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Ungewöhnlicher Geruch soll Wildtiere sensibilisieren

Von HEIKO WIGRIM 20.08.2009, 16:20

POLEY/MZ. - Der Duftzaun befindet sich im Jagdrevier von Michael Warthemann aus Poley. Sechs Wildunfälle gab es hier im Jahr 2008. Auf etwa 400 Metern Länge wurden - an beiden Straßenseiten gleichmäßig verteilt - insgesamt bis zu 100 Duftdepots aufgebaut. "Das Wild nimmt den Duft schon von weitem auf", erklärte Warthemann die Funktionsweise des Zauns. In dem Duftmix enthalten sind Gerüche nach Luchs, Bär, Wolf und Mensch. "Diese Gerüche bedeuten für das Rehwild Gefahr. Das ist bei ihnen genetisch eingeimpft." Das Wild bleibe bei dem unbekannten Duft zunächst stehen: "Nachdem es die Witterung aufgenommen hat, verharrt es an der Stelle, schaut sich um, ob es Bewegungen im Umfeld erkennt und hört, ob es verdächtige Geräusche gibt." Und erst dann, wenn keine wahrnehmbare Gefahr besteht, gehe das Wild vorsichtig weiter.

Genau dieses Verhalten der Tiere soll mit dem Duftzaun erreicht werden, erklärt Hermann Fedrowitz, Leiter des Fachbereichs Verkehr beim Allgemeinden Deutschen Automobil-Club (ADAC) Niedersachsen / Sachsen-Anhalt. Es komme mit dem Duftzaun nicht darauf an, die Tiere zu vergrämen, sondern sie zu sensibilisieren, damit sie nicht blindlings über die Straße laufen.

"Mit den ADAC-Duftzäunen haben wir bereits gute Erfolge erzielt", erklärte der ADAC-Verkehrsexperte. Ein Gewöhnungseffekt trete bei dem speziellen Duft nicht auf. "Hiermit gelingt es uns, die Tiere direkt zu erreichen, sie zu sensibilisieren." Allerdings stehe und falle ein solches Projekt mit den unterstützenden Personen. Denn die Funktion des Duftzaunes hänge von der ständigen Betreuung ab. "Alle sechs bis acht Wochen muss der Duftstoff erneuert werden", so Fedrowitz. Dies erledige in der Regel der Jagdpächter, in dessen Revier der Duftzaun aufgebaut wurde.

Parallel zu den Tieren sollen aber auch die Kraftfahrer auf die besondere Gefahrensituation an den Wildwechselstellen aufmerksam gemacht werden. So werden solche Abschnitte mit dem Verkehrszeichen "Wildwechsel" gekennzeichnet. Die Kommunen schneiden die Bankette an beiden Straßenseiten frei - "damit erhält der Kraftfahrer die Möglichkeit, das Wild rechtzeitig zu erkennen." Außerdem wird im Abschnitt des Duftzaunes noch ein optisch sichtbares Banner aufgehängt, das auf die ADAC-Aktion hinweist.

Jost Rasche, Sachgebietsleiter Straßenverkehrswesen bei der Landkreisverwaltung, kann ebenfalls den Erfolg der ADAC-Duftzäune belegen. Bei Lödderitz wurde im Julie 2008 ein solcher Zaun errichtet. "Jährlich hatten wir dort 15 Wildunfälle. In diesem Jahr waren es bis zum 20. Juli nur noch drei." 900 Wildunfälle seien 2007 im Salzlandkreis registriert worden, die eine Schadenssumme von 1,5 Millionen Euro zur Folge hatten.

Wildunfälle stünden im Salzlandkreis an dritter Stelle der Unfallursachen, bestätigte auch Manfred Thiemann, Leiter Verkehrsdienst im Polizeirevier Salzlandkreis. Im Altkreis Schönebeck gab es in diesem Jahr bereits 180 Wildunfälle, im Altkreis Bernburg 161 und in Aschersleben-Staßfurt 101. Ein großer Unfallschwerpunkt im Altkreis Bernburg sei der Abschnitt Zweihausen-Könnern, in dem es bereits zu 29 Wildunfällen gekommen ist.