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Freibad und Pionier-Eisenbahn Stadtgeschichte Bernburg: Freibad Neuborna eröffnete am 25. Mai 1968, am 1. Juni 1969 folgte die Pioniereisenbahn im Krumbholz

Von Joachim Hennecke 05.08.2018, 10:56
Mit einem Neptunfest wurde das Freibad in Neuborna am 25. Mai 1968 eröffnet.
Mit einem Neptunfest wurde das Freibad in Neuborna am 25. Mai 1968 eröffnet. J. Hennecke

Bernburg - Exakt 50 Jahre ist es her, als im Bernburger Stadtteil Neuborna das Freibad eröffnet wurde, in das gerade in der derzeit anhaltenden Hitze täglich mehr als 1.000 Besucher strömen.

Mit den Bauarbeiten zum Freibad Neuborna wurde am 24. August 1965 begonnen, die Grundsteinlegung erfolgte am 1. September 1965 in Anwesenheit des Ersten Vorsitzenden des Rates des Kreises, Rudi Walter.

In die Hülse aus Zinkblech wurden ein Schreiben des Bürgermeisters Horst Messerschmidt, zwei Ausgaben der Tageszeitung „Freiheit“, ein Bauplan des Bades sowie ein Fünf-Pfennig-Stück eingeschlossen. Die Eröffnung des Freibades zur Badesaison 1968 erfolgte am 25. Mai mit einem Neptunfest, bei dem alle Besucher viel Spaß gehabt haben dürften.

Bauarbeiten in Neuborna hatten im August 1965 begonnen

Für den Bau des Schwimmbades wurde eine „Aufbau-Tombola“ organisiert und die Preise im damaligen HO-Möbelhaus Ecke Wilhelm-Pieck-Straße/ Steinstraße ausgestellt. Als Bauzeit waren damals drei Jahre geplant.

Allerdings kam erst später eine weitere Attraktion dazu: 1972 wurde das Becken mit dem fünf Meter hohen Sprungturm fertiggestellt. Mehr als zwei Jahrzehnte strömten die Besucher dann in das beliebte Freibad, das am 3. Juni 1994 eine 34 Meter lange Wasserrutsche erhielt. Kostenpunkt: 120.000 DM.

1972 folgte der Sprungturm, 1994 die Wasserrutsche

Nur vier Jahre später wurde entschieden, das Freibad Neuborna komplett umzubauen. Am 1. September 1998 erfolgte der erste Spatenstich für den Umbau des Freibades. Es sollte 10,1 Millionen DM kosten und bis zum Juni 1999 fertiggestellt sein.

Mit dem 1998/99 erfolgten Umbau des Stadtbades Neuborna zu einem modernen Freizeitbad besitzt heute die Stadt Bernburg eine weitere touristische Attraktion. Der Parkplatz vor dem Erlebnisbad wurde am 8. Juli 1999 an die Freizeit GmbH übergeben.

Freizeit GmbH übernahm 1999 das Freibad

Auf die Badegäste warten seit dem 5. Juni 1999 neben der Wasserkanone, dem Wasserigel und den Schwallrohren auch eine 78 Meter lange Riesenrutsche, eine Breitrutsche, ein Strömungskanal und drei große Whirlpools. Durch eine Wärmehalle und beheiztes Wasser in allen Becken verlängert sich die Badesaison auf den Zeitraum von Mai bis September.

Den Namenswettbewerb für das neue Freibad in Neuborna gewann am 18. Mai 1999 Helmut Stohe mit dem Vorschlag „Saaleperle“. Am 5. Juni 1999 wurde die Neueröffnung des „Erlebnisbades Saaleperle“ in Neuborna gefeiert.

1994 gab es mit rund 86.000 Badegästen einen Rekord

Die „Saaleperle“, von Mitte Mai bis Anfang September geöffnet, lockte im Jahr 2012 rund 9000 Besucher mehr als im Jahr 2011 an. Den Jahresrekord konnte man 1994 verbuchen, als 86.368 Badegäste nach Neuborna kamen.

Noch immer ist die Saaleperle bei den Besuchern beliebt, genauso wie die Parkeisenbahn, die ebenfalls vor 50 Jahren in Bernburg ihren Dienst aufnahm. Inmitten eines reizvollen Geländes, im Bernburger Krumbholz - einem trockengelegten Flussbett - verläuft die Gleisstrecke der Parkeisenbahn, die frühere Pionier-Eisenbahn „Drushba“ (Freundschaft), gezogen von der starken roten Diesellok „Krumbholz-Liese“.

