Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Abenteuer im Einklang mit der Natur
RAGUHN/MZ. - Das Feuer knistert. Kinderwangen färben sich rot. Der Rauch entlockt Tränen. Tränen, die nichts gemein haben mit Trauer. Im Gegenteil. Sie gehören zu jenen, die sich um ein zünftiges Pfadfinderfeuer scharen. Ob Janine, Ronja oder Rafael - sie lauschen den Geschichten, die Clara Groß oder Florian Stutzer mit Leidenschaft erzählen. So haben sie es sich vorgestellt: das Abenteuer Pfadfinder. Die Realität trügt nicht. In Raguhn sind die jungen Naturfreunde hellwach. "Die Kinder sollen nicht unter Leistungsdruck stehen, sie sollen sich einfach nur wohlfühlen", erläutert Silvan Dorn seine Beweggründe, die erste Pfadfinder-Gruppe in Raguhn zu gründen. Weg von elektronischen Spielsachen hinein in die Natur, das hat sich Silvan Dorn vorgenommen. Daran hält der Raguhner fest. Und es funktioniert. 15 Kinder möchten die Treffen bei den Pfadfindern nicht mehr missen. Janine aus Marke gehört dazu. Neun Jahre ist sie alt. Was ihr am Besten gefällt? In der Natur zu lernen. Schnitzen zum Beispiel, Feuer machen. Freunde treffen. Holzhäuser bauen. Da gibt es vieles, was sie fasziniert. Und sie ist gespannt auf das, was noch kommt.
Bundesweit gibt es etwa 50 000 Menschen, die zu den Pfadfindern gehören. In Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt und Thüringen) sind es 274, im Landkreis Anhalt-Bitterfeld etwa 35 Mitglieder, informiert Nadine Dittmann, Bildungsreferentin im Verband christlicher Pfadfinder, die ihren Sitz in Dessau hat und mit Wohlwollen beobachtet, wie sich die Raguhner ins Zeug legen, denPrinzipien der Pfadfinderbewegung alle Ehre machen. Sie verinnerlichen den Verhaltenskodex, der für alle Mitglieder gleichermaßen gilt und damit die Bewegung prägt. "Die Pflicht gegenüber Gott, die Pflicht gegenüber Dritten und die Pflicht gegenüber sich selbst." Doch ausgegrenzt werde niemand, betont Nadine Dittmann. Jeder könne - egal welcher Konfession - der Bewegung beitreten.
Lernen durch Tun ist die Methode, die Silvan Dorn und sein junges Team bevorzugen. Genau wie Florian Stutzer. 25 Jahre ist er alt und mittlerweile in Sandersdorf zu Hause. Eigentlich stammt er aus Cloppenburg (Niedersachsen). Der Berufswunsch war es, der ihn nach Anhalt-Bitterfeld zog. Lokführer wird er eines Tages sein, nach der Ausbildung.
"Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", erzählt er. Seit zwölf Jahren ist Florian Stutzer bereits bei den Pfadfindern. Was ihn daran fasziniert? "Das einfache Leben ohne Schnickschnack, eins mit der Natur zu sein, zur Ruhe zu kommen und die Arbeit mit den Kindern", das mache den ganz besonderen Reiz aus, den er nicht mehr missen möchte. Hier unter den Raguhnern fühlt sich auch ein Niedersachse wohl. Eben Pfadfinder unter sich.
Auch Florian Stutzer musste erst lernen, wie man Feuer macht oder mit dem Kompass umgeht. Weg von der Geschirrspülmaschine oder dem Wasserkocher. In der Natur versagt der Luxus der Marktwirtschaft. Hier sei nur der Mensch gefragt, der sich allein auf seine Fähigkeiten verlassen muss. Und je eher man diese erkennt, umso besser.
Die Pfadfinder im Alter von sieben bis zehn Jahre treffen sich dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Kirche, Kirchplatz 10 in Raguhn, die Älteren ab elf Jahre kommen donnerstags zwischen 17 und 18.30 Uhr zusammen.