Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Verkauf ist letzte Option
PRUSSENDORF/MZ. - Am Ende seines Besuches am Mittwoch im Landgestüt Prussendorf versuchte sich Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) als Gehilfe beim Hufschmied Steffen Kolzenburg. Doch auf Glücksbringer will sich Haseloff bei der Haushaltskonsolidierung "des am meisten verschuldeten Flächenlandes" nicht verlassen. So kommt in seinen Ministerien alles nur Denkbare auf den Prüfstand, auch die Privatisierung des Landgestüts.
Doch das ist für Haseloff die "Extremvariante". Bevor sich das Land von seinem Eigentum verabschiede, "müssen alle anderen Optionen erörtert werden", sagte er und versprach, dass man in Magdeburg mit einem Kleinod wie Prussendorf nicht leichtfertig umgehen werde. Das Kleinod, zu dem 1 110 Hektar Land gehören, ist nach Angaben aus dem Agrarministerium etwa elf Millionen Euro wert und wird vom Land derzeit mit 20 000 Euro im Jahr bezuschusst. Damit am Ende die geforderte schwarze Null herauskommt, müssen nun "die Erträge gesteigert, die Dienstleistungsbreite vergrößert, Landesaufgaben eingebracht und eine entsprechende gesellschaftliche Konstellation gefunden werden", sagte Haseloff. Neben der Pferdezucht und dem Pferdesport nannte er verschiedene Möglichkeiten wie Therapien und die Ausbildung der Reiterstaffel der Polizei, auch für andere Bundesländer. Bei einer Zusammenarbeit mit Sachsen und Thüringen nach dem Beispiel des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt seien "wirtschaftliche Effekte" zu erreichen.
Für den Erhalt des Landgestüts sprachen sich die anwesenden Vorsitzenden des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt und des Pferdesportverbandes Sachsen-Anhalt aus. "Sachsen würde Moritzburg nie verkaufen", meinte Landrat Uwe Schulze (CDU). Auch die CDU-Fraktion des Landtages machte sich mit drei Abgeordneten und Worten stark für das Landgestüt. "Wir werden unsere Hand nicht heben, wenn es um den Verkauf geht", kündigte Finanzausschuss-Mitglied Herbert Hartung an. Alles zu tun, um "die elf Millionen Euro zu kompensieren", die der Verkauf einbringen würde, versprach Brigitte Take, die im Landwirtschaftsausschuss vertreten ist. Von einem Imageschaden, der viel größer sei als der Fehlbetrag von 20 000 Euro, sprach Frank Bommersbach, Mitglied des Innenausschusses. Auch Bundestagsmitglied Dieter Stier (CDU) aus dem Wahlkreis Burgenland-Saalekreis war nach Prussendorf gekommen, um dem Landesvater ins Gewissen zu reden. Man könne nicht zulassen, dass Sachsen-Anhalt bundesweit seine Rolle in Pferdezucht und Pferdesport aufgebe, sagte Stier, in Berlin Mitglied des Agrarausschusses.
Mit Fürst Wettin lernte Haseloff bei seinem Rundgang nicht nur das beste Pferd im Prussendorfer Stall kennen, er erfuhr von Landesstallmeister Siegmar Hintsche auch, dass der Hannoveraner ein Beispiel für die Kooperation mit Sachsen ist, denn der Hengst wurde von den Landgestüten gemeinsam gekauft. Über weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit will der Ministerpräsident, wie er sagte, bei den nächsten Treffen mit seinen Amtskollegen aus Thüringen und Sachsen, Christine Lieberknecht und Stanislaw Tillich, sprechen.
Bei seinem Besuch am Mittwoch im Landkreis machte Haseloff auch Station im Schloss Quetzdölsdorf. In Köthen und Weißandt-Gölzau führte er Gespräche mit Kommunalpolitikern.