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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Telefone laufen wegen Autokennzeichen heiß

Von matthias bartl 27.09.2012, 17:37

Bitterfeld/köthen/MZ. - So richtig zum Arbeiten sind die Mitarbeiter der Zulassungsstelle in der Landkreisverwaltung am Dienstag nicht gekommen. Der Sprechtag hat sich diesmal zum Telefoniertag entwickelt. "Es war schlimm", sagt Sachgebietsleiter Uwe Gerloff. "Fast alle, die angerufen haben, wollten ihr altes Kennzeichen wiederhaben." Gezählt hat man die Anrufer nicht, gefühlt seien es mehrere Hundert gewesen, die sich danach erkundigt haben, wann sie zu ihrem altgewohnten KÖT kommen können.

Am liebsten gleich - aber das geht eben noch nicht. Auf der Internetseite des Bundesverkehrsministeriums ist nachzulesen, dass die Neuregelung noch in diesem Jahr in Kraft treten soll, in mancher Amtsstube wird aber eher auf den Januar 2013 orientiert.

Wann auch immer es sein wird - im September, Oktober oder November werde man im Landkreis noch keine alt-neuen Kennzeichen ausgeben können, ist sich Uwe Gerloff sicher. Und er hat daher derzeit nur einen Wunsch: Der telefonische Ansturm auf die vergangenen Kennzeichen der Zukunft möge deutlich nachlassen. Am Dienstag seien bis Mittag vier "Zulasser" anwesend gewesen, danach bis 16 Uhr nur noch drei, ab 16 Uhr habe man mit zwei Mitarbeitern den Betrieb aufrechterhalten. Wenn dann alle Minuten das Telefon klingelt, werde es schwierig, die eigentliche Arbeit in Ruhe machen zu können. "Im Schalterbetrieb lenkt das doch sehr ab." Der Bürger müsse warten, "wie wir auch".

Warten und Warten kann aber durchaus zweierlei sein. Während nicht wenige darauf brennen, das derzeitige ABI-Schild an ihrem Auto gegen eine KÖT- oder BTF-Tafel zu tauschen und sich der Köthener Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander sich über die Entscheidung des Bundesrates freut, sieht der Landrat von Anhalt-Bitterfeld die schöne neue Kennzeichen-Welt mit sehr gemischten Gefühlen. "Ich bin davon überhaupt nicht begeistert", hatte Uwe Schulze schon vor einiger Zeit der MZ gesagt. Mit dem Autokennzeichen würde dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld eine wichtige Identifikationsmöglichkeit genommen. Aber, so Schulze am Donnerstag gegenüber der MZ: "Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, wenn es so sein soll, dann soll es eben so sein." Zufrieden klingt anders. Schulze ist dienstlich mit einem ABI-Kennzeichen unterwegs, privat hat er an seinem alten Auto noch das BTF-Schild, wie Köthens OB Zander mit KÖT unterwegs ist.

Uwe Gerloff, Herr der Kennzeichen in der Landkreisverwaltung und damit in Anhalt-Bitterfeld, hat es miterlebt, dass im Lauf der Jahre die Akzeptanz für das ABI-Kennzeichen gestiegen ist. "Am Anfang war die Ablehnung ganz krass", erinnert er sich.

Inzwischen sei eine gewisse Gewöhnung eingetreten. Zwischen Fläming und Dübener Heide gibt es derzeit (Mitte August 2012) rund 72000 zulassungspflichtige Fahrzeuge, die das Kennzeichen ABI haben. Mit dem BTF-Kennzeichen sind noch etwa 28000 Fahrzeuge unterwegs, unter der Flagge KÖT sind es noch ungefähr 17000. Es ist absolut nicht einzuschätzen, wie viele der Halter eines mit ABI gekennzeichneten Fahrzeugs gewillt sind, zu den alten zurückzuwechseln. Gerloff und seine Amtsleiterin Jutta Haase sehen das auch gelassen: Man werde mit der Aufgabe fertig werden, egal, welchen Umfang sie annimmt. Dabei ist man aber sehr zufrieden damit, dass die Länderkammer die Idee abgelehnt hat, auch ganz neue Kennzeichen für jetzt existierende Verwaltungseinheiten zuzulassen - etwa OLA für Osternienburger Land oder MUL für Muldestausee oder Ähnliches. Das wäre, finden Haase und Gerloff unisono, ein zu großes Durcheinander geworden.

Mindestens eine Nachfrage in dieser Richtung hat Uwe Gerloff aber auch schon verzeichnen müssen. "Da hat hier ein Mann angerufen, der angefragt hat, ob es auch ein Kennzeichen für Wolfen geben würde." Dem Manne konnte nicht geholfen werden.