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Musiknacht  Traditionelle Musiknacht: Im Sonderzug nach Bernburg

Von Torsten Adam 16.01.2017, 10:04
Sängerin Vici Janek, Frontfrau von „Sonic Jam“, überzeugte mit ihrer ausdrucksstarken Stimme.
Sängerin Vici Janek, Frontfrau von „Sonic Jam“, überzeugte mit ihrer ausdrucksstarken Stimme. Engelbert Pülicher

Bernburg - Um es vorweg zu nehmen: Die Musiknacht in Bernburg konnte nicht an vergangene Jahre anknüpfen. Mit knapp 450 Nachtschwärmern war die von „Tänzchentee“ am Samstagabend im Kurhaus organisierte Veranstaltung deutlich weniger gut besucht als in den Vorjahren.

„Wir sind alle enttäuscht und wissen nicht, woran es lag“, sagte Bassist Andreas „Slapper“ Koch. Möglicherweise am Wetter, vielleicht auch daran, dass das Event diesmal zwei Wochen früher als üblich über die Bühne ging?

Musiknacht stand kurzfristig auf der Kippe

Und irgendwie schien die 16. Auflage verhext zu sein. Bei der Generalprobe der Gastgeber am Freitag, dem 13., fiel ein Stück Gips von der Decke aufs Parkett herunter - glücklicherweise kam niemand zu Schaden. Nicht auszudenken, wenn der Unfall einen Tag später passiert wäre.

So stand die Veranstaltung zwischenzeitlich auf der Kippe. Das Bauordnungsamt des Salzlandkreises, dem die 115 Jahre alte Immobilie gehört, gab nach Prüfung aber grünes Licht. Dennoch offenbart der Fall, wie groß der Sanierungsstau in der letzten größeren Veranstaltungshalle der Stadt, wie dringend eine Restaurierung auch im Hinblick auf fehlende Ausweichmöglichkeiten ist.

Ehemalige Feiersäle wie im Haus der Werktätigen, im Makarenko-Haus, im Klubhaus der Bauschaffenden oder im Haus der Freundschaft gibt es nicht mehr.

Neun Bands standen auf der Bühne

Die Musikfreunde, die am Samstagabend ins Kurhaus geströmt waren, erlebten insgesamt neun Bands. Den Auftakt gestalteten drei Lokalmatadoren: die Musikschulband „All Inclusive“, die Lebenshilfe-Band „AnTon“ und „Sonic Jam“, dann folgten Liedermacher Jante aus Leipzig und „Rose Bogey’s“ aus Magdeburg.

Als Einheizer für „Tänzchentee“ stand die Bernburger Band „Booze“ auf der Bühne und musste sich für die Kostümierung nach Vorbild von „Motörhead“ Kritik von einem Fan der englischen Kultband gefallen lassen. „Der Schlagzeuger sieht aus wie Limahl für Arme, das ist albern“, hielt Steffen Große mit seiner Meinung nicht hinterm Berg.

Lindenberg ist nicht jedermanns Geschmack

Auch die Gastgeber selbst polarisierten. Udo Lindenberg ist eben nicht jedermanns Geschmack. „Zwei Songs von ihm hätten mir genügt“, sagte Volker Härtge, der sich dafür freute, ganz viele Bekannte im Publikum wiedergesehen zu haben.

Als kurz nach Mitternacht quasi der Sonderzug nach Bernburg einfuhr, sang und tanzte die Mehrzahl des Publikums zu Hits wie „Cello“, „Ein Herz kann man nicht reparieren“ oder „Reeperbahn“ mit, zumal es Sänger Sascha Pries gelang, den Panikrocker nicht nur klamottentechnisch, sondern auch stimmlich gut zu doubeln.

Einen gefeierten Gastauftritt mit dem Saxofon hatte Thomas Börner, besser bekannt als „Trompeti“ - Ex-Sänger der Partyband. Mit den Auftritten von „Tarantel“ aus Dessau und „Feigefreunde“ aus Magdeburg und Rogätz ging kurz nach 2 Uhr ein fast siebenstündiges Musikprogramm zu Ende.

Titel zum Tanzen fehlten dem Publikum

Ein durchwachsenes Fazit des Abends zog Viviane Peters. „Die Akustik im Saal ist nicht so gut, mir fehlten mehr eingängige Titel zum Tanzen“, sagte sie. Vor zwei Jahren habe es ihr besser gefallen. Grundsätzlich sei es aber gut, dass solch eine Musiknacht in Bernburg überhaupt auf die Beine gestellt werde. „Ich komme nächstes Jahr gern wieder“, versprach sie.

Unters Publikum gemischt hatte sich ein früherer Teenieschwarm. In Begleitung des Cörmigker Produzenten Lars Rettkowitz, mit dem er schon mehrfach musikalisch zusammengearbeitet hatte, war Yu Phoenix erstmals bei der Musiknacht in Bernburg dabei.

Der heute 28-jährige Gitarrist der von 2005 bis 2010 überaus erfolgreichen Glam-Rock-Band „Cinema Bizarre“, die einst mit Lady Gaga durch die USA getourt war, fand lobende Worte für die von Dirk „Landte“ Landtschulze und Sascha Pries moderierte Veranstaltung - die zumindest organisatorisch „wie am Schnürchen lief“, so Andreas Koch.

Für „Tänzchentee“ geht es jetzt weiter mit Gigs in Schkopau, Spergau, Magdeburg und Teutschenthal. Gerade mal ein Wochenende Pause gönnen sich die fünf Jungs im Februar, dann sind sie schon wieder als Stimmungskanonen gefragt. (mz)