Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Umstrittene Öko-Straße
zörbig/MZ. - Eine Mischung aus Öl und Quarzsand soll aus der Huckel- wieder eine Rennpiste machen.
"Unser Bauamtsleiter hat diesen Baustoff schon lange im Auge", verrät Sonnenberger, "und in der Geyer-Straße bieten sich genügend Bruchstellen. In drei Jahren wissen wir dann, ob es funktioniert."
Peter Scholze aus Bernburg, Käufer des Patents des wundersamen biologischen Gemischs, hat deshalb in diesen Tagen viel zu tun in Zörbig. Feiner weicher Quarzsand wird für diese Beschichtung mit einem besonderen Öl gemischt - dem Geolen. Frisch auf die Erde gebracht, fühlt es sich an wie Plätzchenteig. Der Öko-Trend scheint kaum aufzuhalten. Schreiben Bioläden selbst auf dem Land schwarze Zahlen, soll sich mit diesem Rezept der Trend bei der Straßenbeschichtung fortsetzen. Statt Beton gibt es Sand in Öl. Scholze nennt sein Produkt ökologisches Beschichtungssystem.
"Das Ausfräsen der Oberfläche entfällt. Unsere Mischung kann einfach auf jede Fläche aufgetragen werden", ist der Bauunternehmer überzeugt. Es sieht faszinierend aus und klingt plausibel: Durch die chemische Zusammensetzung des Geolens werde das Gemisch fest wie Beton, Regenwasser versickere, die Straße werde nicht rutschig. Und dann soll die Straße ewig halten. "Es kommt natürlich auf den Unterbau an", schränkt Scholze ein. Erfahrungen hat er im Lauf der Jahre bei der Beschichtung von Kellern, Terrassen, Treppen, Balkonen, Wänden und mehr gesammelt.
Sonnenberger bleibt vorsichtig: "Mit Sicherheit ist Geolen nicht das Wundermittel, für das Scholze es bewirbt. Darum testen wir erstmal in der Geyer-Straße und schauen, wo und ob wir es noch anders einsetzen können."
Mit dieser Vorsicht scheint Zörbig auf der sicheren Seite. Mehrfach endete die Anwendung des biologischen Wundermittels vor Gericht. Ein Radwanderweg an der Elbe zwischen der Autobahn 9 bei Vockerode und der Einfahrt zum Sieglitzer Park musste 2010 gesperrt werden. Die Bernburger hatten dort mit dem Geolen gearbeitet. Später verflüchtigte sich das Öl so stark, dass der viel frequentierte Weg gesperrt werden musste. Es folgte ein Rechtsstreit vor Gericht. Es hieß, die fehlerhafte Zusammensetzung der Komponenten des Geolens hätte zur Auflösung geführt. Am Ende entschied das Gericht zu Scholzes Gunsten: der Unterbau des Radwegs sei nicht ausreichend verdichtet worden. Jahre zuvor hatte es einen ähnlichen Fall in Leuna gegeben. Dort begann sich das 2004 aufgebrachte Geolen ebenfalls zu zersetzen. Die Stadt lag jahrelang mit der Firma im Rechtsstreit. Das Gericht entschied letztendlich, dass die Planungsfirma keine Schuld treffe, weil das verwendete Material erst so kurze Zeit auf dem Markt sei.
Ein Anwohner der Geyer-Straße bleibt gelassen: "Ich denke, es wird halten." Auch Scholze hält entgegen: "Wenn ich nicht wüsste, dass es funktioniert, würde ich nicht herumfahren und damit arbeiten."