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Verkehrsregelung in Bernburg  Verkehrsregelung in Bernburg : Schimpftiraden am Lindenplatz

Von Torsten Adam 31.05.2018, 11:57
Wer den verkehrsberuhigten Bereich am Lindenplatz verlässt (rotes Auto), muss laut der neuesten Interpretation der Straßenverkehrsordnung an der Einmündung vor der Stadtinformation allen anderen Verkehrsteilnehmern die Vorfahrt gewähren. Die Rechts-vor-Links-Regel gilt nicht mehr.
Wer den verkehrsberuhigten Bereich am Lindenplatz verlässt (rotes Auto), muss laut der neuesten Interpretation der Straßenverkehrsordnung an der Einmündung vor der Stadtinformation allen anderen Verkehrsteilnehmern die Vorfahrt gewähren. Die Rechts-vor-Links-Regel gilt nicht mehr. Engelbert Pülicher

Bernburg - Rechts vor Links oder doch Wartepflicht beim Verlassen des verkehrsberuhigten Bereiches am Bernburger Lindenplatz?

Eine eindeutige Antwort auf diese Frage können die meisten Autofahrer nicht geben.

Aus gutem Grund: Die Vorfahrtsregeln im Übergang von sogenannten Spielstraßen in Tempo-30-Bereiche werden inzwischen von den Behörden anders interpretiert als noch vor zwei Jahren - bundesweit wohlgemerkt.

Stellvertretend für die große Verunsicherung steht eine Situation, die sich am Dienstagvormittag an der Einmündung vor der Stadtinformation ereignete.

Sowohl ein Mann als auch eine Frau am Steuer ihrer Pkw waren sich sicher, Vorfahrt zu haben, fuhren los und traten im letzten Moment auf die Bremse, um einen Unfall zu vermeiden.

Nur um wenige Zentimeter entgingen sie einem Blechschaden.

Es folgten gegenseitige wüste Beschimpfungen, weil jeder überzeugt war, im Recht zu sein.

Verkehrsregelung in Bernburg: Nur geringe Geschwindigkeit

Am gleichen Tag belauerten sich zwei Autofahrerinnen an der selben Stelle und warteten darauf, dass die andere zuerst fährt.

Nur wenige Minuten Beobachtung genügten, um festzustellen, dass die Autofahrer die Vorfahrtsregeln an dieser Lindenplatz-Einmündung unterschiedlich auslegen.

Dass es dort bisher nicht öfter gekracht hat, ist wohl lediglich der Tatsache geschuldet, dass die Pkw mit relativ geringer Geschwindigkeit unterwegs sind.

Verkehrsregelung in Bernburg : Rechts vor Links gilt nicht

Tatsächlich gilt an beiden Einmündungen des Lindenplatzes inzwischen nicht mehr - wie noch vor zwei Jahren von der Stadtverwaltung behauptet - Rechts vor Links.

Der Grund ist eine geänderte Rechtskommentierung der Straßenverkehrsordnung (StVO), wie Ricardo Beck, Sachgebietsleiter Verkehr im Ordnungsamt, erläutert.

Bislang wurde der Übergang von einem verkehrsberuhigten Bereich in eine Tempo-30-Zone dahingehend interpretiert, dass Paragraf 8 der StVO - also die Rechts-vor-Links-Regel - anzuwenden ist.

Nunmehr gilt das, was wohl die meisten Verkehrsteilnehmer in der Fahrschule gelernt hatten: Wer einen verkehrsberuhigten Bereich verlässt, muss analog zu Grundstücksausfahrten die Vorfahrt gewähren (Paragraf 10).

Verkehrsregelung in Bernburg: Leser brachte Debatte ins Rollen

Dieses Verhalten ist auch an der Einmündung Virchowstraße/ Löfflerstraße anzuwenden.

Ein Leser, der die dortige Beschilderung für zweideutig hält, brachte die Debatte nun ins Rollen.

Wer von der Löfflerstraße auf die Virchowstraße abbiegt, befindet sich auf der Einmündung zwar in einer 30er-Zone, hat dennoch Wartepflicht, weil er aus einem verkehrsberuhigten Bereich kommt.

Dass dieser Straßenabschnitt als einziger in der Umgebung als „Spielstraße“ ausgewiesen ist, hängt laut Ricardo Beck mit dem baulichen Zustand zusammen.

Im Zuge der Neugestaltung der Löfflerstraße im Jahr 1992 wurde auf einer Seite auf einen Hochbord verzichtet, so dass es nur eine niveaugleiche Verkehrsfläche gibt. Ob in der Nachbarschaft viele Kinder wohnen oder nicht, spielt bei den Überlegungen, ob eine Straße verkehrsberuhigter Bereich wird, keine Hauptrolle.

Verkehrsregelung in Bernburg:  Neue Beschilderung nötig

Während die neue Auslegung der StVO für die Schilder an der Löfflerstraße keine Änderungen notwendig macht, müssen sich die Verantwortungsträger mindestens am Lindenplatz Gedanken machen, wie sie die nun geltende Vorfahrtsregel für alle eindeutig sichtbar machen.

Denkbar wäre so zum Beispiel, direkt an beide Einmündungen die blauen „Spielstraßen“-Schilder zu platzieren oder mit Vorfahrtsschildern zu arbeiten.

Ricardo Beck will zeitnah mit dem Straßenverkehrsamt des Salzlandkreises und der Polizei die Situation beraten, um schnell eine Lösung präsentieren zu können.

Und zwar mit verbindlichen Vorfahrtsregeln, die einheitlich im gesamten Stadtgebiet gelten.

Verkehrsregelung in Bernburg: Noch ein umstrittener Fall

Umstritten ist etwa auch die Ecke Louis-Braille-Platz/Leipziger Straße, wo Autofahrern trotz des Verlassens des verkehrsberuhigten Bereiches durch ein Schild die Vorfahrt angezeigt wird - was wiederum entgegenkommende Linksabbieger gar nicht sehen und deshalb davon ausgehen können, dass sie selbst vorfahrtsberechtigt sind.

Bis eindeutige Regeln kommuniziert sind, rät Ricardo Beck in Zweifelsfällen: „Man sollte nicht auf seinem vermeintlichen Vorfahrtsrecht beharren und am besten Blickkontakt mit seinem Gegenüber aufnehmen, um sich per Handzeichen zu verständigen.“ (mz)