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Saft für rund 300 Flaschen Winfried Becker übernahm Weinberg in Gröna bei Bernburg: Lese vom Weißburgunder am Schlewip

Von Susanne Schlaikier 27.09.2020, 12:56
Freunde helfen Winfried Becker in Gröna bei der Lese von Trauben der Rebsorte Weißburgunder.
Freunde helfen Winfried Becker in Gröna bei der Lese von Trauben der Rebsorte Weißburgunder. Engelbert Pülicher

Gröna - Zwei Tage hätte Winfried Becker die Trauben gern noch hängen lassen. Denn die Weinlese sei immer ein großes Ereignis mit den Nachbarn vom Grönaer Druschplatz, erzählt Becker.

Aber beim Blick auf den Wetterbericht für das Wochenende mit Regen und kühlen Temperaturen hat sich der 62-jährige Hobbywinzer entschieden, die hellen Trauben auf am Weinberg „Schlewip“ in Gröna schon etwas früher zu ernten.

Der Qualität des Weins dürfte das keinen Abbruch tun - zwischen 90 und 100 Grad Oechsle hat der Weißburgunder. Den Spätburgunder will Becker dann in etwa zwei Wochen ernten. 300 Rebstöcke werden von beiden Sorten in Gröna angebaut.

Winzer aus Höhnstedt hatte den Weinberg 2004 angelegt

Vor drei Jahren hat Winfried Becker den kleinen Weinberg unweit der Saalebrücke übernommen. Er habe damals seinen 60. Geburtstag im Gasthaus „Schlehdorn“ gefeiert, erzählt Becker.

Dabei habe er in Gesprächen erfahren, dass der bisherige Pächter, ein Winzer aus Höhnstedt, den Vertrag gekündigt hatte. Eben jener hatte den Weinberg im Jahr 2004 angelegt.

Aber schon mehrere hundert Jahre zuvor war an dieser Stelle Weinbau betrieben worden. Nach dem Rückzug des Vorgängers überlegte Winfried Becker nicht lange. „Ich hatte schon immer ein Auge auf den Weinberg geworfen“, erzählt der gebürtige Leipziger, der seit 25 Jahren in Gröna lebt. Auch, weil er ein passendes Hobby für die Zeit nach seiner Arbeit als Betriebsleiter bei der Verbundnetz Gas AG suchte.

Winfried Becker lebt seit 25 Jahren in Gröna

Anfangs sei der Weinberg noch ziemlich verwildert gewesen, erzählt Becker. Aber mit Nachbarn und Freunden hat er dafür gesorgt, dass der Wein wieder gute Bedingungen zum Wachsen hat.

Die Süd-West-Lage jedenfalls sei ideal, meint der Hobbywinzer. „Die Saale bringt die Wärme im Sommer.“ Ist die Lese abgeschlossen, werden die Trauben zum Keltern nach Laucha (Sachsen) in die Weinmanufaktur „Alte Zuckerfabrik“ gebracht, erzählt der 62-Jährige.

Dort werden für den Grönaer Wein auch ausschließlich Trauben vom „Schlewip“ verwendet. 200 bis 300 Flaschen können damit abgefüllt werden. Die würden aber nicht verkauft, sondern vor allem an Nachbarn und Freunde verschenkt, so Becker.

Er sei zwar immer ein Wein-Liebhaber gewesen, am liebsten trinkt der Grönaer Weiß- oder leichte Rotweine. Aber mit Weinbau hatte er sich zuvor noch nicht beschäftigt.

Daher habe er sich in seinem ersten Jahr beim Rebschnitt auch professionelle Hilfe von einem echten Winzer geholt. Dabei er viel gelernt, erzählt der Grönaer. Alles andere habe er sich angelesen oder selber angeeignet.

Auf Weinberg gibt es für den Hobbywinzer jede Menge Arbeit

Fast das ganze Jahr über hat Becker jetzt im Ruhestand auf dem Weinberg zu tun. Das beginne Ende Februar/Anfang März mit dem Rebschnitt. Dann werde regelmäßig Unkraut entfernt. Und wenn es sehr trocken ist, wie in der jüngsten Vergangenheit, dann müsse auch mal gewässert werden.

Zumindest die neu gepflanzten Rebstöcke müssten gegossen werden. Neben der Trockenheit machen dem Hobbywinzer aber vor allem die Wespen zu schaffen, die die süßen Trauben auch zu schätzen wissen.

Im vergangenen Jahr habe er 50 Prozent Verlust bei den weißen Trauben gehabt. Daher verpackt Becker inzwischen jede Traube in spezielle Tüten - das sei aufwendig, aber erfolgreich, erzählt der Hobbywinzer.

Neben der Arbeit genießt er aber auch gern den Blick vom Weinberg auf die Saale und die zahlreichen Ausflügler und Radtouristen, die die Saalebrücke überqueren. (mz)