Handball-3. Liga Was den Bernburgern gefehlt hat
Der SV Anhalt war gegen den TSV Anderten gefordert. Wie der Trainer die Partie einschätzt.

Bernburg/MZ. - „Wir müssen in Vorleistung gehen, um die Fans in der Halle abzuholen“, hatte Bernburgs Trainer Martin Ostermann vor dem Heimspiel gegen den TSV Anderten verkündet. Mussten die Spieler gar nicht, denn die Fans standen von der ersten bis zur letzten Sekunde hinter der Mannschaft, obwohl diese im Angriff keine drittligareife Vorstellung bot und mit der 22:30 (11:16)-Heimniederlage gegen die Niedersachsen noch relativ gut bedient war. „Wir hatten gegen die massive Abwehr der Gäste riesige Probleme, mussten auch vor dieser Partie durch die Ausfälle von Julian Schulze und Felix Krömke umbauen. Wenn dann die ersten Aktionen misslingen, kommen die Selbstzweifel wieder hoch“, meinte Anhalt-Coach Martin Ostermann unmittelbar nach dem Abpfiff.
Später Treffer aus dem Feld
Die fehlende Offensivpower spiegelte sich bereits in der Anfangsviertelstunde wider. Erst in der 15. Minute gelang Kreisläufer Tim Ehmke nach einem der ganz seltenen Angriffe über die zweite Welle der erste Treffer aus dem Feld zum 5:7. Die vier vorherigen Tore hatte Nico Richter, der zu alter Treffsicherheit zurückgefunden hat, allesamt von der Siebenmetermarke erzielt. Aus dem Rückraum kam bis dahin gar nichts. Und das sollte sich bis zum Abpfiff auch nicht großartig ändern. Die zumeist harmlosen Würfe von Ivan Kolak, Philipp Gehlert, Christian Herz oder Clemens Grafenhorst wurden geblockt oder eine lockere Beute von TSV-Schlussmann Colin Räbiger.
22 Tore in eigener Halle sind viel zu wenig.
Clemens Friedrich Grafenhorst, Rückraumspieler
Die Niedersachsen zogen auf 8:13 (22.) davon und ließen die Träume der größten Optimisten unter den Anhalt-Fans auf den dritten Saisonsieg spätestens beim 12:21 in der 40. Minute wie eine Seifenblase platzen. „Das lässt sich Anderten nicht mehr nehmen. Dazu sind die Gäste einfach zu abgezockt. Die spielen das jetzt locker runter und geraten nicht mehr in Gefahr“, so das Vorstandsmitglied des Fördervereins des SV Anhalt, Frank Conrad, auf der Tribüne. Wenn kurz einmal ein Hoffnungsfunke auf den Ansatz einer eventuellen Aufholjagd nach einer der Paraden von Keeper Julian Ohm oder einem Ballgewinn in der Abwehr aufglimmte, erlosch dieser durch einen technischen Fehler oder einen unplatzierten Wurf sofort wieder.
„Wir haben uns als Mannschaft fest vorgenommen, nach dem Debakel in Altenholz eine Reaktion zu zeigen. Das ist uns leider nur teilweise in der Abwehr gelungen. Im Angriff haben wir uns äußerst schwer getan. Da hatten wir echte Probleme und sind aus dem Rückraum zu oft am Block oder am Keeper gescheitert. 22 Tore in eigener Halle sind viel zu wenig“, gab Clemens Grafenhorst selbstkritisch zu. Und außerdem Negativrekord in dieser Saison.
Kopf nicht in Sand gesteckt
Eines muss man den Bernburger Spielern jedoch hoch anrechnen. Sie haben trotz des klaren Rückstands und des einseitigen Spielverlaufs den Kopf nicht wie beim 30:45 in Altenholz in den Sand gesteckt. Und bis zum Abpfiff alles gegeben, um das vierte zweistellige Debakel in dieser Saison zu verhindern. Aber zu mehr hat es auch nicht gereicht. „Die Jungs haben Mentalität gezeigt und sich im Gegensatz zum Spiel in Altenholz nicht aufgegeben. Das ist der erste kleine Schritt auf dem langen und steinigen Weg zum Klassenerhalt. Selbstzweifel dürfen nach einer misslungenen Aktion aber demnächst nicht mehr aufkommen“, erklärte Trainer Martin Ostermann.
Um aus dem Tal der Tränen zu kommen, müssen die Bernburger diese Zweifel aber so schnell wie möglich aus ihren Köpfen bekommen. Erfolgserlebnisse helfen natürlich. Aber diese wird Anhalts Handballern niemand schenken. Die Bernburger müssen selbst die Karre aus dem Dreck fahren.
Bernburg: Ohm, Baum - Rach, Friedrich (1), Klimaschewski (1), Froschauer (2), Grafenhorst (2), Kolak, Gehlert, Ehmke (3), Richter (8/7), Belhadi, Herz (5)