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Zwischen Bernburg und Plötzkau Zwischen Bernburg und Plötzkau: Betonkrebs: A14 wird bis Oktober komplett erneuert

Von Diana Serbe 15.07.2017, 10:33
Schalenrisse in einer von „Betonkrebs“ befallenen Asphaltdecke.
Schalenrisse in einer von „Betonkrebs“ befallenen Asphaltdecke. lsbB

Bernburg/Plötzkau - Auf der Autobahn 14 in Fahrtrichtung Halle wird seit Ende Juni zwischen dem Parkplatz „Alter Postweg“ bei Strenzfeld und der Anschlussstelle Plötzkau die Betonfahrbahn komplett erneuert. Laut Uwe Langkammer, Präsident der Landesstraßenbaubehörde (LSBB), ist dies die erste Komplettsanierung seit dem Bau vor 17 Jahren. Kostenpunkt für die rund sechs Kilometer lange Strecke: circa 6,5 Millionen Euro. Grund für die notwendige Sanierung sei vor allem eine Alkali-Kiesel-Reaktion, die die gesamte Strecke zwischen Halle und Bernburg auf der A 14 betreffe.

„Damals konnte man nur einzelne Komponenten für die Lebensdauer einer Betondecke überprüfen“, sagt Langkammer über die Möglichkeiten zur Bauzeit im Jahr 2000. Erst seit etwa acht Jahren sei mit Vorab-Prüfungen sehr viel besser nachvollziehbar, wie sich Beton unter bestimmten Einflüssen verhalte. Sogenannte „Performance-Tests“ simulieren das Leben einer Betondecke im Laufe der Jahre. In Klimakammern würden von Nässe bis Gewicht alle Belastungen erprobt, die eine Betondecke innerhalb ihrer geplanten Lebensdauer von etwa 25 bis 30 Jahren aushalten müsse. Als Übergangslösung trage man bei Bruchstellen eine dünne Asphaltdecke zum Ausbessern auf die Fahrbahn auf, so geschehen vor zuletzt etwa sieben Jahren. „Das Problem ist, dass man dann nicht mehr sieht, was darunter passiert“, sagt Langkammer.

Betonkrebs: Immer wieder Probleme

Was für die Fahrbahnarbeiten planmäßig zuerst ansteht: Sogenannte Fräser entfernen die alte Betondecke. Darunter wird sichtbar, was umgangssprachlich als „Betonkrebs“ bezeichnet wird. Feuchtigkeit dringt über undichte Stellen in die Betondecke ein. Alkalischer Zement und die Kieselsäure des Gesteins verbinden sich zu einem Alkali-Kiesel-Gel, welches aufquillt und damit den Beton von innen aufbricht. Von außen wird dieser Prozess zuerst durch Risse in der Oberfläche sichtbar. „Die Reaktion im Beton lässt sich nicht stoppen“, sagt der Experte. Man könne nur die Feuchtigkeit eindämmen.

Noch bis Oktober 2017 sollen die A 14-Bauarbeiten zwischen Strenzfeld und Plötzkau dauern. In Richtung Magdeburg wird der Verkehr auf einem Fahrstreifen an der Baustelle vorbeigeleitet, in Richtung Halle auf zwei. Der Abschnitt hat ein geschätztes Verkehrsaufkommen von 40 000 Fahrzeugen täglich.

Parallel wird derzeit die A 14 in Richtung Dresden auch südlich von Löbejün, zwischen Halle-Trotha und Tornau sowie an der Anschlussstelle Halle-Peißen saniert. Für 2018 kündigt Uwe Langkammer Bauarbeiten in ähnlichem Umfang an. Ende 2019 soll die Sanierung der problematischen „Betonkrebs“-Strecken zwischen Bernburg und Halle größtenteils abgeschlossen sein.

Die Auffahrt von der B 6n an der Anschlussstelle Bernburg ist in Fahrtrichtung Halle gesperrt, die Auffahrt in Richtung Magdeburg ist möglich. Da der Weg nach Süden wegen einer Vollsperrung der Landesstraße 65 (bis Dezember) auch nicht über Aderstedt möglich ist, empfiehlt sich der Umweg über die A14-Anschlussstelle Staßfurt/Neugattersleben und dort das Wenden. ds/tad

Die Sanierungsarbeiten dienen auch dem Überholen der Brückenbeläge. Auf etwa 600 Metern wird entlang der Wipperbrücke Gussasphalt auf die Fahrbahn aufgebracht, der „zu 100 Prozent dicht“ sein soll, wie Langkammer sagt und keine zusätzlichen Verdichtungsarbeiten erfordere. Im Vergleich zum vorher verwendeten „Splittmastixasphalt“ sei der Baustoff teurer, habe durch die Mischung aus groben und feinen Gesteinskörnungen aber auch bessere Bindungseigenschaften gegen Nässe. Derzeit widmen sich sogenannte „Abdichter“ den über 30 Einläufen, die aufkommendes Regenwasser ableiten sollen. Abgedichtet werden die Vorrichtungen von einem Kieselgemisch mit Harz. Besonders der Fahrbahnübergang zwischen Festland und Brücke sei wichtig. Dort werden noch ein Korrosionsschutz und drei Beschichtungen aufgetragen.

„Die Brücke dehnt sich anders als das Festland“, sagt Uwe Langkammer. „Deshalb planen wir aufgrund von Witterungsbedingungen und Gewichtsbelastungen eine Dehnung von 20 Zentimetern ein.“ Die Brückenarbeiten bei Ilberstedt seien die ersten Verschleißreparaturen seit dem Neubau, für Langkammer „die empfindlichste Stelle“.

Grundstein ist gelegt

Der Fahrbahnuntergrund ist laut dem LSBB-Präsidenten aktuell so gut wie fertig. Nun müsse man sich noch den Entwässerungssystemen widmen. Erste Schutzeinrichtungen wie neue Leitplanken sind bereits am Fahrbahnrand zu sehen. Nach aktueller DIN-Norm sollen sie bei etwaigem Aufprall mehr Widerstand leisten. Fertiger verteilen und verdichten den Asphalt bei einer Temperatur von 160 Grad. Die großen Walzen verdichten die Tragschicht. Besonders im Hochsommer eine Höchstleistung für die Arbeiter. Eine regelmäßige Bewässerung der Fahrbahn sei unumgänglich, um Staubaufkommen zu vermeiden, die den Verkehr gefährden könnten.

Der letzte Schritt sei die Fahrbahnmarkierung für die beiden jeweils 3,50 Meter breiten Fahrspuren pro Richtung. Außerdem gehören links und rechts ein 50 Zentimeter breiter Leitstreifen sowie eine 2,50 Meter breite Standspur dazu. „Den Abschluss bildet die Kehrmaschine“, fügt Langkammer an.

(mz)