800 Jahre Anhalt 800 Jahre Anhalt: Bobbau veranstaltete Festwochenende
Bobbau/MZ. - Was 16 ausgewachsenen kräftigen Pferden nicht gelang, das hat ein kleines Mädchen vollbracht. Die zehnjährige Joanna Reiff aus Bobbau ließ eine Metallkugel mit 60 Zentimeter Durchmesser in zwei Halbkugeln zerfallen, indem sie sie mit Luft füllte.
Der Magdeburger Halbkugelversuch, präsentiert von der Magdeburger "Otto-von-Guericke-Gesellschaft" und Otto von Guericke alias Ditmar Schneider, lockte am Samstag viele Hunderte Besucher auf die Festwiese am Wasserturm in Bobbau, wo "800 Jahre Anhalt" gefeiert wurde.
Das bunte Spektakel, das Gäste aus nah und fern anzog, hatte am Morgen - ganz anders als in den vergangenen Jahren - mit einer Veranstaltung in der Evangelischen Kirche in Wolfen begonnen. Ortschaftsrat Walter Zeller war in das Gewand eines Pfarrers geschlüpft - übrigens nicht zum ersten Mal - und begrüßte ehrwürdige Persönlichkeiten: den großen Dichter Johann Wolfgang von Goethe, den Kurfürsten August Friedrich von Sachsen III. und Fürstin Luise von Anhalt-Dessau, die auf dem Weg von Weimar nach Wörlitz waren.
Im wirklichen Leben war das zwar alles etwas anders, doch das tat den kleinen amüsanten Szenen keinerlei Abbruch. Luise wurde von Anja Topat dargestellt, den Kurfürsten mimte Werner Pelz, den großen Dichter verkörperte Torsten Geschke. Alle drei Schauspieler sind langjährige Mitglieder des Amateurtheaters Wolfen. Geschke spielte den Goethe zum ersten Mal.
"Ich hatte kaum Zeit, mich darüber zu freuen", sagte der junge Mann, denn er hatte erst am Mittwoch davon erfahren, dass er die Rolle übernehmen soll. Dennoch machte er seine Sache sehr gut, denn "Improvisieren gehört einfach zum Theater", wie Anja Topat anmerkte. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Gemischte Chor Wolfen-Sandersdorf unter der Leitung von Klaus Männel.
Nach der kleinen, aber feinen Begrüßungsveranstaltung fuhren Hochwürden dann nach Bobbau, wo Goethe von Leopold I., auch der alte Dessauer genannt und gespielt von Klaus Bruchner, mit einem Gedicht begrüßt wurde. Auch in dieser Szene wurde die Geschichte frei interpretiert, denn als der Dichter 1749 geboren wurde, da war der alte Dessauer schon zwei Jahre tot.
Dessen völlig ungeachtet, gab es für den Festumzug jede Menge Beifall. Mehr als 200 Teilnehmer zogen durch Bobbau und die Blicke auf sich. Allen voran marschierte die Schalmeienkapelle aus Plodda, ihr folgten die Kurfürstlichen Botenreiter, das Preußische Regiment von Hülsen - ein Eliteregiment aus dem 18. Jahrhundert - , Adlige des Dessauer Hofes und kostümierte Bürger. Gut gemacht. Urteilten nicht nur Ronald Roye und Gerald Bärwald.
Die beiden gehören zu den ehemaligen Bobbauern, die alle Jahre wieder zum Wasserturmfest eingeladen werden - und auch kommen, wenn die Zeit es erlaubt. Viel Zeit musste man mitbringen, um sich all die interessanten Ausstellungen anzuschauen. Dazu zählten auch Teile der Landesschau "Anhalt 800". So wurden Tafeln u.a. zur Geschichte Anhalts und zum Notgeld gezeigt.