Corona-Update 106 Neuinfektionen am Mittwoch - Warum sinkt Inzidenz in Anhalt-Bitterfeld dennoch auf 99,1?

Anhalt-Bitterfeld - Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld und das Robert-Koch-Institut (RKI) sorgen mit denen von ihnen gemeldeldeten Corona-Fallzahlen und der daraus berechneten Sieben-Tage-Inzidenz weiterhin für Verwirrung. So ist die Zahl der Neuinfektionen am Mittwoch mit 106 Fällen laut Landkreis erneut stark gestiegen. Dennoch sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz des Robert-Koch-Instituts weiter und beträgt nach den Angaben aus Berlin am Mittwoch 99,1.
Dieser Wert dürfte in der Bevölkerung wieder für Diskussionen sorgen. Doch Kreissprecher Udo Pawelczyk verweist auf die relativ niedrigen Neuinfektionen der vergangenen Tage, besonders über das Wochenende. Hier werden erfahrungsgemäß nicht alle Fälle sofort erfasst. Da festgeschrieben sei, dass für alle Maßnahmen der Wert vom RKI maßgeblich ist, versuche der Landkreis allerdings nicht mehr, eigene Werte zu errechnen. Auch das Sozialministerium Sachsen-Anhalt hat inzwischen kapituliert und weist seit Dienstag keine eigene Inzidenz, sondern nur noch Wert des Robert-Koch-Instituts, aus.
Tasächlich erscheint die Berechnung des RKI dadurch - nüchtern betrachtet - recht kurios: Als Grundlage für die Mittwochs-Inzidenz geht das RKI nach eigenen Angaben von 157 Fällen in den vergangenen sieben Tagen aus. Die Inzidenz errechnet sich dann aus den 157 Fällen geteilt durch 158.486 Einwohner von Anhalt-Bitterfeld multipliziert mit 100.000. Das Ergibt am Mittwoch den Wert von 99,1.
Die nüchternen Zahlen des Landkreises würden am Mittwoch eine Inzidenz von 238,5 ergeben
Addiert man hingegen die vom Landkreis in den letzten sieben Tagen gemeldeten Fälle (Donnertag, 22.04., 14 Uhr bis 28.04., 14 Uhr) beträgt der Wert 378 und würde somit einer Inzidenz von 238,5 gleichkommen. Also mehr als das doppelte dessen, was das RKI nun angibt.
Selbst wenn man nun einen Tag zurückgeht und die 106 Fälle von diesem Mittwoch nicht mit einrechnet, sieht das für den Zeitraum (Mittwoch, 22.04., 14 Uhr bis 27.04., 14 Uhr) nicht besser aus. Hier wurden immer noch 318 Fälle gezählt, was einer Inzidenz von 200,1 entsprechen würde.
Das RKI rechnet vor allem durch durch Meldeverzug mit anderen Werten für die einzelnen Tage
Warum das RKI mit niedrigeren Zahlen rechnet, kann verschiedene Gründe haben: Zum einen gibt es immer noch einen Meldeverzug, so weist das RKI am Mittwoch 6.023 Fälle seit Pandemiebeginn aus - der Landkreis ist in seiner eigenen Zählung aber schon bei 6.155 gemeldeten Corona-Fällen. Einer Differenz von 132.
Zudem ordnet das RKI später gemeldete Fälle dem tatsächlichen Erfassungsdatum durch die Gesundheitsämter zu. Wird also ein Fall von vorletzter Woche erst heute nach Berlin gemeldet, ist er weder letzte Woche noch diese Woche in die Berechnung der aktuellen Inzidenz eingeflossen. „Durch den Meldeverzug sind die Daten die letzten Tage [...] noch unvollständig“, heißt es auf der Webseite. „Aus dem Verlauf der übermittelten Daten allein lässt sich daher kein Trend zu den aktuell erfolgten Neuinfektionen ablesen.“
Doch auch die kumulierte Zahl der Corona-Fälle in Anhalt-Bitterfeld ist laut RKI in den letzten Tagen teils nur um einstelligen Bereich gestiegen: bis Dienstag 6.023, bis Montag 6.022, und bis Sonntag 6.015 Fälle. Dazu sagt das RKI: „Bei den kumulierten Fällen verteilt sich das Gesamtplus der Fälle zum Vortag auf verschiedene Tage aufgrund des Übermittlungsprozesses.“ (mz/fkr/cze)