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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die schönsten Tippler und Purzler

Von ULF ROSTALSKY 15.01.2012, 17:37

ZÖRBIG/MZ. - Halbe Sachen sind Günther Heilemanns Sache nicht. Der Vorsitzende des Rassegeflügelzuchtvereins Zörbig und Umgebung geht auf für sein Hobby und freut sich immer wieder diebisch über die Schau in seiner Heimatstadt. Die steht zumindest in der Region ganz am Ende des Terminkalenders und garantiert ein Treffen von den Besten der Besten.

Von Championsleague sprach der Zörbiger schon. Auch von Creme de la creme. Vom Besten, was das Zuchtjahr zu bieten habe. Doch ist Heilemann ein gutes Stück weit Realist. Das besondere Teilnehmerfeld habe am Ende wirklich nur etwas mit dem späten Termin der Schau zu tun, erzählt er. Im Januar wären die Tiere ganz einfach weiter entwickelt als im Oktober, die weniger guten seien damit von den wirklich überzeugenden Tieren getrennt.

Dennoch sind die derzeit 28 Zörbiger Vereinsmitglieder stolz darauf, Jahr für Jahr eine durch Qualität und Vielfalt bestechende Ausstellung auf die Beine zu stellen. Zum wievielten Mal sie Gastgeber für Freunde des Federviehs sind, wissen sie nicht einmal. Seit 1905 gibt es ihren Verein, jedes Jahr gab es eine Schau. "Die Kriege müssen wir natürlich abrechnen", sagt Günther Heilemann. 90 Ausstellungen kämen nach dieser Rechnung durchaus zusammen. "Ich werde mich mal über die Bücher machen, die Statistik erstellen."

453 Tiere gab es am Wochenende in Zörbig zu sehen. 14 Mal wurde Wassergeflügel dem Preisrichter präsentiert. 26 große Hühner, 171 Zwerghühner und 242 Tauben waren mit von der Partie. "Ein ordentliches Teilnehmerfeld", sind die Hausherren überzeugt. Ein Teilnehmerfeld aber auch, das wieder mit Qualität zu überzeugen wusste. Zwar wurde auch in Zörbig offenbar, dass das Wetter der letzten Zeit mit viel Regen manchem Tier und seinem Federkleid arg zugesetzt hat. Dennoch zückten die Preisrichter zwölf Mal die Bestnote "Vorzüglich". Für Züchter-Urgestein Heilemann ist das Ergebnis angesichts der Rahmenbedingungen "spitzenmäßig".

Sprichwörtlich den Vogel abgeschossen hat bei der Schau der Eismannsdorfer Mario Hor. Mit Strasser-Tauben sicherte er sich den Landesverbands-Ehrenpreis. Über Kreisverbands-Ehrenpreise konnten sich Manfred Janisch (Radegast) für Streicherenten und Torsten Ziegert (Sandersdorf) für Deutsche Schautippler freuen. Tippler? Der Außenstehende hält inne beim Begriff, der Fachmann lehnt sich zurück und setzt an zum Vortrag über Namen und Verhalten der Tauben. "Die laufen eben so. Die tippeln. Daher der Name." So wie bei Orientalischen Rollern die Flugeigenschaften zum Tragen kamen. Und bei Elsterpurzlern? "Die rollen nicht, die purzeln im Flug", weiß Heilemann, der die ganze Vielfalt des Hobbys dargeboten sieht in seiner Heimatstadt.

Da rücken Kingtauben ins Blickfeld, denen sich Horst Hölzel seit Jahr und Tag verschrieben hat. Da bescheren aber auch Zwerg Barnevelder den Erfolg. Evelin und Bernhard Sommer haben die Hühner an den Start gebracht und einen Ehrenpreis eingeheimst. Sommers stehen für die Jugendgruppe des Zörbiger Vereins. Und das mit über 50. Was in der kleinen Runde mit einem Schmunzeln kommentiert wird, offenbart das größte Problem der Züchter: Sie finden keinen Nachwuchs - Ausnahmen bestätigen die Regel. Dabei wäre die Arbeit mit den Tieren eine so schöne Sache, ist Evelin Sommer überzeugt. Gleichwohl weiß sie, dass derjenige, der mit Tieren aufgewachsen ist, sehr viel leichter zum Hobby finden kann. "Bei mir war das so. Wir hatten immer Tiere."

Dennoch wollen die Zörbiger den Kopf nicht hängen lassen. Sie freuen sich an der Geflügelzucht, sind stolz auf Erfolge und haben insgeheim die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der eine oder andere doch noch zu ihnen stößt. Sommers Sohn beispielsweise hat wieder zum Federvieh gefunden. "Der hat jetzt Wachteln", erklärt die Mutter. Dem Verein hilft das allerdings erst einmal wenig. Wachteln sind Exoten, kein Rassegeflügel. Doch lässt der Neuanfang Hoffnung zu. "Wir werden immer älter. Da muss was nachkommen", sagt Heilemann. Dabei geht es im Verein streng genommen nicht einmal ausschließlich um die Geflügelzucht. Geselligkeit hat ebenso hohen Stellenwert. Die Zörbiger pflegen seit Jahr und Tag eine enge Freundschaft zu den Züchtern aus Falkenberg. "Die Treffen sind immer wieder schön, da sind wir eine richtig große Familie." Der jedoch der Nachwuchs abhanden gekommen ist.