustände des jeweiligen Hauses bei Sauberkeitskontrollen eingeschätzt werden. Gastronomen aus dem Altlandkreis Bitterfeld schwanken zwischen Zustimmung und Skepsis. Und manche lehnen die Aktion ganz ab.
Rudi Obschernings, Chef des Bitterfelder Goitzschestübchens, findet das optisch sichtbare Bewertungsurteil "eine gute Sache". "Eigentlich", schränkt er ein, denn: "Wenn abends keiner weggeht in Bitterfeld, kann man auch keine Smileys vergeben." Generell aber finde er es o.k. und er denke, dass das bei den meisten Gästen Anklang findet. "Wir lächeln auch ohne Smiley", meint der Wirt fröhlich. "Doch wenn die Attribute öffentlich sind, denke ich, gucken die Leute schon drauf. Aber die Gäste kommen auch so, wenn es sauber ist, freundlich zugeht, die Bedienung flink ist, das Essen schmeckt." Für ihn, der seit 26 Jahren in der Branche arbeitet, sind die wesentlichen Kriterien Sauberkeit, die bei der Kleidung beginnt und über die Küche hinaus geht, Qualität und das Preis-Leistungsverhältnis. Angela Novotny hingegen ist es gleich, ob die deutschen Gaststätten so gekennzeichnet werden. "Wir werden sehr, sehr streng kontrolliert. Und ich denke, ob die Ergebnisse nach außen dringen oder intern bleiben, das ist egal", sagt die Inhaberin des Hotels "Goldener Spatz" in Jeßnitz. "Für uns ist der Anspruch, hygienisch und absolut sauber zu arbeiten, die Voraussetzung Nummer eins - vor allem, wenn man, wie wir, frisch kocht." Die Gäste fühlen sich in ihrem Restaurant und Hotel wohl, das ist ihr wichtig.
"Wir haben ein strenges System, nach dem kritische Punkte in den Küchen ermittelt werden - das gilt von der Warenanlieferung bis zur Entsorgung. Dieses System ist Standard seit Jahren", erklärt Michael Röder, Chef des Bitterfelder Hotels Ambassador. Röder ist Mitglied des Landesvorstandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und Kreisvorsitzender des Dehoga. "Klar, gibt es auch schwarze Schafe. Doch eine normale Gaststätte hat nichts zu befürchten, eine Werbung verspreche ich mir allerdings nicht." Röder gibt zu bedenken, dass jede Kontrolle auch eine Momentaufnahme ist. "Dann hab mal montags eine Kontrolle und du hast gerade drei volle Veranstaltungen hinter dir, dann sieht es hinter der Kulisse vielleicht nicht gerade so aus, wie es aussehen sollte und wie es sonst auch aussieht. Und dann kommt ein vernichtendes Urteil. Das hat ja wirtschaftliche Folgen."
Er stehe der Sache aufgeschlossen aber auch skeptisch gegenüber. Zudem, so Röder, sollten auch die Zulieferer, die Eishersteller und Discotheken bewertet werden. Dann wäre das System fair. Außerdem verstehe er den Hype nicht, der jetzt um die Branche gemacht wird. "Es scheint ja nur noch ein Thema zu geben: Kochen, Essen, Gastronomie."
Die Smiley-Initiative geht von Nordrhein-Westfalen aus, wo sie schon seit 2007 Hilfe bei der Wahl einer Gaststätte geben soll. Johannes Remmel, Verbraucherschutzminister des Landes, forderte jetzt vor der Konferenz der Verbraucherschutzminister der Bundesländer mehr Transparenz bei Lebensmittelkontrollen: "Die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen müssen öffentlich sein", erklärte er.