Auch die Parkeisenbahn fuhr erstmals vor 50 Jahren

Auf einer Strecke von circa 1,9 Kilometern verbindet die 71 PS starke Diesel-Lok seit dem 1. Juni 1969 ab Haltepunkt Kurhaus/Rosenhag die Stationen Tiergarten, Sportforum, Keßlerturm und Endstation Märchengarten „Paradies“ miteinander.

Pioniereisenbahnen waren schmalspurige Eisenbahnen in den Ländern des Ostblocks, die von Kindern und Jugendlichen betrieben wurden. Ihren Namen erhielten sie von den Pionieren, den Mitgliedern der jeweiligen Jugendorganisationen. Die erste Pioniereisenbahn wurde 1932 in Moskau eröffnet, allerdings im Jahr darauf wieder eingestellt.

Erste DDR-Kindereisenbahn fuhr in Dresden

Die erste dauerhaft in Betrieb genommene Pioniereisenbahn wurde am 24. Juni 1935 in Tbilissi (Georgien) eröffnet. 1950 wurde im Großen Garten in Dresden zum „Tag des Kindes“ mit einfachen Mitteln die erste DDR-Kindereisenbahn eröffnet.

Die Mitglieder der Pionierorganisation, die die Bahn betrieben, wurden dabei von der Deutschen Reichsbahn (DR) unterstützt. Nach einer theoretischen Grundausbildung durften die Kinder und Jugendlichen als Zugschaffner, Aufsicht, Schrankenwärter, Sperre am Ein- und Ausgang, am Fahrkartenschalter, Fahrdienstleiter und Zugführer arbeiten.

Die Uniformen entsprachen mit Abweichungen denen der Deutschen Reichsbahn. Pioniereisenbahnen dienten auch der Heranführung der Kinder und Jugendlichen an den Eisenbahnbetrieb und sollten für eine spätere Berufswahl zugunsten der Bahn vorbereiten.

120.000 Fahrgäste nutzten die Bahn im ersten Jahr

Im Eröffnungsjahr zählte die Pioniereisenbahn in Bernburg 120 000 Fahrgäste, eine der ersten war die damalige DDR-Bildungsministerin Margot Honecker; im Mai 1974 stattete sie der Pioniereisenbahn einen weiteren Besuch ab.

Die Gleise der Pioniereisenbahn hatten 1969 in der Bernburger Garnison stationierte sowjetische Soldaten verlegt. Die Strecke führte anfangs nur vom Kurhaus bis zum Tiergarten, erst 1974 wurde sie bis zur Ausflugsgaststätte „Paradies“ erweitert.

Die damals vom Bernburger Steinsalzwerk zur Verfügung gestellte Grubenlok „Drushba“ steht heute noch als „eiserne Reserve“ im Schuppen, ihr Pendant „Gute Fahrt“ ist nicht mehr fahrtüchtig

Feuer zum zehnjährigen bestehen der Pioniereisenbahn 1979

Im Juli 1979 feierte die Pioniereisenbahn „Drushba“ ihr zehnjähriges Bestehen. Beim Appell der Pioniereisenbahner nahmen Gäste von Pioniereisenbahnen aus Leipzig, Cottbus, Gera, Görlitz und Vatterode teil und überbrachten ihre Glückwünsche.

1981 beförderte die Pioniereisenbahn „Drushba“ insgesamt 104.082 Gäste durch das Naherholungszentrum. Als 1997 die Ausflugsgaststätte „Paradies“ nach Renovierung wiedereröffnet wurde, chauffierte die Schmalspurbahn (600 Millimeter Spurweite) 71.455 Gäste durch das Krumbholz, wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Heute sind es jährlich noch rund 40.000.

Prominenteste Fahrgäste in jüngerer Zeit waren unter anderem Moderator Jörg Pilawa, Comedystar Mirja Boes und Schauspielerin Mariella Ahrens. Die Station „Kurhaus“ wurde Ende Oktober 1993 in völlig neuem Gewand den vorwiegend jungen Nutzern übergeben. Es entstand durch Fördermittel für Tourismus in Höhe von 850.000 DM. Außerdem wurden mit dieser Summe Gleise erneuert, die Signaltechnik vervollständigt und die Loks generalüberholt.

Die Eisenbahnen wurden durch eine 1997 im niedersächsischen Diepholz von der Firma Schöma gebaute Kleinlok mit 71 PS gezogen. In den fünf überdachten Personenwaggons können damit auch heute noch je 20 Personen befördert werden. (mz)

Die Pioniereisenbahn „Drushba“ passierte inj Bernburg auch einen Springbrunnen.
Die Pioniereisenbahn „Drushba“ passierte inj Bernburg auch einen Springbrunnen.
Hennecke
Kind im Freibad in Neuborna
Kind im Freibad in Neuborna
Hennecke