Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Greyhound-Papst in Roitzsch
roitzsch/MZ. - Es ist ein bisschen das Gefühl wie im Wilden Westen, meint Stephan Arnold. "Da ging es darum, wer am schnellsten den Colt zieht. Und hier eben um die Frage, wer den schnellsten Hund hat." Arnold zieht derzeit von Rennbahn zu Rennbahn und ist mit zehn Greyhounds aus Leipzig nach Roitzsch gereist. Dort stellten sich am Wochenende auf der Rennbahn des Windhundrennvereins Greppin 134 der edlen Tiere den Ausstellungsrichtern, außerdem traten 125 beim internationalen Rennen an.
Arnold ist dabei so etwas wie ein "Greyhound-Papst" - so wird er jedenfalls gern mal genannt, weil seine Hunde äußerst erfolgreich rennen. Sie sind mehrfache Champions, räumen international Preise ab, auch Weltmeister sind dabei. Er züchtet seit 25 Jahren Greyhounds, zeigt sie in Ausstellungen und lässt sie vor allem auf der Rennbahn starten. Arnold liebt den Wettkampf. "Da kann man nichts manipulieren, es zählen Training und die Anatomie. Die Hunde brauchen solche Rennen auch als Ausgleich, sie sind immerhin die zweitschnellsten Säugetiere der Welt." Seine Tiere jedenfalls haben die 277-Meter-Sprints für die Kategorie Greyhounds ganz klar für sich entschieden. Aber warum Arnold gern nach Roitzsch kommt, ist nicht nur der Erfolg. "Ich mag dieses gemütliche Beisammensein, am Abend wird auch Live-Musik gespielt und man kann schön in der Runde sitzen."
Denn das Ereignis ist neben ernster Jurybeschau und höchster Konzentration beim Rennen vor allem auch ein großes Fest in Campingatmosphäre. Man ist ein paar Tage unter sich, etwas abgeschieden vom Rest der Welt an der B 184. Dem Besucher begegnen während dieser Tage nicht nur Windhunde in allen möglichen Ausführungen - der beeindruckendeste ist wohl der irische Wolfshund, der eine Schulterhöhe von einem Meter erreichen kann - sondern auch Fachgespräche an allen Ecken: über Pfoten beispielsweise, über Körperhaltung, auch übers Hundehaarföhnen. Bernd Rahms fasziniert immer wieder der Charakter der Tiere. "Es sind 150 Hunde hier und man hört selten einen bellen. Das ist bemerkenswert", sagt der Vorsitzende des Vereins, der mehrmals im Jahr Ausstellungen und Rennen ausrichtet. "Sie sind einfach gut sozialisiert und kommen miteinander klar." Er weiß: Roitzsch ist bei Windhundebesitzern beliebt: "Erstmal, weil wir Sachsen-Anhalter gastfreundlich sind, aber auch weil das Ambiente gut ist. Man hat hier eine Gemeinschaft, lernt Leute kennen, die man sonst vielleicht nie treffen würde."
Sogar aus Schweden, Polen und Tschechien waren die Teilnehmer angereist. Sie kamen meist mit mehreren Hunden. Mit dabei auch: Utensilien zum Aufhübschen. Um die Hunde von der besten Seite zu zeigen, wurde gebürstet, gerade gerückt, der richtige Stand geübt. Bei Chyra beispielweise. Sie ist der Star unter den Hunden, die Silke Gottschalk mitgebracht hat. Um sechs ist sie dafür in Wittenberg aufgestanden. "Warum langweilig auf der Couch sitzen, wenn hier was los ist?" Aber im Ernst: "Ich finde meine Hunde schön, und deshalb zeige ich sie gerne." Sie macht das Ganze seit zwölf Jahren hobbymäßig. "Die Tiere sind eigenständig und doch menschenbezogen, das gefällt mir." Und ihre junge Chyra geht offenbar erste Schritte in Richtung Karriere. "Sie fühlt sich wohl, wenn sie im Mittelpunkt steht. Und sie ist schon ganz erfolgreich, da macht es noch mehr Spaß, zu Ausstellungen zu fahren."
Noch früher aufgestanden sind Andrea Bucher und Astrid Wildekopf aus Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern), nämlich um vier Uhr. Vier afghanische Windhunde haben sie zur Bewertung mitgebracht. Dem voraus ging ein aufwendiges Hunde-Wellnessprogramm. "Baden, föhnen, kämmen, drei bis vier Stunden kann das schon dauern", sagt Bucher, die auch mal gezüchtet hat. "Wir fahren seit ein paar Jahren gemeinsam zu Ausstellungen, früher auch zu Rennen. Insgesamt ist der Aufwand groß, auch finanziell. Aber es macht Spaß, das zählt am Ende." Am Sonntag ging es für die zwei übrigens gleich weiter nach Münster zur nächsten Ausstellung. Straffes Programm also.