Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wiedersehen mit viel Freude und mit noch mehr Neugier
GREPPIN/MZ. - "Hallo, wer bist denn du" und "dich habe ich aber nicht erkannt" - wenn solche Sätze fallen, dann handelt es sich garantiert um ein Klassentreffen. Und richtig: 60 Jahre nach der Einschulung in Greppin hatten sich am Sonnabend 42 ehemalige Schüler sowie drei Lehrer im Salegaster Hof in Greppin wiedergetroffen.
Viele von ihnen leben gar nicht so weit voneinander entfernt. Das hat Robert Mülchen herausgefunden, er gehört zu den Organisatoren des Treffens. Die meisten sind sogar in der näheren Umgebung und auch noch in Greppin geblieben, ergänzt Günter Kremer. Doch mit den Jahren habe man sich einfach aus den Augen verloren, wissen die beiden Männer. Vor drei Jahren ist die Idee zu diesem Treffen geboren worden. Im vergangenen Jahr nun haben sie richtig losgelegt und das Treffen organisiert. Internet, persönliche Kontakte und umfangreiche Telefonrecherchen haben dazu beigetragen, dass so viele ehemalige Mitschüler ausfindig gemacht werden konnten. "Schön, dass sie alle gekommen sind", freuten sich nicht nur die Organisatoren. Auch die drei Lehrer waren sichtbar glücklich. Und mit einem Schmunzeln sagten sie: "Es ist schön, dass aus euch etwas geworden ist. Da haben wir wohl doch alles richtig gemacht."
Walter Ziegelmeier, der schon einige Generationen von Kindern unterrichtet hat, fügte mit einem Lachen an: "Sehen sie es mir nach, dass ich nicht mehr alle Namen kenne, aber es ist schön, dass sie uns noch erkannt haben. Ihr habt wenigstens zugehört und auch etwas verstanden", meinte der heute 90-Jährige.
Für die ehemaligen Greppiner Schüler sei es daher auch wichtig gewesen, sagte Robert Mülchen, dass die Lehrer, die man noch erreichen konnte, zu dem Treffen eingeladen worden waren. "Sie haben ja doch einen gewissen Mosaikstein im Leben jedes Einzelnen gelegt", stellte er fest.
Schon der Besuch in der Geschwister-Scholl-Schule, also in den Räumen, in denen ein Teil der damaligen Kinder ihre ersten Schritte in Richtung Bildung unternahmen, ist ein Ereignis gewesen, bei dem so viele Erinnerungen wach wurden. "Damals, in der ersten Klasse, hatten wir noch eine Schiefertafel und einen Schwamm", blickte Günter Kremer zurück. Erst in der Zweiten gab es Hefte und Bleistifte, und die kostenlos, wusste auch Tilo Lämmerhirt. Ab der Dritten musste dann mit Feder und Tinte geschrieben werden. Das sei ganz schön schwierig gewesen, erinnerten sich die ehemaligen Schüler. Auch habe es damals einen sehr, sehr guten Zusammenhalt in der Klasse gegeben. "Wir waren alles Kinder, die am Kriegsende geboren wurden und hatten nicht viel oder gar nichts", so Mülchen.
Und so manche Anekdote von damals machte an diesem Nachmittag auch die Runde. So erzählte Ingeborg Schüller, die von 1956 bis 1959 in Greppin Lehrerin war, von einer Klassenfahrt nach Leipzig ans Völkerschlachtdenkmal. "Wir kamen in den riesigen Saal des Denkmals und als die Kinder so beeindruckt geguckt haben, sagte die Frau, die uns empfangen hat, ,Ihr könnt auch singen'. Und sie haben es getan", erinnert sich die Lehrerin noch heute daran, wie ihr damals fast die Tränen in die Augen traten, so schön sei es gewesen.
"Damals" war ein Wort, das an diesem Sonnabend sehr oft in den unterschiedlichsten Variationen gebraucht wurde. Und damit meinten die Lehrer auch das einheitliche Schulsystem, das es den Kindern aus allen Schichten ermöglichte, bei guten Leistungen etwas zu werden. "Wer gut aufgepasst und mitgezogen hat, hat auch etwas erreicht", ergänzte Lehrer Ziegelmeier.