1. Mai in Bitterfeld 1. Mai in Bitterfeld: Stadt sagt Frühlingsfest ab

bitterfeld - Die Stadt Bitterfeld-Wolfen hat am Donnerstag ein für den 1.?Mai in Bitterfeld geplantes „Frühlingsfest“ abgesagt, nachdem sie es am Tag zuvor angekündigt hatte. Mit der Aktion „Bitterfeld zeigt Gesicht“ wollten die Organisatoren Flagge zeigen gegen die jüngsten gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Stadt.
Dieses Fest gegen Gewalt hätte auf dem Robert-Schuman-Platz zur gleichen Zeit stattgefunden wie ein von den Mahnwache-Organisatoren geplantes „Familienfest“, das nur wenige hundert Meter weiter auf dem Marktplatz angemeldet war. Aber auch dieser Termin ist gestrichen. Die Veranstalter haben ihn laut eigenen Angaben zurückgezogen. Sie berufen sich auf Sicherheitsaspekte. „Wir hatten Angst, das jemand von unseren Teilnehmern verletzt werden könnte“, so einer der Organisatoren. Offenbar meldeten sie dem Landkreis am Donnerstag ihren Verzicht. Kurz danach sagte wohl die Stadt auch ihr Frühlingsfest ab.
Maßnahme zur Deeskalation
Nach MZ-Informationen gab es Bemühungen der Polizei, beide Seiten zum Verzicht auf ihre Veranstaltungen zu bewegen. Damit wollte sie zur Deeskalation beitragen, nachdem sich die Gewalt in den vergangenen Wochen in der Stadt durch die Präsenz rechter und linker Kräfte hochgeschaukelt hatte. Ein Sprecher der Polizeidirektion Ost in Dessau konnte am Donnerstag zu den Gründen der Absagen jedoch keine Angaben machen, da er die Vorgänge nicht kenne.
Die Stadt Bitterfeld-Wolfen gab in einer offiziellen Erklärung lediglich „organisatorische Gründe“ an, weswegen ihr Anti-Gewalt-Frühlingsfest „nun doch nicht realisiert wird.“ Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) lehnte es trotz Nachfrage ab, die Hintergründe der Absage zu erläutern. Zur Frage, ob man so zur Deeskalation beitragen wolle und ob es einen Zusammenhang zur abgesagten Mahnwache gibt, sagte sie: „Das kommentiere ich nicht.“
Das Frühlingsfest sollte von der Stadt und dem Bitterfelder Innenstadtverein veranstaltet werden. Dessen Chef, Hans-Christian Quilitzsch, hat dafür sogar schon die Plakate drucken lassen. Er bestätigte gegenüber der MZ, dass sich die Polizei um Ruhe in der Stadt bemühe und sich vor der Absage mit den Organisatoren an einen Tisch gesetzt habe. Quilitzsch: „Wenn auf diesem Weg ein Brennpunkt in der Stadt verschwindet, dann ist diese Entscheidung eine gute.“
Handgreiflichkeiten auf dem Markt
Den Mahnwache-Organisatoren wiederum wurde laut eigenen Angaben vom Landkreis empfohlen, ihr auf dem Markt geplantes Familienfest abzusagen. Das letzte Gespräch dazu habe es am Dienstag gegeben. „Doch eine Absage wurde uns bereits nahegelegt, seit es die ersten Handgreiflichkeiten auf dem Markt gab“, so ein Mitorganisator. Letztlich folgte sein Team dem Ansinnen des Landkreises.
Dort legte man am Donnerstag Wert darauf, dass die Behörde keinen Druck ausgeübt habe: „Der Landkreis kann keinen Anmelder oder Veranstalter auf Verzicht drängen und macht dies auch nicht, unabhängig von deren Anliegen, da die Versammlungsfreiheit ein sehr hohes Gut ist und prinzipiell ein Anrecht darauf besteht, soweit alle Gesetze eingehalten werden“, erklärte Kreis-Sprecher Udo Pawelczyk. Weshalb das Familienfest abgesagt wurde, könne er also nicht sagen. Obwohl es ihre eigene Entscheidung war, bedauerten die Familienfest-Organisatoren am Donnerstag ihre Absage. „Wir hätten gerne gezeigt, wie harmlos wir sind und eben nicht radikal“, sagte einer der Planer. Bei dem Fest auf dem Markt wollten die Organisatoren unter anderem mit Besuchern ins Gespräch kommen. Eingeladen hatten sie auch die Band „Bandbreite“, die wegen ihrer politischen Texte zumindest kontrovers diskutiert wird. (mz)