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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Geländeritte haben Märchenhaftes

Von BÄRBEL HELBIG 15.09.2011, 16:57

QUETZDÖLSDORF/MZ. - Erste Reitstunden

Vor vier Jahren hat sie mit ihrem Mann eine Wohnung im Seitenflügel des Schlosses und für ihr Pferd eine Box und Koppeln in Quetzdölsdorf gefunden. Dass sich daraus einmal ein beruflicher Neuanfang ergeben würde, daran hat sie damals noch nicht gedacht. So, wie sie als Kind auch nur davon träumen konnte, mit einem Pferd über Stock und Stein zu galoppieren, wie sie es in dem Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" gesehen hatte.

Aus den ersten Reitstunden, die sie mit 20 in Schwittersdorf genommen hat, ist mit 40 der Beruf mit erfolgreichen Prüfungen für das Reit- und Longierabzeichen und den Trainerschein C geworden. Es hat sie "irgendwie dorthin geführt", sagt die gelernte Metallbauzeichnerin, die in Halle groß geworden ist. Die eigene Reitschule war der letzte Schritt vom "Stadt- zum Landmädel", wie sie es selbst nennt. Obwohl sie eigentlich nicht der Typ für die Selbstständigkeit ist und eine solche Entscheidung gut überlegt sein will, wie sie wusste, gab es für sie nahezu ideale Voraussetzungen, mit 40 noch mal einen Neustart zu wagen.

Mit Pferden kannte sie sich aus und in der ehemaligen Milchviehanlage des volkseigenen Gutes fanden sich für ihr Vorhaben reichlich Platz und Gebäude, aus denen sich etwas machen ließ. "Als ich Landwirt Brakel und seine Frau beim Erntedankfest im vergangenen Jahr angesprochen habe, waren sie hellauf begeistert." Marion Metz hatte das Gefühl, dass sie mit den Brakels nicht nur einen Pachtvertrag abschließen, sondern auch gut zusammenarbeiten würde. Einzige Klippe blieb das Kaufmännische. "Den Bürokram kannst du lernen", machte sie sich Mut und schaffte auch das. So wurden aus der ersten Idee ernsthafte Pläne, die nun Stück für Stück auf Reitplatz, in der Reithalle, auf den Koppeln und auf den schönen Reitwegen im Park und am Schloss umgesetzt werden.

Die Zeit selbst einteilen

Ihr Büro, das zugleich Sattelkammer und Aufenthaltsraum ist, hat sie in der Milchkammer eines ehemaligen Kälberstalles eingerichtet. Dort ist etwas von ihrer Firmenphilosophie zu spüren. Geordnet, ruhig und gemütlich soll es bei ihr zugehen. Zu der Stunde auf dem Pferd gibt es bei ihr Zeit und Gelegenheit, sich davor und danach mit dem Tier zu beschäftigen, einen Kaffee zu trinken oder zu grillen und sich dabei mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Die Reitschüler, unter ihnen Sechs- wie Sechzigjährige, Anfänger, Fortgeschrittene, Spät- und Wiedereinsteiger, kommen aus der Umgebung, aus Halle, Bitterfeld und aus dem Dorf. "Das Wichtigste ist, dass die Kunden glücklich vom Pferd absteigen", sagt Marion Metz. Dass sie andere für ihre Passion begeistern kann, auch wenn es noch so lange dauert, hat sie übrigens überzeugend bewiesen. Nach 16 Jahren Ehe konnte sie ihren Mann, der die Woche über als Servicetechniker auf Montage unterwegs ist, zum Reitsport und zum eigenen Pferd bringen.

In den ersten Monaten als Chefin eines Reitbetriebes hat sie schätzen gelernt, dass sie sich ihre Zeit selbst einteilen kann und sich um die eigene Weiterbildung kümmern kann. So fährt sie wieder nach Schwittersdorf, wo sie vor 20 Jahren mit klopfendem Herzen das erste Mal auf einem Pferd gesessen hat. Jetzt übt sie dort bei anderen Trainern Klassisch, Barock, Dressur und Springen.

Für 2012 gibt es in "Marions Reitschule am Quetzer Berg" schon weitergehende Pläne. Dann soll eine Pferdepension eröffnet werden, in der Gast-Pferde eingestellt und versorgt werden sollen, wie es noch nicht allzu oft üblich ist. Die Pferde sollen nach den Vorstellungen von Marion Metz nicht in Boxen, sondern in einem Freilaufstall untergebracht werden, in dem sie Bewegungsfreiheit haben und sich nach Belieben drinnen oder draußen aufhalten können.

In ihrer Reitschule ist für Marion Metz jedoch eines märchenhaft geblieben: Geländeritte. "Das Schönste, was es gibt", sagt sie. Und gibt zu, dass sie bewundernde wie neidische Blicke, mit denen sie einst in dem Märchenfilm Aschenbrödel auf dem Pferd zugeschaut hatte, nun selbst genießen kann.