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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Brief und Siegel für die Gesundheit

Von ULF ROSTALSKY 04.05.2011, 16:22
Übungen mit dem Gummiband gehören auch zum Sportprogramm der kürzlich gegründeten Reha-Gruppe in Raguhn. (FOTO: ANDRÉ KEHRER)
Übungen mit dem Gummiband gehören auch zum Sportprogramm der kürzlich gegründeten Reha-Gruppe in Raguhn. (FOTO: ANDRÉ KEHRER) CARDO

RAGUHN/MZ. - "Mir tut das einfach gut", sagt Ingeborg Ostermann. "Und das im doppelten Sinne", setzt sie hinzu. Die Raguhnerin gehört seit ein paar Wochen zu einer der beiden in der Muldestadt bestehenden Rehasportgruppen, hält sich fit und freut sich über das Zusammensein mit den anderen Frauen und Männern. Sport, so die Botschaft, macht Spaß. Ganz unabhängig davon, ob die Aktiven über mehr oder weniger große Einschränkungen des Bewegungsapparates klagen.

"Wenn das Soziale stimmt, ist auch die Seele in Ordnung", meint Marcel March überzeugt. Er gehört zum Reha-Sport-Verein Kraftwerk aus Dessau, der den Muldestädtern organisatorisch unter die Arme greift. Beide in den Räumen der Physiotherapiepraxis von Ingo Kummer und Sigrid Böhm anzutreffenden Sportgruppen gehören offiziell zum Dessauer Verein. Das wird mit Brief und Siegel amtlich bestätigt. Doch sollen die Formalien eine eher untergeordnete Rolle spielen. "Wir wollen den Menschen helfen und sie unter Berücksichtigung ihrer Einschränkungen körperlich ertüchtigen", erklärt Sigrid Böhm.

In Raguhn stellt der Rehasport momentan vornehmlich auf Personen ab, die Rücken- und Gelenksprobleme haben, an Osteoporose leiden. "Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen können noch nicht dabei sein", sagt die Chefin des Hauses. Für solche Fälle würden derzeit noch die vollständige Ausstattung und der enge Schulterschluss zum entsprechenden Facharzt fehlen. Rehasport ist klaren Regeln unterworfen. Die Gruppen werden von einem Arzt begleitet, die Übungsleiter sind extra ausgebildet und verfügen über eine fachspezifischen Abschluss. Physiotherapeuten wie Kai Grötzke führen Regie, erstellen Übungsprogramme, gehen auf den einzelnen Teilnehmer, dessen Fähigkeiten und Möglichkeiten ein. Das kommt auch in Raguhn an. "Wir sind alle schon beim Du", erklärt Grötzke, der in der Vormittagsgruppe mit Abstand der Jüngste ist.

Prinzipiell steht der Sport allerdings Angehörigen jeder Altersgruppe offen. Auch in der Muldestadt reicht das Altersspektrum aller Sportler schon jetzt von der 20-jährigen Frau bis zum rüstigen Rentner. Die Mischung ist das Rezept zum Erfolg, die Arbeit in der Gruppe ebenfalls. "Ich bin mit meiner Frau hier", erzählt Günter Müller, den seit langer Zeit Bandscheibenprobleme plagen.

Eher ruhig geht er die 60-Minuten-Einheit an. Bewegung ist alles, Hektik nichts. Das Trainingsprogramm sieht die langsame Erwärmung vor. Erst Stuhltanz, dann Ballprellen, schließlich Übungen mit dem Gummiband. "Den ersten Muskelkater hatte ich schnell", erinnert sich Ingeborg Ostermann, der vom behandelnden Orthopäden der Rehasport nahe gelegt worden war. Ärzte öffnen in der Regel den Weg in Sportgruppen wie die in Raguhn. Sie verordnen die sportliche Betätigung. "Generell erst einmal 50 Einheiten á 60 Minuten", bestätigt Sigrid Böhm. Danach muss nicht Feierabend sein. Es kann Folgeverordnungen geben. Die Sportler können allerdings auch aus freien Stücken weiter in der Gruppe bleiben.